Schmetterlinge zeichnen – Von der Anatomie bis zur Farbgestaltung
Insekten zählen nicht unbedingt zu den Lebewesen, denen wir spontan Zuneigung entgegenbringen. Doch einige Arten besitzen so viel Anmut, dass es schwerfällt, ihrem Charme zu widerstehen – Schmetterlinge gehören eindeutig dazu. Ihre leuchtenden Farben und die scheinbar schwerelose Bewegung machen sie zu wahren Schmuckstücken der Natur.
In diesem Leitfaden beschäftigen wir uns ausschließlich mit der letzten Lebensphase des Insekts – also dem ausgewachsenen Schmetterling. Für die Stadien als Raupe oder Puppe müssten Sie sich selbst belesen oder in unserem Forum ein paar gezielte Fragen stellen.
ANATOMIE DES SCHMETTERLINGS
Wie alle Insekten besteht der Körper eines Schmetterlings aus drei Hauptbereichen:
- Kopf – hier befinden sich Augen, Antennen und der Rüssel.
- Thorax (Brust) – hier sind drei Beinpaare und zwei Flügelpaare befestigt.
- Abdomen (Hinterleib) – lang und segmentiert.
Auch wenn diese Aufteilung zunächst simpel klingt, kann das Zeichnen dennoch knifflig sein. Allein die Vielfalt an Flügelformen macht es unmöglich, sich auf ein einziges Modell zu verlassen.
Unser Ziel ist es daher, die Grundstruktur zu verstehen, die für die meisten Schmetterlinge gilt.

Proportionen:
- Der Hinterleib ist oft etwas länger als Kopf und Brust zusammen.
- Der Kopf ist rund, die seitlich liegenden Augen groß, aber leicht abgeflacht.
Antennen setzen im oberen Bereich der Augen an.
- Der Rüssel entspringt unterhalb der Augen und kann eingerollt oder teilweise sichtbar sein.
Achten Sie darauf, Beine und Flügel stets am Thorax zu befestigen – nicht am Hinterleib. Von oben betrachtet liegen die hinteren Flügel leicht unter den vorderen. Erst in voller Ausbreitung überlappen sie sich nicht mehr.
DIE BEINE DES SCHMETTERLINGS
Jedes Bein besteht aus drei Hauptsegmenten:
Segment 1: Befestigt am Thorax.
Segment 2: Etwa gleich lang wie Segment 1.
Segment 3: So lang wie Segment 1 und 2 zusammen, unterteilt in einen festen Abschnitt und einen segmentierten Teil mit kleiner, V-förmiger Klaue.
Die hinteren Beine können leicht kräftiger wirken als die vorderen.

DER KOPF DES SCHMETTERLINGS
Aus der Nähe wirkt der Kopf oft leicht behaart. Die runden Augen dominieren das Gesicht, und der Rüssel ist deutlich unterhalb der Augen erkennbar.
Antennenformen:
[A] Keulenförmig
[B] Breit und zur Spitze verjüngt
[C] Lang und schmal
[D] Dicht und buschig
Die feine Segmentierung der Antennen fällt nur in Nahaufnahme auf.

DIE FLÜGEL DES SCHMETTERLINGS ZEICHNEN
Die Flügel eines Schmetterlings unterscheiden sich stark je nach Art. Dennoch gibt es Gemeinsamkeiten:
- Die Basis der vorderen Flügel enthält ein kompaktes Feld (oft farblich markiert).
- Von dieser Basis aus verlaufen „Bündel“ oder Adern bis zu den Rändern.
- Die Musterung orientiert sich meist an diesem Gerüst.
Selbst stark unterschiedliche Arten wie der Monarchfalter und tropische Varianten teilen diese Grundstruktur.

GESCHLOSSENE FLÜGEL ZEICHNEN
Bei halb oder ganz geschlossenen Flügeln bleibt die Befestigung am oberen Thorax unverändert.
[A] Kaum eingeklappt
[B] Deutlich eingeklappt
[C] Vollständig geschlossen
Die hinteren Flügel liegen auch hier unter den vorderen.

EINEN FALTER ZEICHNEN - SCHRITT FÜR SCHRITT
Wir werden einen Monarchfalter zeichnen, der bereits in den Illustrationen des Artikels verwendet wurde und dessen Muster Sie bereits beobachten konnten.

1. Kopf: Kleiner Kreis.
2. Thorax: Verlängertes Oval.
3. Abdomen: Mindestens so lang wie Kopf + Thorax zusammen.
4. Vordere Flügel: Am oberen Thorax ansetzen, Dreiecksform mit leicht gewellter Unterkante.
5. Hintere Flügel: Unterhalb der vorderen Flügel, Antennen ergänzen, zwei Beine andeuten.
6. Konturen ausarbeiten: Befestigungspunkte markieren.
FARBE INS SPIEL BRINGEN
- Zuerst Grundflächen mit der typischen Flügelstruktur anlegen (Basisfelder und Adern).
- Beim Monarchfalter Orange als Hauptfarbe wählen.
- Mit dunklem Braun Musterlinien nachziehen.
- Farbflächen nuancieren: Gelb im Zentrum, dunklerer Rand, weiße Punkte als Akzente.
Perfekte Symmetrie ist nicht zwingend – unser Auge verzeiht kleine Abweichungen.


Es ist bekannt, dass die Natur Symmetrie liebt und dass die Flügel eines Schmetterlingspaars identisch sind. Für die meisten Zeichnungen müssen Sie jedoch keine perfekte Symmetrie anstreben – besonders nicht, wenn es sich nicht um ein sehr realistisches Werk handelt. So sind beispielsweise die weißen Punkte auf den Flügeln in meiner Zeichnung bewusst nicht exakt gleichmäßig angeordnet.
Da der Schmetterling aufgrund seiner kleinen Größe oft aus der Ferne betrachtet wird, sind es letztlich seine Flügel, die ihn definieren. Der von uns gezeichnete Monarchfalter bietet eine ausgezeichnete Basis, um viele weitere Schmetterlinge zu gestalten. Ich habe außerdem Blumen hinzugefügt, um den Schmetterling zu begleiten. Wenn Sie wissen möchten, wie man eine Blume zeichnet, finden Sie dazu einen eigenen Artikel in unserem Blog.
Illustratorin und Autorin: Elo Illus