So zeichnen Sie den Mund: Anleitung für alle Zeichenstile
Das Gesicht ist eines der wichtigsten Elemente beim Zeichnen von Charakteren, denn über das Gesicht werden alle Emotionen vermittelt. In diesem Artikel konzentrieren wir uns auf ein spezielles Detail: den Mund.
Wenn die Augen zentrale Elemente sind, um Gefühle auszudrücken, ist der Mund mindestens genauso wichtig. Ein gut gezeichneter Mund vermittelt sofort den Gemütszustand und Charakter einer Figur. Dabei gibt es zahlreiche Mundstile, die sich nach Ihrem persönlichen Zeichenstil richten.
DIE ANATOMIE DES MUNDES

Um zu beginnen, ziehen Sie eine horizontale Linie, die der späteren Breite des Mundes entspricht. In der Mitte dieser Linie ziehen Sie einen vertikalen Strich, sodass ein Kreuz entsteht. Dieses Hilfsgerüst ermöglicht es Ihnen, die Lippen proportional zu gestalten.
Anhand dieser Grundstruktur können Sie die Größe und Form der Lippen bestimmen – ob Sie eher volle oder dünne Lippen zeichnen möchten. In diesem Beispiel entscheide ich mich für relativ volle Lippen, doch Sie können die Dicke selbstverständlich nach Ihrem Stil anpassen.
Für die Oberlippe zeichnen Sie eine gebogene Linie, um den Amorbogen zu formen. Diese Linie definiert die Höhe der Oberlippe. Die Unterlippe wird durch eine leicht gebogene Linie angedeutet.
DEN MUND ZEICHNEN - SCHRITT FÜR SCHRITT

Nun verbinden Sie die Mundwinkel mit dem Amorbogen. Beginnen Sie an den Mundwinkeln, ziehen Sie eine Linie nach unten, dann wieder nach oben, biegen die Linie erneut leicht nach oben und verbinden sie schließlich mit dem Amorbogen. Dasselbe wiederholen Sie auf der anderen Seite.

Der Mittelstrich trennt die Ober- und Unterlippe. Auch hier arbeiten Sie mit sanften Kurven, die sich der Form der Oberlippe annähern, aber abgeschwächt sind. Für die Unterlippe verbinden Sie lediglich die Mundwinkel mit einer großen, geschwungenen Linie.
SCHATTEN UND LICHT
Um dem Mund mehr Tiefe zu verleihen und ihn lebendiger wirken zu lassen, fügen Sie Schatten und Licht hinzu. Dabei können Sie Grautöne, Schwarz und Weiß verwenden – selbstverständlich ist auch Farbe möglich.

Füllen Sie zunächst den Mund mit einer mittleren Grundfarbe, beispielsweise einem mittleren Grau. Anschließend verstärken Sie die Schattenbereiche mit einem etwas dunkleren Ton, etwa an den Mundwinkeln, dem Amorbogen, unter der Lippenmitte und entlang der Konturen.

Mit einem noch dunkleren Ton können Sie die Schattenbereiche erneut nachzeichnen, diesmal feiner, um die Vertiefungen zu betonen. Noch dunkler setzen Sie Akzente in den Mundwinkeln, unter der Trennlinie der Lippen und in der Mitte des Amorbogens.

Dann zeichnen Sie die feinen Risse in den Lippen – beginnen Sie innen und arbeiten sich nach außen, wobei die Linie leicht gebogen wird, um Erhebungen darzustellen. Je näher Sie der Lippenmitte kommen, desto größer wird der Riss.

Mit einem helleren Farbton erneuern Sie die Risse, diesmal jedoch kürzer und feiner, immer von innen nach außen. Licht setzen Sie mit einer sehr hellen Farbe, fast Weiß, ein. Tragen Sie es zunächst großflächig auf und intensivieren Sie die Farbe bei kleineren Flächen Schritt für Schritt. Der hellste Bereich sollte in der Mitte liegen, um einen sanften Farbverlauf zu erzeugen.

Fertig!
VERSCHIEDENE MUNDSTILE

Es gibt viele verschiedene Mundstile, die sich nach Zeichenstil und Geschlecht unterscheiden. Beim männlichen Mund wird häufig auf die detaillierte Darstellung der Lippen verzichtet, um einen maskulinen Ausdruck zu bewahren. Frauen in Comics haben meist kurvige, gut proportionierte Münder, ähnlich denen von Schauspielerinnen wie Angelina Jolie. Diese werden mit klaren Linien für Ober- und Unterlippe gezeichnet.
DER MUND IM COMIC-STIL

Im Manga-Stil wird der Mund oft stark vereinfacht, wobei Lippen nur selten gezeichnet werden – es sei denn, es soll ein voller, femininer Mund dargestellt werden. Manga-Zeichner konzentrieren sich auf das Wesentliche, wodurch Emotionen dennoch sehr gut vermittelt werden.
DER MUND IM MANGA-STIL

DER REALISTISCHE MUND
Das beste Modell zum Zeichnen eines Mundes oder Gesichts sind Sie selbst. Nutzen Sie einen Spiegel und zeichnen Sie verschiedene Gesichtsausdrücke nach. Probieren Sie unterschiedliche Emotionen und Gesichtszüge aus – Ihr Taschenspiegel wird so zu Ihrem besten Freund.

Der Schlüssel zum Erfolg liegt darin, die Realität zu beobachten und genau so zu zeichnen, wie Sie sie sehen.
Viel Spaß und bis zum nächsten Mal!
Illustratorin und Redakteurin: Coralie