Kreativität fördern: Übungen und Spiele für die rechte Gehirnhälfte

Guten Tag an alle! Sie haben vielleicht schon von der Methode des Zeichnens mit der rechten Gehirnhälfte gehört. Zahlreiche Bücher und Methoden wurden im Laufe der Jahre veröffentlicht, und dennoch bleibt dieser Ansatz zum Zeichnen vergleichsweise wenig bekannt. Heute möchte ich Ihnen mit diesem Artikel ein besseres Verständnis darüber vermitteln, was das Zeichnen mit der rechten Gehirnhälfte ausmacht. Sie finden hier Tipps sowie einige kreative Spiele, um diese Herangehensweise selbst auszuprobieren.

Bereiten Sie Ihre Stifte, Ihr Papier oder Ihr Tablet vor – und vor allem Ihre Kreativität! Los geht’s!

UNSERE GEHIRNHÄLFTEN

Wie Sie sicher wissen, ist das Gehirn in zwei Hemisphären unterteilt – in die linke und die rechte. Die linke Hemisphäre wird üblicherweise mit Logik, Analyse und rationalem Denken in Verbindung gebracht, während die rechte Hemisphäre räumliche Wahrnehmung, Kreativität und Vorstellungskraft steuert.

Mit der rechten Gehirnhälfte zu zeichnen bedeutet also, der eigenen Kreativität und Intuition freien Lauf zu lassen, ohne sich mit den üblichen technischen Fragen aufzuhalten: Ist die Perspektive korrekt? Wie stelle ich Volumen richtig dar? Habe ich eine harmonische Farbwahl getroffen? Es geht darum, sich von der technischen Kontrolle zu lösen und zurück zur eigentlichen Essenz des künstlerischen Ausdrucks zu finden.

5 TIPPS ZUM ZEICHNEN MIT DER RECHTEN GEHIRNHÄLFTE

In der Theorie klingt das Zeichnen mit der rechten Gehirnhälfte völlig befreiend. In der Praxis ist es jedoch manchmal gar nicht so einfach, sich fallen zu lassen und die Erfahrung wirklich zu genießen. Hier finden Sie fünf Tipps, wenn Sie es selbst ausprobieren möchten:

1. Schaffen Sie eine Atmosphäre, die Ihre Kreativität fördert

Ziel ist es, alles loszulassen, was Sie zu sehr in die Realität verankert und die linke, logische Seite Ihres Denkens aktiviert. Indem Sie einen Ort schaffen, an dem Sie sich wohlfühlen – mit passenden Materialien, Dekoration, Düften – befreien Sie Ihre Kreativität und ermöglichen ein ganzheitlicheres künstlerisches Erleben.

Auch Musik kann hilfreich sein, denn sie stimuliert direkt die rechte Gehirnhälfte.

2. Vermeiden Sie Selbstkritik beim Zeichnen

Dieser Rat scheint offensichtlich und ist doch einer der schwierigsten umzusetzen: Betrachten Sie das Zeichnen als kreativen Prozess und nicht als endgültiges Ergebnis. Wichtig ist die Reise, nicht das Ziel.

Setzen Sie keine Erwartungen in das Ergebnis und so wird Ihre Kreativität blühen, indem Sie neue Dinge erkunden, ohne Angst davor zu haben, Fehler zu machen.

3. Seien Sie offen für Überraschungen

Es gibt einen ziemlich verbreiteten Ausdruck unter Zeichnern, „der fröhliche Fehler“. Dieser unerwartete Fehler fügt dem Werk etwas Einzigartiges, Kreatives oder Interessantes hinzu. Anstatt den Fehler als Problem zu sehen, kann man ihn als Gelegenheit oder Inspirationsquelle betrachten.

4. Experimentieren Sie mit Techniken

Wenn wir die Komfortzone verlassen und neue Techniken – oder Kombinationen aus Techniken – ausprobieren, verlieren wir die technischen Automatismen, die wir uns angeeignet haben. Dadurch verlassen wir uns mehr auf Intuition und somit stärker auf unsere rechte Gehirnhälfte.

Haben Sie Spaß daran, mit Materialien, Strukturen und Volumen zu spielen – vielleicht werden Sie überrascht sein, wie sehr dieser spielerische Ansatz Ihre Kreativität entfesselt.

5. Testen Sie kreative Spiele

Das Spiel bezieht sich direkt auf etwas Leichtes, das nur zum Vergnügen gemacht wird, es ist also eine hervorragende Möglichkeit, loszulassen und sich von Ihrer Vorstellungskraft leiten zu lassen.

7 KREATIVE SPIELE ZUM AKTIVIEREN DER RECHTEN GEHIRNHÄLFTE

Der letzte Tipp führt uns direkt zu diesem Abschnitt, in dem ich Ihnen einige kreative Spiele vorschlage. Diese Liste dient lediglich als Inspiration – es gibt unzählige Möglichkeiten. Wichtig ist nur, dass es Ihnen Spaß macht und Sie den technischen Anspruch zugunsten der Kreativität hinter sich lassen.

1. Die One-Line-Zeichnung

Dieses seit vielen Jahren beliebte Spiel besteht darin, die gesamte Zeichnung mit nur einer einzigen, ununterbrochenen Linie zu erstellen, ohne den Stift vom Papier zu heben. Es gilt als besonders spontan und direkt, da Korrekturen technisch nicht möglich sind.

2. Zeichnen mit Flecken

Hier erzeugen Sie vollkommen spontane Farbflecken – zum Beispiel mit Aquarell oder Tinte – und lassen sich davon inspirieren. Normalerweise sind Flecken auf Zeichnungen unerwünscht, in diesem Spiel drehen Sie diesen Gedanken um: Der Fleck wird zum Ausgangspunkt der Zeichnung. Es ist ein bisschen wie das Erkennen von Figuren in Wolken.

3. Blindzeichnen

Dieses Spiel widerspricht der üblichen Logik des Zeichnens, da Sie ohne hinzusehen zeichnen.

Oft verlieren wir an Kreativität, weil das Sichtbare zu dominant ist und uns blockiert. Wenn man die Augen schließt und der Hand erlaubt, frei zu zeichnen, was im Kopf entsteht, kann man Vertrauen in Intuition und Kreativität zurückgewinnen. Natürlich wird das Ergebnis ungenau – doch genau darum geht es!

4. Die 3-Minuten-Challenge

In diesem Spiel setzen Sie sich eine sehr kurze Zeitspanne. Drei Minuten eignen sich gut, aber wählen Sie jede beliebige Zeit, solange sie fünf Minuten nicht überschreitet.

Durch diese Begrenzung zwingen Sie Ihr Gehirn, das Wesentliche zu erfassen und neue Ausdrucksformen zu finden, um schnell zu arbeiten. Das führt dazu, dass Sie intuitiver zeichnen und den Anspruch auf perfekte Darstellung loslassen.

5. Mit verschiedenen Techniken experimentieren

Dieses Spiel folgt direkt dem vierten Tipp: Experimentieren Sie weiter! Alles kann Kreativität anregen – mit Kaffee malen, auf Stein zeichnen, unterschiedliche Materialien kombinieren. Wenn Sie Inspiration brauchen, schreiben Sie verschiedene Medien (Karton, Stein, Holz, Stoff…) und Techniken (Kaffee, Farbe, Filzstift, Perlenstickerei, Collage…) auf kleine Zettel. Ziehen Sie dann zufällig Medium und Technik und stellen Sie sich der kreativen Herausforderung.

6. Das Abstrakte erkunden

Häufig empfinden wir größere innere Barrieren, wenn wir versuchen, Figürliches darzustellen. Beim abstrakten Zeichnen hingegen können Sie vollständig loslassen. Erstellen Sie einfach Formen und spielen Sie mit Farben und Techniken, ohne etwas Konkretes darstellen zu müssen – das Ziel ist ein visuell ansprechendes Ergebnis.

7. Kollaborative Zeichnungen

Dieses letzte Spiel ist ein Gemeinschaftsprojekt. Es gibt viele Arten von kollaborativem Zeichnen, aber das bekannteste ist das „Faltbild“. Dafür falten Sie ein Blatt Papier wie eine Ziehharmonika, und jede Person zeichnet einen Teil, ohne zu sehen, was die anderen gezeichnet haben. Das Ergebnis lebt von der Kreativität aller Beteiligten und wirkt oft überraschend und lustig. Dieses Spiel ist eine wunderbare Möglichkeit, die rechte Gehirnhälfte einzubeziehen.

Damit endet unser Artikel über das Zeichnen mit der rechten Gehirnhälfte. Wie wir gesehen haben, ist das Wichtigste, sich im kreativen Prozess zu lösen, Intuition und Kreativität zu folgen und sich nicht zu beurteilen oder Fehler zu fürchten. Um es noch einmal zu wiederholen: Das Wichtigste ist die Reise, nicht das Ziel.

Ich hoffe, Ihnen hat dieser Artikel gefallen😊

Redakteurin: Chloé Pouteau