Karikatur zeichnen: So gelingt Ihnen ein Porträt mit Humor
Eine besondere Form des Porträtzeichnens ist die Karikatur. Zwar folgt sie grundsätzlich denselben Regeln wie ein klassisches Porträt, doch gibt es eigene Besonderheiten, die Sie kennen sollten, um eine glaubwürdige und unterhaltsame Karikatur zu schaffen. In diesem Artikel erfahren Sie, wie Sie aus einem Foto Schritt für Schritt eine Karikatur entwickeln.
DAS RICHTIGE MODELL WÄHLEN
Der erste Schritt besteht darin, ein geeignetes Foto auszuwählen. Nicht jedes Gesicht lässt sich gleich gut karikieren. Besonders markante Gesichter – etwa mit einer langen Nase, tief liegenden Augen oder stark ausgeprägten Wangenknochen – eignen sich am besten.
Wenn Sie Anfänger sind, sollten Sie Gesichter mit sehr ausgewogenen Proportionen vermeiden, da es hier schwieriger ist, die Besonderheiten durch Übertreibung hervorzuheben. Achten Sie außerdem auf eine gute Beleuchtung und einen klaren Kopfwinkel. So lassen sich die Volumen leichter verstehen und Sie müssen keine Details erfinden.

WAS SOLL HERVORGEHOBEN WERDEN?
Bevor Sie mit dem Zeichnen beginnen, analysieren Sie das Gesicht. Welche Merkmale stechen besonders hervor? Sind es markante Wangenknochen, ein breiter Mund oder ungewöhnlich geformte Augenbrauen?

Wählen Sie einige dieser Merkmale bewusst aus und entscheiden Sie, wie stark Sie sie übertreiben möchten. Wichtig ist, dass trotz aller Verzerrung die Wiedererkennbarkeit erhalten bleibt. Weniger auffällige Details, wie eine unauffällige Nase, können Sie bewusst zurücknehmen.


SCHRITT FÜR SCHRITT ZUR KARIKATUR
Wie beim Porträt beginnen Sie mit der Grundstruktur des Kopfes. Unterteilen Sie ihn in die vier Hauptbereiche:
- Gesicht
- oberer Teil des Schädels
- Seite des Schädels
- Seite des Kiefers
Die Silhouette dieser Bereiche können Sie verzerren – doch sie sollten alle vorhanden sein, damit das Gesicht glaubwürdig bleibt.

Nun platzieren Sie die Hauptelemente wie Augen, Nase, Mund und Ohren. Halten Sie sich dabei an grundlegende Proportionsregeln:
Die Unterseite der Nase liegt in Höhe des unteren Ohransatzes.
Nase und Augenbrauen sind durch die Augenbrauenbögen verbunden.
Nase und Mund sind über das Philtrum miteinander verbunden.
So bleibt trotz der Übertreibungen eine logische Struktur erhalten.

VOLUMEN UND DETAILS HINZUFÜGEN
Im nächsten Schritt arbeiten Sie die Volumen heraus: Augenlider und Augenhöhlen, Wangen und Wangenknochen, Stirn, Haare und Kinn. Achten Sie auch hier auf klare Regeln, damit Ihre Zeichnung plastisch wirkt.
Nun kehren Sie zu Ihrer Analyse zurück und beginnen, die ausgewählten Details zu übertreiben. Vergrößern Sie zum Beispiel die Augen, um den Gesichtsausdruck deutlicher zu zeigen, oder betonen Sie unterschiedlich dicke Augenbrauen. Weniger wichtige Elemente, wie eine durchschnittliche Nase, können Sie verkleinern.


REINZEICHNUNG UND AUSARBEITUNG
Ist die Konstruktion abgeschlossen, geht es an die Ausarbeitung. Hier haben Sie freie Wahl: Sie können den skizzenhaften Stil beibehalten, die Karikatur klar ausarbeiten oder sogar farbig gestalten. Wenn Sie den 3D-Eindruck verstärken möchten, empfiehlt es sich, die Volumen sorgfältig zu schattieren.
Eine Karikatur lebt von Ihrem Stil – sie darf frech, verspielt oder subtil sein. Probieren Sie verschiedene Modelle aus, ob jung oder alt, männlich oder weiblich, und testen Sie unterschiedliche Arten der Übertreibung.

Eine Karikatur ist weit mehr als ein „lustiges Bild“. Sie verlangt ein gutes Auge, Gespür für Details und die Fähigkeit, das Wesentliche eines Gesichts zu erfassen. Mit Übung werden Sie bald feststellen, dass gerade in der Übertreibung oft die größte Ähnlichkeit steckt.
Verfasst und illustriert von Louis Grieves.