Bären zeichnen wie ein Profi – Anatomie, Tipps und Tricks
Er ist groß, imposant und beeindruckt durch seine Statur und Kraft – und doch besitzt er eine sympathische Ausstrahlung. Millionen von Kindern auf der ganzen Welt drücken täglich ihren kleinen Teddybären an sich. Heute wollen wir uns diesem großartigen Tier einmal genauer widmen.
Zunächst ein kurzer Überblick: Der Bär ist ein Säugetier (wie Sie und ich) aus der Familie der Bären. Er ist plantigrad – das bedeutet, dass er wie wir auf Handflächen und Fußsohlen läuft. Die meisten Bären sind Allesfresser. Weltweit gibt es acht Arten, die in unterschiedlichen Lebensräumen vorkommen – von Europa über Asien bis nach Nord- und Südamerika.
Für unsere Studie konzentrieren wir uns vor allem auf den Braunbären. Dazu zählen beispielsweise der Grizzlybär in Nordamerika, der beeindruckende Kodiakbär in Alaska sowie der europäische Braunbär.
ANATOMIE DES BÄREN
Um ein Tier überzeugend zu zeichnen, ist es wichtig zu verstehen, wie es aufgebaut ist, wie es sich hält und wie es sich aus mechanischer Sicht bewegen kann. Deshalb beginnen wir – wie gewohnt – mit dem Skelett.
Auffällig ist, dass die Pfoten des Bären eine ähnliche Struktur wie unsere Gliedmaßen haben. Besonders bei einer Darstellung im Stehen sollten Sie beachten, dass er plantigrad ist: Die beiden markierten Bereiche (dunkel- und hellblau) stehen vollständig mit dem Boden in Kontakt.

Die Wirbelsäule setzt relativ weit oben am Hinterkopf an. Achten Sie bei Ihrer Zeichnung darauf, den Hals nicht zu stark nach oben zu biegen – das würde in der Realität seine Wirbel überdehnen.
Charakteristisch für den Braunbären ist der mehr oder weniger ausgeprägte Muskel- und Fettbuckel oberhalb der Schulter. Zudem verläuft die Wirbelsäule von den Schultern in einem sanften Bogen nach unten.
DER SCHÄDEL DES BÄREN
Der Schädel selbst lässt sich in seiner Grundform in einen Kreis einzeichnen. Selbst wenn Muskeln und Fell hinzugefügt werden, bleibt diese runde Grundstruktur erkennbar. Die Augen liegen vorne am Schädel – wie bei uns – und nicht seitlich wie bei einem Pferd. Die Fangzähne sind beim Bären mäßig entwickelt. Die oberen Zähne greifen außen an den unteren vorbei, deren Spitzen leicht nach vorne geneigt sind. Meist sieht man nur die unteren Fangzähne, wenn das Maul geöffnet ist.

DIE ZEICHNUNG DES BÄREN AUS VERSCHIEDENEN WINKELN
Sehen wir uns den Bären nun aus verschiedenen Perspektiven an.

Im Profil fällt die lange, rechteckige Schnauze auf, die durch lose Hautpartien am Hals nach unten hin weicher wirkt. Die Schultern sind höher als die Hüften, was der Silhouette Kraft verleiht. Von vorn betrachtet erscheint der Kopf rund, die Augen liegen an den äußeren Rändern der Schnauze, und die Ohren sind eher klein und rundlich.
Jetzt eine kurze Zusammenfassung über die Frontansicht [A] und zwei Nahaufnahmen des Kopfes, im ¾-Profil [B] und im Profil [C].

Zeichnung [A]:
In Violett sehen Sie die allgemeine, ziemlich runde Form des Kopfes, in Rot die lange, rechteckige Schnauze. Beachten Sie, dass die Augen an den äußeren Rändern der Schnauze liegen. Die Ohren sind ziemlich rund. Auch die Schultern (1) sind höher als das Becken (2).
Zeichnungen [B] und [C]:
In Violett der runde Kopf, in Blau das Profil mit dem Höhenunterschied der Stirn und das Auge, das sich in die Kurve des Profils einfügt. In Rot die Schnauze mit ihrer rechteckigen Form, die sich an der Verbindung zum Hals erweitert. In Grün die runden Ohren, die sich an die Augen anschließen. In Rosa findet man das Auge in der Mitte der Kopflänge.
Ich habe Ihnen eine schnelle Skizze der Trüffel hinzugefügt. Sie können von einer quadratischen Form ausgehen. Die Nasenlöcher (in Rot) sind vorne schön rund und verlängern sich auf einer horizontalen Linie (rosa Pfeil).

Ein besonders eindrucksvolles Motiv ist der Bär aufgerichtet auf seinen Hinterbeinen – eine typische Drohhaltung. Dabei wird der Hals nur leicht gebeugt, damit die Verbindung zwischen Schädel und Wirbelsäule korrekt bleibt. In dieser Position tritt der Schulterbuckel deutlich hervor, und die unteren Lefzen können die Eckzähne freigeben.
EINEN BÄREN ZEICHNEN - SCHRITT FÜR SCHRITT
Nun aber zur Praxis: Wir zeichnen einen Braunbären in einer typischen Szene – beim Fischen nach Lachs. Die Pose ist leicht gedreht: Der Kopf schaut etwas in unsere Richtung, der Körper steht in einer anderen Achse.

Beginnen Sie mit einfachen Achsenlinien für Kopf und Körper. Skizzieren Sie dann Schnauze, Augen und Ohren, bevor Sie den Hals, Rücken und die runde Kruppe ergänzen. Achten Sie darauf, den Bauch in der Verlängerung des Halses anzusetzen und den Buckel über den Schultern zu betonen.

Markieren Sie anschließend die Volumen der Beine und setzen Sie die Knochen als Orientierung ein. Zeichnen Sie den kleinen, runden Schwanz und passen Sie die Haltung der Beine so an, dass der Bär sicher steht. In der Reinzeichnung können Sie längere Fellpartien am Hals, Bauch und an den Hinterbeinen durch feine Striche andeuten.

KOLORIERUNG:
Für die Kolorierung wählen Sie zunächst einen warmen Braunton als Grundfarbe. Verdunkeln Sie den unteren Körperbereich mit einem etwas rötlicheren Braun und streichen Sie in Fellrichtung. Schatten und Licht setzen Sie gezielt, um Volumen zu erzeugen. Die Schnauze wird schwarz, die Augen dunkelbraun bis rötlichbraun – das Weiße ist kaum sichtbar. Die Augenlider sind dunkel, und die Wimpern sehr fein.

ZUSAMMENFASSUNG
Fassen wir zusammen: Beim Braunbären ist der Schulterbuckel charakteristisch, ebenso wie die Tatsache, dass das Hinterteil tiefer liegt als die Vorderpartie.
Mit diesem Wissen haben Sie nun alle Werkzeuge, um Bären aus unterschiedlichen Blickwinkeln und in lebendigen Posen überzeugend darzustellen – vom neugierig schnuppernden Jungtier bis zum majestätischen Riesen in voller Größe.
Illustratorin und Redakteurin: Elo Illus