Ein Ohr zeichnen
Unter den Details des Gesichts ist das Ohr eine ganz besondere und individuelle Form. Dennoch scheint sie komplexer zu sein, als sie tatsächlich ist. In diesem Artikel werden wir daher detailliert untersuchen, wie man ein Ohr zeichnet.
Die Grundformen des Ohrs
Um menschliche Ohren erfolgreich zu zeichnen, rufen wir uns die Grundformen des Ohrs in Erinnerung. Diese einfachen Grundformen können wir anschließend komplexer gestalten.
Wir beginnen damit, schematisch eine Form zu zeichnen, die wie ein D aussieht, mit leicht nach oben angehobener Wölbung. Diese Form ist die Grundlage für die Darstellung eines menschlichen Ohres.

Anschließend zeichnen wir einen ersten Bogen innerhalb unserer Grundform ein. Er verläuft innen parallel zur Wölbung des D und ist nur am Ende – in Richtung Ansatz des Ohres - leicht spiralförmig nach innen gebogen. Und schon haben wir das Hauptelement der oberen Ohrkante: die Helix!

Danach verfeinern wir den unteren Teil unserer Grundform, um das Ohrläppchen darzustellen und den Tragus zu zeichnen, das kleine Stück Knorpel, das die Öffnung des Gehörgangs bedeckt und eine S-Form hat.

Zuletzt platzieren wir die Antihelix, den Knorpelkamm, der im Inneren der Ohrmuschel von unten nach oben verläuft. Diese Form ist in der Regel recht komplex, ähnelt aber insgesamt einem Y. Die beiden oberen Y-Schenkel verankern sich unterhalb der oberen Helix, und der untere Y-Schenkel geht in den Tragus und das Ohrläppchen über.

Die wichtigsten Grundformen des Ohrs sind nun fertig. Da das Ohr jedoch hauptsächlich ein offenes Volumen (3D-Körper) ist, wird es eher durch Licht und Schatten als durch Konturlinien definiert. Für das Herausarbeiten der Elemente ist also wichtig zu wissen, wo sich die Vertiefungen und Erhebungen der Ohrmuschel befinden. In der folgenden Skizze sind die drei wichtigsten Vertiefungen und Erhebungen der Ohrmuschel markiert. Natürlich besteht das Ohr noch aus weiteren, weniger ausgeprägten Vertiefungen und Erhebungen wie z.B. die Fossa Anthelicis, der äußere Gehörgang und der Antitragus, die später bei Bedarf hinzugefügt werden können.

Nachdem wir die Grundformen gezeichnet haben, können wir nun ins Detail gehen. Hierbei werden die vorhandenen Konturen und Linien weiter ausgearbeitet und verfeinert und es werden Schattierungen hinzugefügt, um den Volumen-Charakter des Ohrs hervorzuheben.

Das Ohr aus anderen Blickwinkeln zeichnen: seitlich und von hinten
Wir haben gerade gesehen, wie man das Ohr aus dem einfachsten Blickwinkel darstellt: im Profil, bzw. als Frontalansicht. Das Ohr aus anderen Blickwinkeln zu zeichnen, wie z.B. seitlich oder von hinten, lässt sich aber auch wieder mithilfe der Grundformen-Methode problemlos umsetzen: Die seitliche Ansicht ist flacher als die Frontalansicht, und je nach der individuellen Ohrform, können sich hierbei bestimmte Elemente der Ohrmuschel überlappen. Die Grundform ist jedoch auch hier wieder die D-Form.

Der letzte Blickwinkel, der uns interessiert, ist die Rückansicht des Ohrs. Diesmal ist die Darstellung zwar einfacher, unterscheidet sich aber stark von der zuvor betrachteten Innenansicht der Ohrmuschel. Bei der Rückansicht sind nur mehr die Konturen von Helix und Ohrläppchen zu sehen. Im Übrgen ist zu beachten, dass dass Ohr von hinten eine Außenwölbung aufweist, die beim Zeichnen am ehesten wieder durch Schattierung angedeutet werden kann. Diese Wölbung ermöglicht es dem Ohr, mehr oder weniger nach vorne ausgerichtet zu sein.

Jedes Ohr ist individuell
Du verfügst nun über die notwendigen Grundlagen, um ohne viel Aufwand menschliche Ohren zu zeichnen. Wenn du dich weiter verbessern möchtest, beginne damit, die Ohren verschiedener Personen zu beobachten. Jedes Ohr ist individuell, und je mehr du das Zeichnen von unterschiedlich geformten Ohren übst, desto besser wirst du die kleinen Einzelheiten erkennen.

Sei kreativ bei der Gestaltung deiner Ohren. Sobald du die Grundlagen beherrschst, wirst du realistisch aussehende Ohren und auch Ohren von Phantasiewesen kreieren.

Verfasst und illustriert von Louis Grieves