Verwischtechnik beim Zeichnen: Anleitung, Materialien & Tipps

Wenn Sie mit Bleistift, Kohle oder anderen Trockentechniken arbeiten, gehört das Verwischen zu den klassischen Gestaltungsmitteln. In diesem Artikel erfahren Sie, welches Material sich dafür eignet, wie Sie effektiv verwischen und welche typischen Fehler Sie vermeiden sollten.

EIN ÜBERBLICK ÜBER DIE MATERIALIEN

Das Verwischen ist eine traditionelle Zeichentechnik, die darin besteht, Graphit oder Pastell auf ein Blatt Papier weich zu verteilen. Sie können Bleistifte oder Kohle für Ihre Zeichnungen verwenden. Dafür eignen sich insbesondere fettige Bleistifte (B-Familie). Je weicher der Stift, desto besser lässt sich das Material verwischen. Trockene Bleistifte (H-Familie) sind eher ungeeignet für diesen Zweck, können jedoch sehr gut für Vorzeichnungen verwendet werden.

Es gibt mehrere Werkzeuge zum Verwischen Ihrer Zeichnung. Natürlich können Sie einen Papierwischer (Estompen) verwenden: Diese stiftförmigen Helfer bestehen aus gepresstem Papier und sind in verschiedenen Größen erhältlich – ideal für gezielte Schattierungen.

Sie können Ihren Papierwischer reinigen, indem Sie ihn über eine Nagelfeile reiben oder ein Stück Schleifpapier verwenden. Vermeiden Sie jedoch zu grobes Schleifpapier, das Ihr Werkzeug beschädigen könnte!

Ein weiteres Werkzeug, das dem Papierwischer ähnelt, ist der Tortillon. Ein Tortillon ist ein Stück Papier, das zu einem Kegel aufgerollt wird. Ein bemerkenswerter Vorteil des Tortillons ist, dass Sie ihn ganz einfach selbst basteln können: Man nimmt einfach ein Stück Papier und rollt es auf. Sie können auch das Papier auswählen und auf diese Weise die Texturen variieren. Ein Nachteil ist seine Haltbarkeit: Ein Tortillon wird normalerweise nach zwei oder drei Verwendungen weggeworfen.

Schließlich ist es auch möglich, mit dem Finger zu verwischen. Dies ist im Allgemeinen der erste Umgang, den jeder Künstler mit dem Verwischen hat. Dennoch rate ich Ihnen dringend davon ab, Ihre Finger zu verwenden. Fett und Unregelmäßigkeiten auf der Haut führen zu unsauberen Ergebnissen und beeinträchtigen das Papier dauerhaft. Die Finger hinterlassen Fett auf Ihrer Zeichnung, was einen lackierenden Effekt hat: Es wird dann sehr schwierig, erneut über die eingefetteten Bereiche zu zeichnen.

VERSCHIEDENE ARTEN, IHRE ZEICHNUNG ZU VERWISCHEN

Nun, da Ihr Material bereitliegt, können Sie sich mit der Technik vertraut machen. Nehmen Sie ein Blatt Papier und schattieren Sie eine Fläche mit dem Bleistift – diese werden Sie anschließend mit dem Wischer verblenden. Diese Übung hilft Ihnen dabei, ein Gefühl dafür zu entwickeln, wie viel Graphit sich mit dem jeweiligen Werkzeug verteilen lässt.

Scheuen Sie sich nicht, unterschiedliche Zeichenmaterialien wie Kohle, Buntstift oder Pastell auszuprobieren. So erhalten Sie ein besseres Gespür dafür, welche Effekte sich mit dem Wischer erzielen lassen. Achten Sie darauf, Ihr Werkzeug nach jeder Anwendung gründlich zu reinigen, um saubere Ergebnisse zu erzielen.

Sobald Sie Ihren Wischer bereithalten, geht es an die zentrale Übung: den Farbverlauf. Tragen Sie eine gleichmäßige Schicht Graphit auf das Papier auf und verwischen Sie sie kontrolliert in eine Richtung. Ziel ist es, eine weiche, gleichmäßige Abstufung zu erzeugen. Variieren Sie die Übung, indem Sie den Verlauf entlang einer Kurve anlegen oder die Schattierung von beiden Seiten aus in die Mitte verwischen.

Ein weiterer möglicher Farbverlauf ist der radiale Verlauf. Legen Sie dazu eine Fläche an und verwischen Sie sie gleichmäßig in alle Richtungen. Sie können das Graphit entweder vom Zentrum aus nach außen „ziehen“ oder konzentrische Kreise anlegen, die sich schrittweise vergrößern.

Ebenso ist ein umgekehrter radialer Farbverlauf möglich. Zeichnen Sie hierfür ein Quadrat auf Ihr Blatt und verblenden Sie die Schattierung von allen Seiten zur Mitte hin. Das Ergebnis ist ein Verlauf, bei dem die Mitte heller bleibt und die Ränder zunehmend dunkler werden – ideal, um Lichtwirkungen zu simulieren.

Eine weitere interessante Technik besteht darin, einen „schmutzigen“ Papierwischer gezielt einzusetzen. Damit lässt sich Graphit besonders sanft auftragen, was eine neblige, atmosphärische Wirkung erzeugt. Zeichnen Sie zum Beispiel einen Kreis und schattieren Sie ihn ausschließlich mit dem bereits verwendeten Wischer. Ein Tipp: Viele Papierwischer besitzen zwei Spitzen. Bewahren Sie eine Seite „sauber“ und die andere „benutzt“ auf – so können Sie flexibel zwischen präzisem und weichem Verwischen wechseln.

Herzlichen Glückwunsch! Nun haben Sie alle Werkzeuge und Techniken an der Hand, um erste eigene Zeichnungen mit der Schummertechnik zu gestalten. Im nächsten Schritt wenden wir das Gelernte in einer konkreten Übung an.

EINEN APFEL MIT DER SCHUMMERTECHNIK ZEICHNEN

Für dieses Beispiel werde ich ein relativ einfaches Objekt nehmen, nämlich einen Apfel. Ich beginne damit, meinen Apfel mit einem harten Bleistift zu skizzieren.

Danach trage ich meine verschiedenen Werte mit einem weichen Bleistift auf. Ich achte darauf, grobe Übergänge zu machen, um das spätere Verwischen zu erleichtern.

Nun nehme ich einen sauberen Wischer, um die Übergänge zu verfeinern und weicher zu gestalten.

Da der Wischer nun bereits Graphit aufgenommen hat, kann ich ihn nutzen, um einen grauen Hintergrund um den Apfel herum zu erzeugen – das sorgt für mehr Tiefe im Bild.

Abschließend setzen Sie einen radialen Verlauf ein, um den Schatten des Apfels glaubhaft darzustellen – das Licht wirkt dadurch realistischer.

Und voilà - meine Zeichnung ist fertig! Jetzt sind Sie dran: Probieren Sie die Schummertechnik in Ihren eigenen Illustrationen aus. Nutzen Sie unterschiedliche Werkzeuge wie Kohle, Buntstifte oder Pastell, um ein Gefühl für verschiedene Effekte zu bekommen und Ihr Können zu vertiefen.

Verfasst und illustriert von Louis Grieves