Eine Figur von hinten zeichnen – Schritt-für-Schritt-Anleitung
In diesem Artikel lernen Sie, wie Sie eine Figur von hinten zeichnen können. Dieser Beitrag ergänzt unseren Artikel „Wie man eine sitzende Person zeichnet“, in dem Sie erfahren, wie Sie Ihrem Charakter Ausdruck und Haltung verleihen – ganz ohne das Gesicht zu zeigen.
Körpersprache ist ein essenzielles Mittel, um Emotionen zu vermitteln, besonders wenn Sie eine Person von hinten darstellen. Doch wie können Sie erkennen, was jemand fühlt, ohne sein Gesicht zu sehen? Genau hier kommt die Körpersprache ins Spiel.
Zu Beginn werde ich einige wichtige Aspekte wiederholen, die ich bereits im Artikel „Wie man eine sitzende Person zeichnet“ erläutert habe. Dort erkläre ich, wie sich Emotionen insbesondere anhand der Position von Schultern, Rücken und Becken erkennen lassen – genau die Bereiche, die auch hier im Fokus stehen.
EINEN CHARAKTER VON HINTEN IN VERSCHIEDENEN POSEN ZEICHNEN
Der zentrale Ausgangspunkt für die Haltung eines Rückens ist die Wirbelsäule. Sie trägt den gesamten Oberkörper und ist, obwohl sie bei jedem Menschen eine gewisse Flexibilität besitzt, ein Knochengerüst mit klaren Grenzen.

Die Wirbelsäule ist nicht gerade, sondern folgt einer leichten S-förmigen Krümmung, die das Gewicht des Körpers optimal verteilt. Eine Person kann also niemals einen komplett geraden Rücken haben. Wenn wir sagen, jemand halte den Rücken gerade, meinen wir, dass Schultern und Becken auf einer Linie liegen – dennoch ist immer eine natürliche Vertiefung im Rücken sichtbar.
Bei einer nach vorne geneigten Haltung entsteht ein Buckel, da die Wirbelsäule gespannt ist. Die sonst sichtbare Lordose (Hohlkreuz) wird dabei weniger deutlich.
Bevor Sie Ihre Figur zeichnen, sollten Sie deren Charakter und momentane Stimmung festlegen. Jede Person hat eine ganz individuelle Art, sich zu bewegen und zu sitzen. Die Körperhaltung ändert sich dementsprechend.
Eine selbstbewusste Person steht meist aufrecht, mit erhobenem Kopf, während eine schüchterne oder zurückhaltende Person die Schultern anzieht und den Rücken leicht krümmt.
Um dies zu veranschaulichen, habe ich die Beispiele aus dem Artikel „Wie man eine sitzende Person zeichnet“ neu interpretiert und aus der Rückenperspektive gezeichnet.

Normale Haltung: Das Becken zeigt nach vorne, Kopf und oberer Rücken sind gerade. Von hinten ist der Hals sichtbar, die Schultern sind gerade und ausgerichtet, der Rücken wirkt lang.

Lässige Haltung: Hier wirken Schultern gesenkt und leicht nach vorne geneigt. Der Hals erscheint kürzer, der Kopf neigt sich nach vorne. Der Rücken ist kürzer, das Gesäß etwas angehoben, und die Schulterblätter zeichnen sich durch gespannte Haut ab.

Diagonale Sitzhaltung: Mit geneigtem Kopf und nach hinten gelehntem Oberkörper kann Stress oder Anspannung dargestellt werden. Von hinten ist der Hals verlängert, der Schädel nimmt seine normale Größe an, der Rücken wirkt etwas weniger gequetscht.

Verschlossene Haltung: Ein gerundeter Rücken mit nach vorne geneigtem Kopf, bei dem der Hals kaum sichtbar ist. Die Wirbelsäule ist deutlicher erkennbar, die Haut am Rücken scheint gespannt. Hier zeigt sich oft eine muskulöse oder dünne Statur.

Stark nach vorne gebeugte Haltung: Der Hals ist nicht mehr sichtbar, der Kopf ist zu drei Vierteln oder vollständig verdeckt. Die Schultern sind stark gebeugt, die Rückenlinie dominiert über die Nackenlinie. Der Rücken wirkt kurz und leicht verdreht, während das Becken nach vorne tritt und hervorgehoben wird.
Wie bereits im Artikel „Wie man eine sitzende Figur zeichnet“ erwähnt, sind diese Beispiele Grundlagen und Übertreibungen. Jede Person ist einzigartig, und eine bestimmte Haltung muss nicht zwangsläufig nur eine Emotion ausdrücken. Persönlichkeit und aktuelle Stimmung beeinflussen die Körpersprache maßgeblich.
Um eine Figur von hinten überzeugend zu zeichnen, empfiehlt es sich, die Pose bewusst zu betonen und gegebenenfalls zu übertreiben – so vermitteln Sie die gewünschte Stimmung klarer. Werden etwa die Schultern nicht deutlich gesenkt, erkennt man nicht, dass Ihre Figur niedergeschlagen ist.
ANATOMISCHE GRUNDLAGEN DES RÜCKENS FÜRS ZEICHNEN
Nachdem wir die Grundhaltungen geklärt haben, widmen wir uns nun der Anatomie des Rückens, die Ihnen beim Zeichnen helfen wird.
Sie müssen keine medizinischen Details kennen – es reicht, wenn Sie den grundlegenden Aufbau von Muskeln und Knochen verstehen und wissen, wie diese die Hautoberfläche beeinflussen.

Ich habe eine Zeichnung vorbereitet, die eine Person von hinten zeigt, aufgeteilt in die Hauptmuskeln und die wichtigsten Knochen. Dabei interessieren uns nicht die kleineren Details, sondern die markanten Strukturen, die durch Haut und Körperform sichtbar werden.
Je nach Figurtyp zeigen sich die Konturen unterschiedlich deutlich: Ein schlanker, muskulöser Körper zeigt mehr ausgeprägte Formen als ein korpulenter, bei dem Knochen und Muskeln unter Fettgewebe kaum sichtbar sind. Die Wirbelsäule und die Schulterblätter sind jedoch bei fast allen Körperformen gut erkennbar.
EINE FRAU VON HINTEN SCHRITT FÜR SCHRITT ZEICHNEN
Ich habe mich für eine Frau mit normaler Statur und leicht entwickelter Muskulatur entschieden, die die Arme hebt – so werden Haut, Knochen und Muskeln betont und die Pose wirkt dynamisch.
Kopf: Beginnen Sie mit dem Kopf. Das Gesicht spielt hier keine Rolle, da wir von hinten zeichnen.

Arme: Fügen Sie die Arme hinzu, achten Sie besonders auf die Schultern. Details wie die Finger sind vorerst nicht wichtig.

Körperform: Skizzieren Sie die Grundform des Körpers und nutzen Sie die Wirbelsäulenlinie als Orientierung für die Bewegung des Rückens.

Feinheiten: Sind Form und Haltung stimmig, ergänzen Sie Details wie Brust, Oberschenkel und weitere Körperpartien.

Um Proportionen und Details besser einschätzen zu können, skizzieren Sie zunächst das Skelett als Orientierung.


Markieren Sie Stellen, an denen Knochen und Muskeln hervortreten.
SCHATTEN UND LICHT

Tragen Sie eine Grundfarbe auf, etwa ein mittleres Grau. Danach verwenden Sie einen etwas dunkleren Ton, um Vertiefungen und Schatten zu markieren.

Mit noch dunkleren Farbwerten intensivieren Sie diese Vertiefungen, um Höhenunterschiede auf der Haut sichtbar zu machen.


Zum Schluss setzen Sie mit einem hellen Grau Lichtpunkte, um dem Körper Volumen zu verleihen.
Je nach Stil können Sie Bleistiftstriche sichtbar lassen für einen dynamischen Eindruck oder verwischen, um einen weicheren Effekt zu erzielen.
Die Zeichnung ist jetzt fertig.
Das Zeichnen von Figuren aus der Rückenperspektive gelingt Ihnen am besten, wenn Sie ein Modell vor sich haben – sei es eine posierende Person, ein Bekannter oder Menschen im Alltag. So sammeln Sie wertvolle Eindrücke und verbessern Ihr Verständnis für Haltung und Proportion.
Bitten Sie Freunde, für wenige Minuten zu posieren. Schon kurze Skizzen sind eine große Bereicherung für Ihre Zeichenmappe.
Illustratorin und Autorin: Coralie