Die Disney-Figur Mickey Maus zeichnen
Man vergisst leicht, dass diese weltweit bekannte Maus einst nur eine einfache Skizze auf einem Stück Papier war. Deshalb gibt es nichts Besseres, als mit einer bekannten Figur zu arbeiten, um sich ganz auf die Technik – und nicht auf die kreative Erfindung – zu konzentrieren.
Die goldene Regel des Zeichnens lautet … Trommelwirbel: Beobachtung! Also lassen Sie uns genau hinschauen und analysieren.
Es ist oft einfacher, alle Elemente in geometrische Grundformen zu zerlegen – Kreise, Quadrate, Zylinder …

MICKEY MAUS ZEICHNEN - SCHRITT FÜR SCHRITT
Tipp: Radieren Sie die Konstruktionslinien nicht zu früh aus – sie sind bis zur Reinzeichnung (Inking) sehr hilfreich.
DEN KOPF ZEICHNEN
Greifen Sie zu Ihrem Bleistift und beginnen Sie mit dem Kopf. Für den Einstieg bietet sich eine Frontalansicht an, um die Proportionen besser zu verstehen – aber scheuen Sie sich nicht, den Kopf in verschiedene Richtungen zu drehen. Achten Sie dabei stets auf die Perspektive: Folgen Sie den Rundungen! :) Wenn Sie sich sicherer fühlen, können Sie die Hilfsachsen betonen, um der Figur mehr Bewegung zu verleihen.
Zeichnen Sie einen einfachen Kreis als Basis für den Kopf.

Fügen Sie zwei Achsen ein: die vertikale Mittelachse und die horizontale Augenlinie. Platzieren Sie zwei kleinere Kreise seitlich für die Ohren – achten Sie auf Symmetrie und Höhe.

Der Nasenrücken verläuft entlang der vertikalen Achse. Direkt darunter zeichnen Sie ein Oval für die Nase und darüber zwei weitere Ovale für die Augen. Die Pupillen fügen Sie später hinzu.

Für die Wangen zeichnen Sie drei geschwungene Bögen – fast wie Kreissegmente – an die Seiten des Kopfes.

Positionieren Sie den Mund etwas tiefer. Zeichnen Sie ihn leicht geöffnet und geben Sie ihm durch eine herzförmige Linie oben die Andeutung einer Zunge. Die Unterlippe fügen Sie später hinzu.

Jetzt kommen die Pupillen – diese verleihen der Figur Leben! Seien Sie hier besonders präzise: Bereits wenige Millimeter Abweichung können den Blick komplett verändern. (Was manchmal durchaus lustig sein kann.)

DEN KÖRPER VON MICKEY MAUS ZEICHNEN
Mickey gehört zum klassischen Cartoon-Stil. In diesem Stil ist es üblich, dass die Körperhöhe ungefähr zwei bis drei Kopfgrößen beträgt. Für Mickey gilt: Der Körper (ohne Kopf) ist etwa so groß wie der Kopf selbst.
Achten Sie darauf, die Proportionen korrekt zu erfassen – vom oberen Rand der Ohren bis zur Fußspitze.

Beginnen Sie mit einer Mittellinie, die die Bewegung der Figur vorgibt. Diese dient als Körperachse.
Zeichnen Sie einen birnenförmigen Körper. Für den unteren Bereich verwenden Sie einen Kreis. Lassen Sie einen Abstand zwischen dem Kopf und dem Rumpf.
Positionieren Sie die Beine – denken Sie daran, dass es sich nicht um gerade Linien handelt! Verwenden Sie zwei leicht gebogene Zylinder. Das Bein auf der abgewandten Seite (in der Perspektive weiter hinten) erscheint kürzer.

DIE ARME
Arbeiten Sie hier mit vielen Kreisen – diese helfen dabei, die Gelenke und Volumen zu definieren.
Rechter Arm: Ellbogen = kleiner Kreis, Handgelenk (oberer Teil des Handschuhs) = kleiner Kreis, Handrücken = größerer Kreis, Handfläche = größerer Kreis + drei kleine Ovale für die Finger.
Linker Arm: Gleiches Prinzip, jedoch durch die Perspektive teilweise verdeckt.
Vergleichen Sie die Positionen der Arme stets mit anderen Orientierungspunkten, etwa dem Kopf oder dem gegenüberliegenden Arm.

DIE FÜSSE
Für die Schuhe zeichnen Sie abgeflachte, abgerundete Dreiecke für die Sohlen und Kreise für den oberen Schuhbereich. Passen Sie sie der Körperhaltung an.

Fügen Sie nun Details wie den unteren Teil der Hose, die Unterlippe, den Schwanz und die Knöpfe an der Hose hinzu.

DAS INKING (REINZEICHNUNG)
Nutzen Sie ein dunkleres Zeichenwerkzeug, um Ihre Zeichnung zu überarbeiten und zu bereinigen. Nicht jede Linie muss geschlossen sein – gezielt gesetzte Linienführungen und Falten verleihen der Figur Charakter.
Sie können dafür einen weicheren Bleistift (z. B. 2B oder 3B), einen Fineliner, Tuschestift oder auch einen schwarzen Farbstift verwenden. Ziel ist es, Ihre Zeichnung klarer und kontrastreicher zu gestalten.

DAS KOLORIEREN DER ZEICHNUNG
SKIZZE
Jetzt zeige ich Ihnen eine Technik, mit der Sie eine Zeichnung schnell kolorieren können.
Ich verwende Photoshop, doch wenn Sie das Prinzip einmal verstanden haben, lässt sich diese Methode ebenso traditionell anwenden – beispielsweise mit Farbstiften oder Aquarellfarben. Für diejenigen unter Ihnen, die mit Photoshop arbeiten, werde ich die einzelnen Schritte ausführlich erläutern.
Also, legen wir los! Nehmen Sie Ihre Grundskizze wieder zur Hand.
Wichtig: Flachen Sie Ihre Ebenen erst am Ende der Zeichnung ab, damit Sie jederzeit flexibel Änderungen vornehmen können.

Sie sehen hier den Hintergrund, der standardmäßig gesperrt ist – es hat keinen Zweck, ihn zu entsperren. Darüber liegt die Ebene mit der Skizze (Bleistiftzeichnung).
Um die Sichtbarkeit zu verbessern, reduzieren Sie zunächst die Deckkraft der Skizzenschicht. Sie haben dabei zwei Werte: Hintergrund 100 % und Skizzenschicht 100 %. Ich persönlich stelle die Skizzendeckkraft auf etwa 50 %.
Nun sind Sie bereit für das Inking (die Reinzeichnung). Erstellen Sie dafür eine neue Ebene. Es empfiehlt sich, die Ebenen fortlaufend zu benennen – das erleichtert die Organisation und Übersicht erheblich.
Für das Inking verwende ich einen einfachen schwarzen Pinsel, da es sich um Tusche handelt und Mickey nun mal kräftiges Schwarz trägt. Selbstverständlich können Sie auch eine andere Farbe wählen, wenn Sie das bevorzugen.

So sieht das aus: Die Inking-Ebene liegt über der Skizzen-Ebene. Aus Gewohnheit sperre ich in diesem Stadium die Skizzen-Ebene (über das Schloss-Symbol) und blende sie aus (über das Augensymbol). So bleibt Ihre Skizze unversehrt, falls Sie sich beim Kolorieren einmal verlieren, und Sie können sie jederzeit wieder einblenden.
Wenn Sie mit Tinte arbeiten, lassen Sie die Inking-Ebene (hier „Liner“) stets ganz oben in der Ebenenliste – über allen anderen Ebenen.

FARBFLÄCHEN


Sehr gut, nun haben wir unsere Tuschezeichnung fertig. Jetzt geht es an die Farbe. Ich arbeite ausschließlich mit flachen Farben und beginne mit meiner Basisfarbpalette. Persönlich finde ich Mickeys Farben oft zu gesättigt (sehr lebhaft und grell). Deshalb passe ich sie gelegentlich über Bild ➜ Einstellung ➜ Farbton/Sättigung an.
Verwenden Sie für jede Farbe eine eigene Ebene, wobei die Tuschezeichnung immer ganz oben bleibt. Das von mir verwendete Schwarz ist kein reines 100 % Schwarz, sondern ein dunkles Grau. Reines Schwarz benutze ich erst ganz zum Schluss.

SCHATTEN
Die Position der Lichtquelle legen wir fest. Lichtwirkung ist komplex: Je nach Entfernung, Intensität und Winkel verändert sich der Schattenwurf stark. Für unser Beispiel nehmen wir an, dass die Sonne oben rechts scheint.
Ich lege alle Schatten auf eine Ebene. Sie können jedoch gern für jede Schattenfarbe eine eigene Ebene anlegen – wenn Sie die Ebenen sinnvoll benennen, behalten Sie problemlos den Überblick.
Die Regel lautet einfach: eine Farbe – ein Schatten.
Die Schattenebenen stelle ich auf den Ebenenmodus „Multiplizieren“ (Produkt).
BEISPIEL MIT DER FARBE ROT:
Erstellen Sie eine neue Ebene und setzen Sie den Ebenenmodus auf Multiplizieren (Produkt).
Wählen Sie dann mit gedrückter Befehlstaste (Cmd) die Farbe aus, die Sie schattieren möchten – in diesem Beispiel Rot. Die ausgewählte Farbe wird durch eine gestrichelte Linie umrandet.
Anschließend wählen Sie dieselbe Farbe erneut aus (hier Rot).
Malen Sie nun auf der multiplizierten Ebene die Schatten – die Farbe erscheint dabei dunkler.
Wenn Sie fertig sind, heben Sie die Auswahl mit Befehl + D auf (oder über das Menü: Auswahl ➜ Auswahl aufheben).

Für Mickeys Handschuhe, die auf einer separaten weißen Ebene liegen (und somit nicht mit dem Ebenenmodus „Multiplizieren“ funktionieren), verwenden Sie ein helles Grau, um die Schatten der Hände zu erzeugen.
Berücksichtigen Sie dabei stets die Volumen der einzelnen Körperpartien: So sind beispielsweise die Ohren leicht hohl, weshalb der Schatten ihrer gebogenen Form folgt. Dasselbe gilt für die Nase, die Shorts und die Füße.
LICHT
(optional)
Erstellen Sie eine neue Ebene und markieren Sie mit Weiß direktes Licht.

Zum Schluss, fügen Sie einen Schatten auf den Boden hinzu, um unseren Mickey im Raum zu platzieren.

FAZIT
Zeichnen basiert vor allem auf Beobachtung. Es ist wichtig, das Modell wirklich zu verstehen, um typische Fehler bei der Perspektive, versteckten Armen oder anderen Körperteilen zu vermeiden.
Haben Sie keine Scheu, von vorne zu beginnen. Selbst Picasso machte unzählige Skizzen und startete oft hunderte Male neu! Geduld ist essenziell. Selbst wenn Sie 15 Minuten nur damit verbringen, Ihr Modell aufmerksam zu betrachten, ist das bereits ein wertvoller Anfang. Zerlegen Sie die Formen in einfache geometrische Grundelemente. Sollten Sie an einer Stelle nicht weiterkommen, gönnen Sie Ihrem Gehirn eine Pause und lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit auf etwas anderes.
Tipp: Wenn Sie wirklich feststecken, nehmen Sie ein Stück Pauspapier und zeichnen Sie die Vorlage durch. Ich empfehle nicht, die Vorlage einfach abzuzeichnen, sondern durch das Überzeichnen ein besseres Verständnis für Körperhaltungen und Proportionen zu entwickeln.
Um Farbe richtig zu verstehen, müssen Sie die zugrundeliegenden Volumen erfassen. Experimentieren Sie spielerisch damit, die Lichtquelle (beispielsweise die Sonne) zu verschieben. Nutzen Sie alltägliche Gegenstände, um die Wirkung von Licht und Schatten zu beobachten und so Ihr Verständnis zu vertiefen.
Illustratorin und Redakteurin: Mégane