Die Schildkröte – Ein faszinierendes Reptil zum Zeichnen
Heute beschäftigen wir uns mit einem faszinierenden Reptil: der Schildkröte! Da die verschiedenen Arten sehr unterschiedliche Formen haben, ist es nicht einfach, alle umfassend zu behandeln. Dieser Artikel gibt Ihnen jedoch eine solide Grundlage, um Schildkröten zeichnerisch sicher anzugehen.
VORSTELLUNG DES TIERES
Die Schildkröte gehört zu den Reptilien, genau wie Eidechsen oder Krokodile. Eine Besonderheit der Schildkröte ist ihr Panzer – eine einzigartige Struktur, die ihr Aussehen maßgeblich bestimmt. Wenn Sie auch Interesse daran haben, wie man eine Eidechse oder ein Krokodil zeichnet, finden Sie auf unserem Blog weitere Anleitungen.
Schildkrötenarten gibt es viele, sie können fleischfressend oder allesfressend (omnivor) sein. Alle legen Eier und verfügen über den typischen Panzer. Klassisch unterscheidet man drei Gruppen: Landschildkröten, Süßwasserschildkröten und Meeresschildkröten.
Während das Skelett bei anderen Tieren sehr wichtig ist, um deren Form zu verstehen, ist es bei der Schildkröte vor allem der Panzer, der ihre charakteristische Form definiert. Der Panzer besteht immer aus zwei Teilen:
- Plastron: die flache Unterseite
- Carapax: die gewölbte Rückenpartie
Diese sind an den Seiten durch zwei knöcherne Brücken miteinander verbunden. So entsteht vorne und hinten je eine Öffnung, durch die Kopf, Beine und Schwanz hervortreten.

- Der Hals ist lang und sehr beweglich. Er kommt vorne aus der Panzeröffnung und ermöglicht der Schildkröte, den Kopf zurückzuziehen.
- Die Vorderbeine ragen nicht seitlich durch den Panzer, sondern kommen vorne heraus, neben dem Hals.
- Die Hinterbeine befinden sich an den hinteren Seiten des Panzers.
- Die Beine weisen dieselbe Knochenstruktur wie unsere Gliedmaßen auf.
- Schildkröten haben vorne fünf Krallen und hinten vier.
- Meeresschildkröten haben ihre Beine zu Flossen umgebildet, die nur noch aus den Knochen von Arm und Unterarm bestehen.
DER SCHÄDEL DER SCHILDKRÖTE
Auch hier wird uns das Studium des Schädels nicht erlauben, eine allgemeine Struktur für alle Schildkröten zu verallgemeinern. Wir sehen hier deutlich, links den Schädel einer Meeresschildkröte, rechts eine andere Flussart, beide Schädel weisen einen ziemlich klaren Formunterschied auf.

Trotzdem können wir einige Gemeinsamkeiten beobachten:
Die Nasenlöcher, rot markiert, befinden sich ganz vorne an der Spitze des Schädels. Keine Schildkröte hat Zähne, sie haben alle einen Schnabel (mit scharfen Kanten). Die Augen (Augenhöhlen in Blau) sind in der Regel ziemlich groß und an der Vorderseite des Kopfes. Die Drehachse des Unterkiefers liegt weit hinten am Schädel (grüner Kreis).
DIE STRUKTUR DES PANZERS
Je nach Art unterscheiden sich Panzerform und -struktur stark:

- Landschildkröten haben meist hohe, gewölbte Panzer, wie bei der Hermannschildkröte.
- Süßwasserschildkröten besitzen oft flachere, rechteckige Panzer, die manchmal nach hinten breiter werden.
- Meeresschildkröten zeichnen sich durch rundere, spitze Panzer aus.
Alle Panzer folgen jedoch einer ähnlichen Schuppenstruktur:
- Eine „Halskette“ aus Schuppen, die den Panzer rundum umgibt (meist rosa markiert).
- Eine zentrale Reihe von Schuppen in der Mitte des Panzers (grün).
- Symmetrisch angeordnete Seitenschuppen (blau).
DER KOPF DER SCHILDKRÖTE
Wie wir kurz anhand der Schädel gesehen haben, wird es schwierig sein, die Formen perfekt zu verallgemeinern. Das hindert uns jedoch nicht daran, eine gemeinsame Basis zu definieren.
- Die Nasenlöcher sitzen vorne an der Spitze des Kopfes.
- Schildkröten haben keine Zähne, sondern einen Schnabel mit scharfen Kanten.
- Die Augen sind mandelförmig mit gut sichtbaren Augenlidern.
- Die Kiefergelenke liegen weit hinten am Schädel.
- Die Kopfoberseite ist meist recht gerade ohne große Höhenunterschiede.
Beachten Sie bei der Zeichnung, dass die Augenachse gegenüber der oberen Kopflinie leicht geneigt ist.

Außerdem wird bei der Meeresschildkröte eine kleine Platte über dem Augenlid (in Gelb) beobachtet. Dieses Element ist auch bei einigen terrestrischen und aquatischen Arten vorhanden.
Hier ist auch deutlich zu erkennen, dass die Haut des Nackens sich direkt an den Panzer anschließt, ohne Raum zu lassen.
DIE BEINE DER SCHILDKRÖTE
Wussten Sie, dass Schildkröten an den Vorderbeinen fünf Krallen besitzen, während an den Hinterbeinen vier Krallen zu finden sind?

Hier sehen Sie [A] die Pfote einer großen Galapagos-Schildkröte, [B] die Pfote einer kleinen Landschildkröte und [C] die Pfote einer Wasserschildkröte.
Die fünf Krallen sind jeweils in Blau markiert. Das rote Pünktchen zeigt Ihnen die Innenseite des Tieres an.
Sie werden außerdem feststellen, dass die Vorderbeine im Allgemeinen nach innen gedreht sind, während die Hinterbeine leicht nach außen gedreht stehen. Die Krallen an den Hinterbeinen sind meist etwas weniger ausgeprägt als an den Vorderbeinen.
Kleine Besonderheit bei Meeresschildkröten, deren Beine zu Flossen geworden sind.

In [A] sehen Sie die Flosse mit den dargestellten Knochen. Manchmal ist auf der Außenseite ein „Finger“ als kleine Auswölbung erkennbar. Die übrigen Finger sind jedoch nicht sichtbar, sodass letztlich nur die Knochen von Arm und Unterarm die Flosse formen.
In [B] habe ich die Knochen auf vereinfachte Weise am Tier platziert.
Die vordere Pfote lässt sich in drei Segmente unterteilen: einen Bereich mit dem grünen Knochen, einen mit dem rosa Knochen und schließlich die „Handknochen“ in Blau. Bei der hinteren Flosse ist der erste Teil kaum sichtbar, sodass man im Grunde nur zwei Segmente wahrnimmt, nämlich den zweiten und dritten.
ANDERE ARTEN VON SCHILDKRÖTEN ZUM ZEICHNEN

In [A] sehen Sie eine Meeresschildkröte, die Lederschildkröte, die eine Besonderheit aufweist: Sie besitzt keine Schuppen auf ihrem Panzer, sondern eine „Haut“. Sie ist die einzige noch lebende Vertreterin ihrer Familie.
In [B] und [C] sehen Sie zwei Landschildkröten mit unterschiedlich geformten Panzern.
Es gibt sogar Arten, deren Schalen nahezu flach sind.
ZUSAMMENFASSUNG DER ZEICHENSCHRITTE
Wir werden uns kurz mit der Hermannschildkröte beschäftigen.
Der Kopf hat eine rechteckige Grundform.
Die Augenachse ist leicht gegenüber der Linie am oberen Kopfende (blaue Linie) geneigt.
Die Nasenlöcher befinden sich ganz oben am vorderen Ende des Kopfes (roter Punkt).
Der Hals ist lang und weist direkt hinter dem Kopf einen „Kragen“ auf (oranger Pfeil). Wenn die Schildkröte den Kopf zurückzieht, verschwindet dieser im „Kragen“ des Halses.
Die Vorderbeine treten direkt neben dem Hals an der Vorderseite des Tieres hervor und sind nach innen gerichtet (hellgrüner Pfeil). Die Hinterbeine hingegen zeigen nach außen (dunkelgrüner Pfeil).
Der Panzer ist von einem Schuppenkragen umgeben (hellblau, Zone 1), gefolgt von einer Linie zentraler Schuppen (violett, Zone 2) und Schuppen, die entlang der Flanken verlaufen (gelb, Zone 3).
Sie werden bemerken, dass die Schuppen an den unteren Teilen der Vorderbeine gut sichtbar und ausgeprägt sind. Dies ist ein Merkmal, das oft vorkommt.
EINE SCHILDKRÖTE SCHRITT FÜR SCHRITT ZEICHNEN
Da die Arten sich stark voneinander unterscheiden können, werden wir von einem Foto ausgehen.

Es handelt sich um eine Landschildkröte mit relativ großer Spannweite.
Bevor ich beginne, vereinfache ich die Zeichnung. Die vorderen Beine (rot markiert) treten deutlich an der Vorderseite des Tieres hervor und sind nach innen gerichtet. Der Hals (orange markiert) ist sehr lang. In dieser Frontalansicht sind die Nasenlöcher (rot) hoch platziert, die schräg stehenden Augen (blau) sowie das breite Maul (grün) gut erkennbar. Die beiden violetten Pfeile zeigen das Relief direkt über den Augen. Der Panzer ist groß und ziemlich gewölbt.
Lassen Sie uns beginnen.

Schritt 1: Ich zeichne die Oberseite des Kopfes.
Schritt 2: Ich vervollständige den Kopf und erweitere den Kreis leicht im Bereich des Unterkiefers.
Schritt 3: Ich zeichne den Hals, schön lang.
Schritt 4: Ich ziehe die Grenze zwischen Panzer und Haut.
Schritt 5: Ausgehend von meiner Zeichnung definiere ich den Halsansatz (grün). Auf der gleichen Höhe (markiert durch die orangefarbenen Linien) platziere ich die Befestigungspunkte der Vorderbeine (rot) und lasse die Beine von dort aus hervortreten.
Schritt 6: Ich skizziere den oberen Teil des Panzers, der ziemlich rund ist. Dabei achte ich darauf, dass der Panzer das Vorderbein gut umschließt (roter Bereich / grüner Pfeil).

Schritt 7: Ich schließe den Panzer. Die Verbindung zwischen Brustpanzer und Schale liegt im Bereich des Beinaustritts (orange Zone, Schritt 5), und ich zeichne das Hinterbein heraus.
Schritt 8: Ich zeichne die wellenförmigen Ränder des Panzers (rot).
Schritt 9: Ich strukturiere den Panzer entsprechend dem zuvor gesehenen Modell.
Schritt 10: Für den Kopf setze ich den oberen Teil der Schnauze.

Schritt 11: Ich platziere die Nasenlöcher hoch und die geneigten Augen. Außerdem zeichne ich den Rand des Panzers (rot, Pfeil 1), schließe den Panzer (Pfeil 2) und markiere die Verbindung der beiden Teile (Pfeil 3).
Schritt 12: Ich skizziere die Knochen grob, vor allem, um die Position der Krallen zu bestimmen. Beachten Sie, dass die Vorderpfoten nach innen und die Hinterpfoten leicht nach außen gedreht sind.
Schritt 13: Ich zeichne die Konturen weiter aus.
Schritt 14: Ich füge viele Falten (blau) sowie Schuppenbegrenzungen (grün) hinzu und arbeite ein wenig Materialstruktur auf die Schuppen des Panzers (rot) ein. Ich nehme mir außerdem Zeit, einige Schuppen an den Beinen anzudeuten.
Bitte beachten Sie, dass ich keine hyperrealistische Zeichnung anstrebe – die Schuppen zeichne ich nicht einzeln, sondern deute sie hauptsächlich an. Zwischen Schritt 13 und 14 entsteht so ein „Modell“ der Schuppenstruktur.


Mein Pfad ist gezeichnet [A]. Anschließend setze ich das Tier mit etwas Gras in Szene [B] und färbe es ein [C] und [D].
Zum Schattieren empfehle ich, den Bereich unter dem Panzer am Hals und am Ansatz der Vorderbeine kräftig zu verdunkeln.
Es ist sehr schwierig, allgemeingültige Aussagen über die Schildkröte zu treffen, aber ich hoffe, dass Ihnen dieser Artikel bei Ihren Zeichnungen eine hilfreiche Orientierung bietet.
Illustratorin und Redakteurin: Elo Illus