Das Porträt eines Mannes zeichnen
Kürzlich haben wir dir einen Artikel über das weibliche Porträt angeboten. Heute werden wir dir beibringen, wie man das Porträt eines Mannes zeichnet. Auch wenn die Grundlagen ähnlich sind, gibt es einige feine Unterschiede zwischen den beiden Arten von Porträts. Daher werden dir die ersten Schritte sicherlich bekannt vorkommen, wenn du unseren vorherigen Artikel über das Frauenporträt bereits gelesen hast.
DAS RICHTIGE MODELL WÄHLEN
Bevor wir beginnen, benötigen wir ein Modell. Ein gutes Modell für ein Männer-Porträt ist eines, bei dem die Volumen leicht zu erkennen sind, das heißt mit deutlichen Konturen und Schattierungen. Vermeide daher Fotos aus Mode- oder Filmzeitschriften, die normalerweise eine Beleuchtung haben, die dazu dient, die Volumen zu glätten, und bevorzuge Fotos von Fotografen mit gut identifizierbaren Schatten- und Lichtbereichen. Wenn möglich, wähle ein Schwarz-Weiß-Foto: Auf diese Weise wird es einfacher sein, die Volumen zu erkennen.
Du kannst auch von einem echten Modell ausgehen. Eine Person, die für dich posiert, ist tatsächlich das ideale Modell, da sie es dir ermöglicht, dein Modell aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und so die Volumen besser zu verstehen. Denke jedoch daran, die gleichen Ratschläge wie für eine Foto-Vorlage anzuwenden: klares Licht, um deutliche Konturen und Schattierungen zu erhalten, damit du die Volumen auf dem Papier leichter darstellen kannst.

DIE GRUNDLAGEN MEINES PORTRÄTS ZEICHNEN
Jetzt, da wir unser Modell haben, können wir mit unserem Porträt beginnen. Dieser Teil ist dem weiblichen Porträt sehr ähnlich, da es auch hier darum geht, unsere großen Grundformen zu platzieren. Es gibt jedoch einige Feinheiten in den Formen, die spezifischer für das männliche Gesicht sind.
Ich werde also damit beginnen, meine Grundform zu platzieren, nämlich den Schädel. Im Moment kann ich ihn mit einer Kugel vergleichen. Da eine Kugel aus jedem Winkel gleich aussieht, muss ich sie ausrichten, um den Rest meines Kopfes weiter zu positionieren.
Dafür setze ich eine erste vertikale Linie: meine Orientierungslinie. Dann füge ich eine horizontale Linie in der Mitte meiner Kugel ein, um die Höhe der Augenbrauen meines Porträts darzustellen. Diese beiden Linien bilden das Fadenkreuz. Dieses Kreuz wird häufig verwendet, um den Kopf im Raum auszurichten.

Der Schädel ist kein perfekt sphärisches Volumen. Tatsächlich ist er an den Seiten flach. Um diese Flachheit darzustellen, werde ich eine Ellipse auf die Seite meiner Kugel zeichnen. Sie ist auf mein Koordinatensystem für die Augenbrauen ausgerichtet.
Ich setze ein Fadenkreuz in meine Ellipse, das mir hilft, die Ausrichtung des Kopfes besser zu visualisieren und auch denUnterkiefer zu anzudeuten. Letzterer ist bei Männern im Allgemeinen länger als bei Frauen.

Ich gehe anschließend dazu über, die verschiedenen Ebenen des Kopfes zu definieren: den oberen Teil des Schädels, das Gesicht und die Seite bis zum Kiefer. Diese Ebenen werden mir später nützlich sein, um Details sowie Schattierungen hinzuzufügen.

Zum Schluss zeichne ich einen großzügigen Haarbereich und den oberen Teil der Brust.

DIE SKIZZE VERFEINERN
Nachdem ich die Grundformen gezeichnet habe, ist es an der Zeit, die Skizze im Detail auszuarbeiten. Ähnlich wie ein Bildhauer werde ich Material abtragen und hinzufügen, um die Formen des Gesichts zu definieren.
Ich beginne mit den Augenhöhlen. Sie sitzen unterhalb der Augenbrauen-Linie und sind üblicherweise kleiner und eckiger als bei Frauen.

Danach zeichne ich das Ohr ein. Es befindet sich im unteren äußeren Viertel des Schädels. Bei Männern ist es oft ziemlich groß und reicht bis zu den Augenbrauenbögen.

Das Ohr, bzw. das Ohrläppchen hat den Vorteil, mir einen neuen nützlichen Bezugspunkt zu geben: die Linie die zum unteren Ende der Nase führt. Ich beginne am unteren Ende des Ohrs und ziehe eine Linie über das Gesicht, um die Position des unteren Nasenansatzes zu finden.
Beachte das Volumen der verschiedenen Kopfbereiche: Die Seiten des Kopfes sind relativ flach, sodass die Markierung an dieser Stelle gerade verläuft, aber das Gesicht ist eher gewölbt, sodass die Markierung je nach Ausrichtung des gezeichneten Kopfes mehr oder weniger gekrümmt verläuft.

Jetzt füge ich die Nase hinzu. Auch hier bleibe ich bei sehr einfachen Grundformen, die an eine Pyramide erinnern. Die Nase ist bei Männern in der Regel breiter als bei Frauen. Sie kann auch länger sein, abhängig von deiner Vorlage oder deinem Modell.

Unter der Nase platziere ich jeweils zwei Halbkugeln übereinander, die dazu dienen, den Bereich des Mundes und des Kinns zu markieren. Das männliche Kinn ist in der Regel ausgeprägter als das weibliche. Der Mund hingegen ist tendenziell schmaler und weniger ausgeprägt.

Um die großen Detailbereiche abzuschließen, werde ich ebenfalls zwei Halbkugeln in die Augenhöhlen einfügen, um später hier die Augen hinzuzufügen. Beachte, dass eines der Augen leicht von der Nase verdeckt wird.

Die Platzierung der großen Detailbereiche ist nun abgeschlossen. Ich kann also tiefer in die Definition des Gesichts eintauchen. Ich wende weiterhin das gleiche Prinzip an wie vorher, d. h. ich beginne mit einfachen Grundformen und mache sie nach und nach komplexer. Um die Augen herum beginne ich damit, Augenlider hinzuzufügen

Dann definiere ich das Innere der Augen…

Und warum nicht auch ein paar Falten hinzufügen.

Ich werde auf dieselbe Art und Weise mit dem Rest des Gesichts fortfahren: Ohr, Nase, Mund... Bei dieser Gelegenheit verfeinere ich das Gesicht, korrigiere einige Proportionen und strudturiere den Haarbereich des Portraits.
Außerdem werde ich weitere Markierungen hinzufügen, um die verschiedenen Formen meines Gesichts besser zu visualisieren: Wangenknochen, Wangen, Stirn... Nichts hindert dich daran, bei Bedarf weitere Markierungen hinzuzufügen, wenn es dir hilft. Umgekehrt, wenn du dich in all diesen Merkmalen verlierst, zögere nicht, einige davon zu entfernen oder wegzulassen. Die Skizze ist in erster Linie ein Werkzeug, das dir bei der Erstellung deiner endgültigen Zeichnung helfen und nützlich sein soll.

Meine Skizze ist jetzt fertig! Ich kann nun zur Volumengestaltung übergehen.
SEINEM PORTRÄT VOLUMEN VERLEIHEN
Um mit dem Erzeugen von Volumen zu beginnen, wende ich zunächst einen Durchschnitts-Farbwert auf die verschiedenen Teile meines Kopfes an. In meiner Vorlage sind der Bart und der Schnurrbart heller als mein Gesicht, während das Haar etwas dunkler ist. Die gleiche Logik wende ich auf Details (Augen, Mund) an, die nicht unbedingt denselben Durchschnittswert wie die Haut haben.

Anschließend platziere ich meine großen Licht- und Schattenbereiche. Meine Skizze wird mir helfen, zu visualisieren, welche Teile meines Kopfes im Schatten liegen und welche beleuchtet sind. Ich bleibe in diesem Teil noch recht vage, denn das Ziel ist nicht, eine genaue Definition zu haben, sondern eine Vorstellung von meinen großen Licht- und Schattenmassen zu bekommen.

Jetzt kann ich endlich meine Licht- und Schattenbereiche auf die gleiche Weise gestalten wie in meiner Skizze: Ich verfeinere meine Bereiche nach und nach, indem ich ihre Grenzen detaillierter ausarbeite und die Schatten in den Vertiefungen und das Licht auf den glänzenden Teilen des Gesichts betone. Bei Männern sind die Gesichtszüge eckiger und schärfer, daher vermeide ich es, meine Zeichnung zu stark zu verwischen. Versuche, eckige und scharfe Bereiche beizubehalten, um deinem Porträt einen markanteren Touch zu geben.

Weitere Artikel
Dieses Tutorial zum männlichen Portrait ist nun abgeschlossen. Zögere nicht, das gleiche Prinzip für stilisiertere Gesichter zu erkunden oder die Methode bei Männern unterschiedlichen Alters auszuprobieren. Eine gute Ergänzung zu diesem Artikel ist unser Artikel über das weibliche Porträt.
Verfasst und illustriert von Louis Grieves