Einen Körper in den richtigen Proportionen zeichnen
Während sich bereits Gesichter von Person zu Person stark unterscheiden, sind Körper oft noch vielfältiger: Größe, Körperbau, Alter ... Viele Faktoren spielen eine Rolle bei den Proportionen des menschlichen Körpers. In diesem Artikel sehen wir uns an, wie man authentische aber auch unterschiedliche menschliche Körper in den richtigen Proportionen zeichnet.
EINE EINFACHE METHODE: ABSOLUTE PROPORTIONEN MIT HILFE DER RASTERMETHODE
Die einfachste und gängigste Methode, um einen menschlichen Körper in den richtigen Proportionen zu zeichnen, ist die der absoluten Proportionen. Dabei werden die Proportionen des Kopfes als Referenz verwendet, um die restlichen Proportionen des Körpers zu bestimmen.
Wir beginnen also damit, die Grundform eines Kopfes zu zeichnen. Wenn du nicht weißt, wie man einen wohlproportionierten Kopf zeichnet, schau dir unseren Artikel zu diesem Thema an!

Als nächstes zeichnen wir ein Raster auf unser Blatt. Dieses Raster ist zwei Köpfe breit und acht Köpfe hoch. Das bedeutet, dass die einzelnen Felder des Rasters genauso so hoch sind wie die Grundform des Referenz-Kopfes, aber doppelt so breit. Als Hilfestellung kann man die Zeilen, bzw. Zonen des Rastes auch von 1 bis 8 nummerieren.

Anschließend verwenden wir unser Raster , um die ersten großen Blöcke zu platzieren, d. h. die schematisch vereinfacht dargestellten Körperbereiche wie Oberkörper, Bauch und Becken. Der Oberkörper befindet sich z.B. zwischen den Zonen 2 und 3 und ist etwas größer als ein Kopf. Das Becken befindet sich zwischen Zone 3 und 4 und ist etwas kleiner als ein Kopf. Der Bauch verbindet schließlich den Oberkörper mit dem Becken. Außerdem können wir an dieser Stelle gleich den Kopf durch den Hals mit dem Oberkörper verbinden.
GELENKE HINZUFÜGEN UND VERBINDEN
Fügen wir jetzt die Gelenke hinzu. Die Schultern befinden sich in Zeile 2, oben am Oberkörper. Die Ellbogen stimmen mit dem unteren Ende des Oberkörpers überein, in Zone 3. Die Handgelenke befinden sich auf Höhe des oberen Teils des Beckens, in Zone 4. Die Knie sind am Ende von Zone 6 platziert und die Knöchel unterhalb der Mitte von Linie 8.

Um unsere Hauptblöcke (die schematisch angedeuteten Körperbereiche) zu vervollständigen, können wir nun noch die Hände in Zone 4 bis 5 und die Füße unter den Knöcheln in den unteren Bereich von Zone 8 hinzufügen. Wir stellen diese beiden Körperteile in diesem Artikel nur vereinfacht dar, da spezielle Artikel für die spezifischen Details zum Zeichnen von Händen und Füßen gepostet wurden.

Wenn man die Gelenke und Körperteile durch Linien verbindet, erhält man ein sogenanntes "Drahtmodell".

WIE ZEICHNET MAN DIE VOLUMEN (3D-ELEMENTE) DES MENSCHLICHEN KÖRPERS?
Endlich können wir in einem nächsten Schritt die „Drähte“ mit einfachen Volumen verstärken, um die Basis eines authentischen menschlichen Körpers zu erhalten.

Genau wie der Kopf können natürlich auch alle anderen Grundformen unseres gerasterten Körpers in verschiedenen Winkeln ausgerichtet werden. Hier sind zwei Beispiele, die denselben Körper im Profil und in einem ¾-Winkel zeigen. Hinweis: Beachte die unterschiedliche Ausrichtung der Verbindungslinien ("Drähte") zwischen den Volumen bei der seitlichen oder ¾-Ansicht des Körpers!

Die Standard-Proportionen der Rastermethode entsprechen denen eines erwachsenen Mannes mit einer Körpergröße von etwa 1,80 m. Die gleiche Methode kann aber auch auf eine erwachsene Frau oder einen Jugendlichen angewendet werden, indem die Größe des Rasters verkleinert wird.
Der allgemeine Nachteil der Rastermethode ist, dass die Körperformen des Menschen nur sehr starr und in ihrer Vielfalt begrenzt dargestellt werden können.

DIE UMFASSENDE METHODE: RELATIVE PROPORTIONEN MIT HILFE DER KÖRPERTEILE IN RELATION ZUEINANDER
Die Methode der absoluten Proportionen hat also wie gesagt ihre Grenzen. Sie ist zwar einfach anzuwenden, basiert aber auf den vorgegebenen Maßstäben eines Rasters. Damit lassen sich nur eingeschränkt die reell oft sehr unterschiedlichen Körperformen von Menschen wiedergeben. Zur Erweiterung deines Zeichenrepertoire des menschlichen Körpers in authentischen Proportionen kannst du aber alternativ auf eine andere Methode zurückgreifen: die Methode der relativen Proportionen.
Die Methode der relativen Proportionen basiert auf den Längenverhältnissen zwischen den verschiedenen Körperteilen, anstatt den Kopf als Referenz-Maßeinheit zu verwenden. Auf diese Weise ist es möglich, die Körperform unserer Figuren zu verändern, ohne an Authentizität der Darstellung zu verlieren. Die Längenverhältnisse, auf die wir uns bei dieser Methode als neue Referenz beziehen, sind folgende:
Der Arm und der Unterarm haben die gleiche Länge.
Der Oberschenkel ist etwas länger als das Schienbein.
Der Ellenbogen befindet sich auf Höhe der Taille.
Die Hälfte des Körpers (Schwerpunkt) befindet sich auf Höhe des Beckens.

Diese Proportionen sind nicht exakt, sodass wir einen gewissen Spielraum haben, um unsere Figuren unterschiedlich zu gestalten.

DIE PROPORTIONEN DES MENSCHLICHEN KÖRPERS IN DER BREITE VARIIEREN
Der Vorteil der Methode der relativen Proportionen ist die große Flexibilität in Bezug auf die Breite und damit auf die Körperform unserer Figuren. Um die "Blöcke", also die wichtigsten Bereiche des Körpers (siehe oben), in der Breite zu variieren, stellen wir uns vier horizontale Markierungen auf unseren skizzierten Körpern vor: auf Höhe der Augenbrauen, Schultern, der Taille und der Hüften.

Es ist nun möglich, die Breite eines gezeichneten menschlichen Körpers auf Höhe dieser Markierungen zu variieren und auf diese Weise, Menschen mit ganz unterschiedlichen Körperformen zu zeichnen. Ein Kind hat in der Regel einen im Vergleich zu seinen Schultern relativ großen Kopf, während die Schultern eines Bodybuilders im Vergleich zu seinem Kopf oder seinen Hüften sehr breit sind.

Jetzt hast du alles Nötige, um einen Körper in den richtigen Proportionen zu zeichnen. Viel Spaß beim Experimentieren mit den verschiedenen Körperformen und -größen!
Verfasst und illustriert von Louis Grieves