Mit Pastellkreiden zeichnen

Pastellfarben richtig anwenden: Heute zeige ich dir Schritt für Schritt, wie man mit Trocken- und Ölpastellfarben zeichnet. Ob du Anfänger bist oder schon Erfahrung hast – in diesem Guide findest du praktische Tipps und Tricks rund ums Zeichnen mit Pastellfarben. Du lernst die wichtigsten Techniken für ausdrucksstarke Pastellzeichnungen und bekommst Methoden an die Hand, die ich selbst regelmäßig nutze.

 

Die verschiedenen Pastellfarben

Pastell stammt vom lateinischen Wort ‚pasta‘ ab, da die Pflanze vor dem Färben zu einer Paste verarbeitet wurde. Die Pastelltechnik wurde gegen Ende des 15. Jahrhunderts in Italien erfunden.

Pastellfarben lassen sich grob in zwei Hauptkategorien einteilen: Trocken- und Ölpastellfarben. Beide lassen sich entweder trocken oder malerisch wie Farben anwenden. Ich gebe dir einen kurzen Überblick über die verschiedenen Arten und ihre Besonderheiten.

Ölpastellfarben

Ölpastellfarben werden aus Pigmenten hergestellt, die mit Öl oder Wachs gebunden sind. Ölpastelle ähneln stark Ölfarben. Sie sind sehr cremig und sehr farbstark. Hier ist eine ältere Zeichnung, die zur Veranschaulichung der Arbeit mit Ölpastellen verwendet wurde.

Wachspastellkreiden haben eine andere Textur und sind deutlich günstiger als Ölpastelle. Hier ist eine ältere Zeichnung, die mit Wachspastellen erstellt wurde, um ihre Wirkung zu zeigen.

Trockenpastelle  

Trockenpastelle gibt es entweder in harter oder weicher Form. Sie sind als PanPastels (in kleinen Näpfchen), als Pastellstifte oder als Kreidestifte erhältlich. Jede dieser Varianten hat ihre Vor- und Nachteile. Hier siehst du eine ältere Zeichnung, die mit PanPastels und Trockenpastellstiften entstanden ist.

Im weiteren Verlauf dieses Beitrags werden wir uns hauptsächlich mit den Techniken befassen, die beim Zeichnen mit Trockenpastellfarben zum Einsatz kommen. Wir werden dabei die am häufigsten verwendeten Pastellkreiden verwenden: Pastellstifte und Pastellkreiden.

Das Papier  

Zum Zeichnen mit Trockenpastellkreiden benötigen Sie schweres Papier, insbesondere wenn Sie mehrere Schichten auftragen möchten. Sie können auch Papier mit einer mehr oder weniger ausgeprägten Textur wählen. 

Es gibt verschiedene Papiersorten, die für Trockenpastellfarben geeignet sind. Ich verwende hauptsächlich drei davon:

- Pastelmat-Papier

- Pastelgrain-Papier

- Pastelcard-Papier

Alle drei Papiersorten eignen sich hervorragend und sind in verschiedenen Größen erhältlich. Sie können auch farbiges Papier wählen, um Ihre Zeichnung mit einem farbigen Hintergrund zu beginnen. Im folgenden Tutorial verwenden wir hauptsächlich Multitechnik-Kunstdruckpapier für die Skizzen und farbiges Pastellpapier für die endgültige Version. Pastellpapier ist sehr teuer, daher sollten Sie es nicht für kleine Tests und/oder kleine Zeichnungen verwenden.

Techniken der Trockenpastellmalerei

Überlagern von Schichten 

Beim Zeichnen mit Pastellfarben werden in 95 % der Fälle mehrere Schichten übereinandergelegt. Du arbeitest im Prinzip immer an spezifischen Farbmischungen auf deinem Papier. Du kannst die Pigmente miteinander mischen und die Farben nach dem Auftragen auch verwischen. 

Wie man sieht, kann man durch das Überlagern der Schichten so viele Farbnuancen schaffen, wie man möchte. Es bietet sich an, beim Überlagern der Schichten immer mit der dunkleren Farbe zu beginnen, da die hellere Farbe auch als „Blender” (vom Englischen "to blend" = mischen) dient, d. h. sie ermöglicht es uns, die Farbmischung zu harmonisieren.

Pastellfarben verwischen & abstufen

Trockenpastellfarben lassen sich leicht mit den Fingern oder einem Malschwamm verwischen, so kannst du deine Farben sanft mischen.

So lassen sich die Farben problemlos abstufen, beginnend mit der dunkelsten bis hin zur hellsten Farbe.

Pastellfarben mit Wasser verdünnen

Trockenpastell ist wasserlöslich und kann als als besondere Maltechnik mit Wasser gemischt verwendet werden. Dazu werden die Pastelle zunächst zu Pulver zermahlen und dann mit etwas Wasser vermischt. Du kannst auch einen Pinsel mit Wassertank verwenden, um die Striche deiner Zeichnung weicher zu machen oder deine Farben direkt auf dem Papier zu verblenden.

Aus diesem Grund ist es wichtig, das richtige Papier auszuwählen. Ich zeige dir kurz, wie das Zeichnen mit wasserverdünnten Pastellfarben aussieht. Links ohne Wasser, rechts mit Wasser.

Pastellfarben auf farbigem Papier

Ich verwende Pastellfarben sehr gerne auf farbigem Hintergrund. Das gibt der Zeichnung eine gute Grundlage und kann sogar die Stimmung der Zeichnung beeinflussen. Wenn du Papier in warmen Farben (Orange, Rot, Gelb, Ocker usw.) verwendest, kannst du zum Beispiel einen Sonnenuntergang, Naturlandschaften, Löwen, ausdrucksstarke Porträts usw. zeichnen.

Warme Farben verleihen der Zeichnung Wärme. Hier ist ein kleiner Sonnenuntergang, der mit Trockenpastellfarben auf gelbem Papier gezeichnet wurde.

Wenn du dagegen Papier mit eher kühlen Farben wählst (Blau, Grün, Violett, Grau usw.), empfehle ich dir, damit Nachtszenen, Winterlandschaften usw. zu zeichnen. Ein Beispiel eine Pastellzeichnung auf kühlem Papier findest du im Abschnitt „Über das Zeichnen auf blauem/grauem Papier.

Schatten- und Lichtbereiche schaffen  

Hier siehst du den Farbkreis. Man sagt, dass man beim Zeichnen mit einer bestimmten Farbe die Komplementärfarbe verwenden sollte, also die Farbe, die ihr im Farbkreis gegenüberliegt, um diese Farbe möglichst gut zur Geltung zu bringen.

Um den Apfel zu zeichnen, verwende ich hauptsächlich Gelb, Orange und Rot. Für die Schatten verwende ich Blau und Violett, um einen stärkeren Kontrast zu den Farben zu erzielen. Das kommt umso besser zur Geltung, als mein Blatt ebenfalls gelb ist.

Durch die Nutzung der Komplementärfarben werden die Schatten auch weicher. Schwarz dagegen wird in Zeichnungen oft zu häufig verwendet und erzeugt einen etwas „unordentlichen“ Eindruck.

Die Pastell-Zeichnung versiegeln

Nach Fertigstellung der Zeichnung ist es wichtig, sie mit einem geeigneten Fixiermittel zu versiegeln, damit sie nicht verschmutzt und problemlos aufbewahrt werden kann. Zum besseren Schutz deiner Zeichnungen empfiehlt es sich übrigens auch, auf grobkörnigem Papier zu arbeiten, da die Pigmente so besser haften bleiben. 

Ich persönlich verwende das Fixierspray „Lefranc Bourgeois“. Man muss sich nur etwa zehn Zentimeter von der Zeichnung entfernt positionieren und sie einige Sekunden lang besprühen.

Zwei Zeichnungen mit Trockenpastellkreiden: Schritt-für-Schritt-Anleitung

Ich schlage vor, dass wir gemeinsam zwei Zeichnungen anfertigen, eine auf weißem und eine auf farbigem Papier.

Die Banane

Wir starten mit einer schnellen Skizze, ich habe dafür kaum fünf Minuten gebraucht. Beim Zeichnen mit Pastell beginne ich in der Regel nicht mit einer Bleistiftskizze. Stattdessen ziehe ich hier den Umriss der Banane direkt mit Gelb nach. Die Form bleibt bewusst einfach.  

Anschließend nehme ich Dunkelgrau und auch Violett, (als Komplementärfarbe zum Gelb), um einige Schattierungen einzuzeichnen. Auch hier halte ich es so einfach wie möglich und kritzle hier und da ein paar Striche.

Dann nehme ich eine orange-gelbe Farbe und zeichne die Konturen der Banane, wobei ich in der Mitte der beiden Bananen-Seiten jeweils einen helleren Bereich lasse.

Danach trage ich zwei Gelbtöne auf, ein helles Gelb und ein mittleres Gelb, um die Farbgebung der Banane abzuschließen. Ich kann alle aufgetragenen Farben miteinander harmonisieren, indem ich erneut über die dunkleren Farben gehe. Innerhalb weniger Minuten haben wir nun bereits eine recht gelungene Banane!

 

Jetzt fehlt nur noch der Schatten unten, um die Banane optimal zur Geltung zu bringen. Ich nehme wieder mein Dunkelgrau und mein Violett und male einen der Bananenform angepassten symmetrischen Schatten. Mit dem Finger kann ich diesen Farbauftrag auch noch leicht verblenden.

Und hier ist das Endergebnis!

Der Hai

Wir werden nun eine etwas komplexere Zeichnung eines Hais auf blau/grauem Papier anfertigen, aber du wirst sehen, dass es im Endeffekt gar nicht so kompliziert ist! Die Farbe des Papiers bringt den Hai besonders gut zur Geltung.

Wir beginnen - wie bei der Banane - die Umrisse des Motivs mit einer hellen Farbe zu skizzieren. Die Skizze sollte dabei recht einfach bleiben. Ich habe dieses Mal eine weiße Farbe zum Skizzieren verwendet.

Anschließend füge ich mit einem dunkelgrauen Pastellstift die Schatten an der Seite und an den Flossen des Hais hinzu. Ich vermeide Schwarz, damit das Ergebnis nicht zu "schmutzig" wirkt.

 

Danach setze ich Highlights mit einen Hauch von Blau. Ich kann das Blau auch direkt auf die bereits eingezeichneten Schattenbereiche schichten. Dadurch vermischen sich die beiden Farben und an einigen Stellen entsteht ein etwas dunkleres Blau.

Ich vervollständige nun das Bild mit der hellgrauen Farbe und lasse dabei einige Stellen weiß, um die helleren Bereiche des Hai-Körpers hervorzuheben.

Schließlich fülle ich alles, was auf dem Rumpf des Hais "lückenhaft" erscheint mit einem weißen Farbton auf und verblende alle Farben miteinander. In wenigen Minuten haben wir so also bereits einen eindrucksvollen Hai geschaffen! Jetzt fehlt nur noch der Hintergrund.

 

Für den Hintergrund habe ich mich entschieden, den Ozean darzustellen. Einige Helligkeitsbereichen oben im Bild, direkt unter der, deuten an, dass sich der Hai nahe der Oberfläche befindet und dort dem Lichteinfall ausgesetzt ist.

Ich beginne die grobe Hintergrund-Skizze mit einigen Elementen in Dunkelgrau. Um die Spiegelung des Wassers darzustellen, entscheide ich mich für Ovale, Kreise oder eher abgerundete Formen.

 

Ich füge an vielen Stellen etwas Blau hinzu, ganz nach Gefühl. Das steht natürlich für das Blau des Ozeans und die Spiegelungen des Himmels im Wasser.

 

Als zweite Hintergrundfarbe verwende ich nun ein helleres Blau und fahre mit der Gestaltung fort. An dieser Stelle beginne ich außerdem die Bereiche des Lichteinfalls zu berücksichtigen, die ich auslasse, sodass auf dem Papier diagonalen „Linien“ entstehen.

Als letzten Schliff für den Hintergrund füge ich Weiß in allen „lückenhaften“ Bereichen auf dem Papier hinzu, und schichte das Weiß an einigen anderen Stellen, um dort einen gemischten Farbeffekt zu erzielen. Das Weiß ist direkt unter der Wasseroberfläche besonders präsent und stellt das Sonnenlicht von unten gesehen dar. Zögere nicht, die Farben auch mit den Fingern zu verwischen, wenn sich das als vorteilhaft erweist. 

Wenn ich die aufgetragenen Pastellfarben gelegentlich verwische, puste ich danach immer kurz auf meine Zeichnung, um überschüssige Pigmente zu entfernen, obwohl gutes Pastell-Papier die verblendeten Pigmente eigentlich gut aufnimmt. 

Als letzten Schritt fixiere ich meine Zeichnung mit einem Sprühfixiermittel für Pastellkreiden und lasse die Zeichnung anschließend trocknen.

Und hier ist das Endergebnis des Hais im Ozean! Mir gefällt die Zeichnung ganz gut und ich hoffe, dir ist sie auch gelungen! Du kannst übrigens auch Klebeband verwenden, wenn du sauberere Konturen eines Motivs erzielen möchtest. Das mache ich normalerweise, aber diesmal habe ich etwas zu spät daran gedacht!

Dieses Pastellzeichnen-Tutorial ist nun zu Ende. Ich hoffe, es war hilfreich und du hast ein wenig mehr über das Zeichnen mit Pastellfarben gelernt. Viel Spaß beim weiteren Experimentieren

Rédactrice et illustratrice : Elodraw