Karikatur zeichnen lernen: Schritt-für-Schritt-Anleitung für Einsteiger

Hallo zusammen!

Heute möchte ich Ihnen einen Zeichenstil vorstellen, der auf den ersten Blick spielerisch wirkt, in Wahrheit aber einiges an Beobachtungsgabe und Feingefühl erfordert: die Karikatur. In diesem Artikel erhalten Sie grundlegende Hinweise, die Ihnen den Einstieg erleichtern – damit Sie schon bald viel Freude daran haben, Personen auf humorvolle Weise zu karikieren.

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WAS IST EINE KARIKATUR?

Per Definition ist eine Karikatur eine groteske und häufig humorvolle Darstellung einer Person. Dabei werden bestimmte Gesichts- oder Körpermerkmale übertrieben oder verzerrt dargestellt.

Ziel ist es nicht, eine realistische Abbildung zu schaffen, sondern den Charakter der Person auf überzeichnete Weise einzufangen. Dafür ist ein gewisses Grundverständnis der Anatomie hilfreich – nur so wirken die Karikaturen überzeugend und nicht unbeholfen.

Wenn Sie Ihr Wissen im Bereich anatomisches Zeichnen vertiefen möchten, empfehle ich Ihnen folgende Artikel:

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BEISPIELE FÜR KARIKATUREN

Wie man in den folgenden Beispielen sehen kann, ist eine Karikatur selten schmeichelhaft; es geht darum, die richtige Balance zwischen Übertreibung, Humor und Ähnlichkeit mit der gezeichneten Person zu finden.

Wir werden nun anhand von drei Beispielen sehen, wie Karikaturen Schritt für Schritt entstehen.

KARIKATUR EINER JUNGEN FRAU

Für dieses erste Beispiel habe ich ein etwas kompliziertes Foto gewählt. Da die junge Frau keine besonders einzigartigen Gesichtszüge hat, werde ich also alle Elemente beobachten müssen, die ihr Gesicht bilden.

Hinweis: Karikaturen werden im Allgemeinen sehr schnell erstellt. Um diesen spontanen Aspekt zu bewahren, werde ich fast keine Konstruktionslinien zeichnen.

Nachdem ich ihr Gesicht genau beobachtet habe, mache ich also mit dem Zeichnen weiter: 

Ich beginne damit, die Konturen ihres Gesichts zu zeichnen, wobei ich die Länge des Halses übertreibe, die Form des Kinns (kleiner und spitz) betone und Wangen und Wangenknochen stärker hervorhebe. Ich zeichne auch schnell eine Markierung, um die folgenden Elemente richtig zu platzieren.
Ich beginne damit, ihre Nase zu zeichnen, indem ich die Größe der Nasenlöcher betone und die Größe der Nase verringere. Die Augen wirken leicht traurig – ich entscheide mich für große, hängende Augen, um diesen Ausdruck zu verstärken.
Die Augenbrauen gestalte ich relativ realitätsnah, hätte sie aber auch stärker über die Augen fallen lassen können.

Ich zeichne ihren Mund und ihren Amorbogen, wobei ich mich für einen sehr kleinen, tief sitzenden und eher traurigen Mund entscheide.
Mit einfachen Schattierungen bringe ich Volumen ins Bild. Zum Schluss folgen die Haare: Ich übertreibe die Anzahl der Strähnen und orientiere mich an der tatsächlichen Form.

KARIKATUR EINES JUNGEN MANNES

Für dieses zweite Beispiel habe ich einen jungen Mann mit etwas ausgeprägteren Gesichtszügen gewählt. Um zu üben, könnt ihr eure Analyse der verschiedenen Gesichtselemente markieren, aber es kann auch interessant sein, einfach einige Minuten die Person zu beobachten und dann direkt zu zeichnen. Je mehr ihr übt, desto einfacher wird es, die wichtigen Elemente zu erkennen.
Ich beginne damit, die Form seines Gesichts zu zeichnen, betone seine eckige Gesichtsform und markiere seine Augenbrauenbögen und Wangenknochen deutlicher.
Nun zeichne ich seine Nase. Ich verstärke den Nasenhaken, um der Karikatur mehr Charakter zu verleihen. Die Augen mache ich kleiner und betone den darüberliegenden Schatten für mehr Tiefe.

Die Augenbrauen werden größer, dichter und enger gesetzt.
Der Mund erhält ein schiefes Lächeln, indem ich die Lippen nach rechts ziehe.
Schnelle Schattierungen sorgen für Volumen. Die Frisur ergänze ich so, dass der kantige Eindruck noch verstärkt wird – durch betonte rechte Winkel an den Haarlinien.

KARIKATUR EINER ÄLTEREN DAME

Für das letzte Beispiel habe ich eine ältere Dame gewählt. Ihr Gesicht wirkt insgesamt sehr weich und rund – diese Merkmale werde ich betonen.

Ich beginne mit einer übertriebenen Darstellung der runden Wangen.
Die Nase wird leicht vergrößert und rund gezeichnet.
Ihre Augen mache ich groß und weit geöffnet – stets mit weichen, runden Linien.

Die Augenbrauen gestalte ich dünn und geschwungen.
Der Mund wird sehr schmal und leicht lächelnd dargestellt.
Durch gezielte Schattierungen bringe ich Tiefe ins Gesicht, besonders an den Wangen.
Die Frisur überzeichne ich: an den Seiten kurz, oben lang.
 

DIE 4 WICHTIGSTEN GRUNDLAGEN BEIM KARIKATURZEICHNEN

Zum Abschluss hier die zentralen Punkte, die Ihnen beim Erstellen gelungener Karikaturen helfen:

1. Beobachtung:
Schauen Sie genau hin – welche Merkmale springen ins Auge? Welche Haltung oder welcher Gesichtsausdruck ist besonders prägnant? Oft ist es dieser Ausdruck, der eine Karikatur lebendig macht.

2. Übertreibung:
Haben Sie keine Scheu davor, einzelne Elemente stark zu verzerren oder zu vergrößern. Ohne Übertreibung wirkt eine Karikatur schnell wie eine missglückte Zeichnung.

3. Anatomie:
Spielen Sie ruhig mit den Proportionen – aber vergessen Sie die anatomischen Grundlagen nicht. Nur wenn das Fundament stimmt, wirkt die Übertreibung glaubhaft und professionell.

4. Eigener Stil:
Jeder entwickelt im Laufe der Zeit seinen eigenen Zeichenstil. Wichtig ist, dass Sie Freude am Zeichnen haben – und diesen Stil beibehalten. Gerade im Bereich der Karikatur ist Ihre persönliche Handschrift ein großer Gewinn.

Redakteurin und Illustratorin: Chloé Pouteau