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durch Liam

Küken zeichnen leicht gemacht: Alles, was Sie wissen müssen

Küken zeichnen leicht gemacht: Alles, was Sie wissen müssen

Heute widmen wir uns der Studie eines sehr jungen Tieres – dem Küken, dem Nachwuchs des Huhns. Es wird gelb, flauschig und ausgesprochen niedlich – Sie sind gewarnt!

Obwohl das Küken wie eine Miniaturversion eines Huhns erscheint, ist es ein eigenständiger Vogel mit spezifischer Anatomie. Deshalb beginnen wir mit einem kurzen Überblick über den Vogelkörper. Falls Sie noch nicht mit den Grundlagen des Vogelzeichnens vertraut sind, empfehlen wir Ihnen unseren ergänzenden Artikel zum Thema: Wie man einen Vogel zeichnet.


DIE ANATOMIE DES KÜKENS VERSTEHEN

Überraschenderweise ähneln die Gliedmaßen eines Vogels in ihrem Aufbau stark denen des Menschen – sowohl Flügel als auch Beine bestehen aus drei Hauptabschnitten. Der Flügel beginnt vorn am Rumpf, das Bein sitzt weit hinten am Körper. Ein Blick auf das Skelett zeigt: Der Kopf eines Kükens ist im Vergleich zum Körper überproportional groß und rund. Auch der Schnabel ist klein und leicht gebogen. Die Augen sind zentral in der Augenhöhle positioniert und liegen auf Höhe der Schnabelspitze.

Ein besonders wichtiger Knochen liegt im Brustbereich und erzeugt eine sichtbare Unregelmäßigkeit, die sich später im Federkleid als kleine Erhebung zeigt – ein wichtiges Detail für eine realistische Zeichnung.

Rechts eine Darstellung der Flügelstruktur mit den Federn.

Aber, wie bereits angekündigt, werden wir kein ausgewachsenes Huhn zeichnen – sondern ein Küken! Deshalb werfen wir zunächst einen Blick auf die Skelettstruktur eines Kükens.

(Zur Orientierung sehen Sie links das Skelett eines Erwachsenen – nur, um einen Vergleich zu haben.)

Wie bei vielen Tierbabys weist das Küken andere Proportionen auf als das adulte Tier. Der Kopf ist rund und im Vergleich zum Körper deutlich größer als bei einem ausgewachsenen Huhn.

Schema A: Die anatomische Struktur des Kükens

Rosa Pfeil: Er zeigt auf die Position der Nasenlöcher. Diese befinden sich am oberen sichtbaren Teil des Schnabels.
Oranger Pfeil: Das Auge sitzt mittig in der Augenhöhle. Es ist auf einer Linie mit der Schnabelspitze positioniert.
Roter & grüner Pfeil: Diese markieren die Befestigungspunkte der Flügel und Beine.
Blauer Punkt: Dieser zeigt die Stelle, ab der die Pfote sichtbar wird. Die sichtbaren Teile der Pfote sind in einem hellen Blau hervorgehoben. Der blaue Punkt befindet sich in der Mitte der Rumpflänge (dargestellt durch den violetten Strich), was Ihnen hilft, die Proportionen richtig zu platzieren.


Schema B: Grundform und Besonderheiten

Kopf (Rot): schön rund und dominant im Verhältnis zum Körper.
Körper (Grün): leicht oval, nach hinten verlängert.
Schwanz (Orange): sehr klein und kaum sichtbar.
Brustbein (Rosa): Ein wichtiger Knochen an der Brust erzeugt eine sichtbare Unregelmäßigkeit in der Silhouette des Kükens. Diese wird durch die blaue Linie angedeutet. Auch wenn dieser Bereich später vom Gefieder überdeckt wird, spielt er eine entscheidende Rolle, um dem Küken eine realistische Struktur zu verleihen.
In diesem Artikel konzentrieren wir uns auf Küken mit gelbem Flaum, doch beachten Sie: Die Gefiederfarben können sehr vielfältig sein und variieren je nach Rasse.

Während dieses Artikels werden wir unsere Studie auf die Beobachtung von Küken mit gelbem Gefieder stützen, aber beachten Sie, dass die Variationen in den Fellfarben vielfältig und abwechslungsreich sind.

 

FLÜGEL ZEICHNEN

Die Flügel eines Kükens sind noch nicht voll entwickelt – sie sind eine vereinfachte, „in Arbeit befindliche“ Version der Flügel eines erwachsenen Vogels.

Links sehen Sie nur die Knochenstruktur mit angedeutetem Gefieder. Rechts ist die Verteilung der Federn dargestellt:

Basisfedern – sie bedecken und folgen eng der Knochenstruktur.
Mittlere Federn – eine erste Reihe von etwas längeren Federn.
Längste Schwungfedern – hier gibt es zwei verschiedene Federtypen, angedeutet durch zwei verschiedene Violetttöne.

Jetzt unser Küken.

Beim Küken finden wir dieselbe Knochenstruktur wie bei einem ausgewachsenen Huhn (in Rot markiert). Diese bildet die Grundlage, auf der später das Daunenkleid liegt. Bei sehr jungen Küken (siehe Bild A) genügt es völlig, einen kleinen, noch federlosen Flügel anzudeuten.

Bei einem etwas weiter entwickelten Küken(Bild B)) kann man das Auftreten von zwei Reihen Federn (in Grün und Violett) beobachten. Die äußeren Federn (in Violett) sollten recht weit auseinander liegen und werden dieselbe klassische Form wie die anderen (in Grün) haben. Zögern Sie nicht, die Federn abzurunden und sie nicht zu lang zu machen.

Etwas ältere Küken (siehe Bild B) zeigen bereits zwei Reihen von Federn, die in Grün und Violett hervorgehoben werden können. Die äußeren Federn (Violett) stehen meist etwas weiter auseinander, während die inneren (Grün) dichter liegen. Beide Arten haben die typische Federsilhouette. Achten Sie darauf, die Federn abzurunden und nicht zu lang zu gestalten – so bleiben sie dem jungen Alter des Kükens entsprechend.

 

DIE BEINE DES KÜKENS

Die Beine eines Kükens folgen dem klassischen Vogelaufbau: drei Zehen zeigen nach vorn, eine kürzere vierte nach hinten. Die mittlere Zehe (2) ist die längste, während die beiden seitlichen (1 & 3) gleich lang sind. Die hintere Zehe (4) ist am kürzesten.

Die Haut an den Beinen ist schuppig und an den sichtbaren Stellen nicht von Federn bedeckt. Für die Darstellung der Zehen empfiehlt sich eine angedeutete Ringstruktur (grünes Zoom-Feld), während am Bein selbst einige Schuppenpartien skizziert werden können (blaues Zoom-Feld). Je nach gewünschtem Realismusgrad können Sie den Detailgrad variieren. Für semi-realistische oder stilisierte Zeichnungen genügt es, die Schuppen punktuell anzudeuten – vermeiden Sie es, jede einzelne darzustellen, da dies schnell überladen wirken kann.

Jede Zehe endet in einer kleinen, spitzen Kralle. Verwenden Sie für die Krallen entweder dieselbe Farbe wie für die Haut oder eine etwas hellere Nuance, um sie subtil hervorzuheben.

Die rechte Zeichnung hilft Ihnen, zwei wichtige Dinge besser zu verstehen. Erstens zeigt sie deutlich, wo das Gefieder am Bein endet (blauer Pfeil). Dies entspricht etwa der Stelle zwischen Bereich B und C in der Skelettzeichnung – also unserem menschlichen Knöchelbereich.

Interessanterweise läuft das Küken, wie viele andere Vögel, nicht auf dem gesamten Fuß, sondern auf den Zehen – der hellblau markierte Bereich des Skeletts macht das deutlich. Diese Fortbewegungsweise nennt man digitigrad.

Zwei weitere kleine anatomische Besonderheiten möchte ich abschließend hervorheben:

In Rosa sehen Sie den kleinen Schwanzansatz, der am unteren Ende der Wirbelsäule eine leichte Wölbung bildet.
In Grün erkennen Sie einen vorspringenden Knochen an der Vorderseite der Brust, der sich ebenfalls durch eine kleine Erhebung zeigt.

 

ZEICHNEN DES KOPFES: SCHNABEL UND AUGE

Wir zoomen heran, um das Auge genauer zu betrachten (siehe Bild C).

Das Auge des Kükens ist nahezu rund, aber nicht vollkommen kreisförmig. Seine Konturen laufen weich zu, ähnlich wie bei einem menschlichen Auge. Bei jungen Küken lässt sich die Iris kaum von der Pupille unterscheiden – das Auge wirkt meist vollständig schwarz. Vermeiden Sie hierbei die Verwendung eines zu reinen Schwarztons, da dies unnatürlich wirkt.

Das Auge besteht aus einem oberen Lid, einem unteren Lid sowie einem dritten Lid – ähnlich wie bei Katzen. Letzteres ist jedoch in der Regel nicht sichtbar und kann in Ihrer Zeichnung ignoriert werden. Die oberen und unteren Lider (im Bild rot markiert) besitzen sehr feine, kaum sichtbare Wimpern. Diese sollten Sie weglassen, da sie nur in extremen Nahaufnahmen erkennbar wären.

Bei ausgewachsenen Hühnern ist die Pupille rund und schwarz, während die Iris typischerweise bernsteinfarben erscheint. Das sogenannte „Weiße des Auges“ ist nur bei sehr starker Vergrößerung erkennbar.

Ebenfalls auf Bild C sehen Sie im blauen Bereich unterhalb des unteren Augenlids eine zarte Hautpartie mit schuppenartiger Struktur. Diese Details eignen sich nur für besonders realistische und stark vergrößerte Darstellungen. Im lila markierten Bereich fällt auf, dass die Umgebung des Auges – insbesondere im vorderen Bereich – weniger von Federn bedeckt ist. Dadurch wirkt die Haut dort rosiger. Bei manchen Hühnerrassen ist diese Hautpartie eher gräulich – auch das sollten Sie bei Ihrer Farbwahl berücksichtigen.

 
Bild B – Weitere Details am Kopf:

Violett: Das sogenannte "Eizahn-Werkzeug", ein kleiner Höcker, mit dem das Küken die Eierschale beim Schlüpfen durchbricht. Dieser verschwindet nach kurzer Zeit. Sie können dieses Detail getrost weglassen, ohne dass Ihre Zeichnung darunter leidet.
Blau: Die Nasenlöcher, die sich auf der Oberseite des Schnabels befinden. Wenn Sie in einer weniger detaillierten Perspektive zeichnen, reicht oft eine einfache Linie, um sie anzudeuten.
Rot: Der Gehörgang – ein sehr zurückhaltendes anatomisches Detail, das Sie nach Wunsch weglassen können.
Grün: Ein wichtiger Orientierungspunkt: Die Spitze des Schnabels liegt in einer Linie mit dem Auge.
Rosa: Die Verbindung zwischen oberem und unterem Schnabel. Beachten Sie: Die sogenannte Schnabelfalte liegt deutlich unterhalb der Augenlinie.
Auf dem Kopf sehen Sie zwei grau schraffierte Flächen, die die äußeren Konturen des Kopfes hervorheben. Sie wirken fast wie stilisierte Augenbrauen – ein spannender Aspekt, der der Zeichnung Charakter verleiht.

Die orange schraffierten Zonen betonen die Kontur des Brustbereichs. Die Anordnung der Federn dort erzeugt eine sichtbare Linie (durch einen orangen Pfeil gekennzeichnet), die Sie für mehr Tiefe und Struktur nutzen können.


Wir werden unsere Studie mit einer Frontansicht abschließen, bevor wir zum Schritt-für-Schritt-Zeichnen übergehen.

Bild B – Grundformen des Körpers:

Der Kopf des Kükens ist rund (rot markiert), während der Körper die Form einer wohlgerundeten Birne annimmt (grün). In Blau sehen Sie eine Unregelmäßigkeit im Brustbereich – verursacht durch den darunterliegenden Knochen. Diese Struktur ist ein wiederkehrendes Element, das Sie in Ihren Zeichnungen berücksichtigen sollten.

Zwei graue Linien entlang des Kopfes zeigen, wo sich der Raum für die Beine (rosa markiert) befindet. Die violetten Pfeile geben die Ansatzpunkte der Flügel an – diese liegen recht weit oben am Körper.

Bild C – Verfeinerte Ansichten:

Die orange und grau schraffierten Bereiche zeigen die Volumen, die bereits in Bild B dargestellt wurden. Ergänzend dazu sehen Sie in Blau erneut die Struktur der Nasenlöcher, in Grün die Ausrichtung von Schnabel und Auge sowie in Rosa die Falte zwischen oberem und unterem Schnabel, die knapp unter der Augenlinie liegt.

 

ZEICHNEN SIE EIN KÜKEN - SCHRITT FÜR SCHRITT

Heute geht es ausnahmsweise nicht primär um anatomische Präzision. Ziel ist es, Spaß zu haben und dabei das jugendliche Wesen eines Kükens einzufangen – flauschig, tapsig, lebendig.

Wir zeichnen:

Ein Küken in eher statischer Pose, leicht schräg von der Seite gesehen.
Ein zweites Küken in einer lebendigeren Pose, frontal ausgerichtet.
 
Schritt 1:
Ich beginne mit den Schnäbeln. Das linke Küken wird seinen Kopf drehen, während der Körper fast frontal zu uns zeigt. Das rechte Küken hingegen steht im klassischen Profil.

Schritt 2:
Die Köpfe werden mit leicht länglichen Kreisen angedeutet – das schafft schon die typische Küken-Proportion.

Schritt 3:
Jetzt folgen die Körper. Für das frontale Küken wähle ich eine weniger ausgeprägte Birnenform, damit die Rückseite nicht zu rund wirkt. Beim rechten Küken erkennst du in Rosa den typischen „Buckel“ im oberen Brustbereich – eine kleine Unregelmäßigkeit, die durch den Brustknochen entsteht und der Form mehr Leben verleiht.

Schritt 4:
Positionieren Sie die Augen des Kükens. Beachten Sie dabei, dass die Verbindung zwischen oberem und unterem Teil des Schnabels (rosa Linie) deutlich unterhalb der Augen liegt. Das Auge selbst ist auf die Schnabelspitze ausgerichtet (grüne Linie). Ergänzen Sie anschließend den kleinen Schwanz (orange schraffiert).

Schritt 5:
Setzen Sie nun die Flügel an. Denken Sie daran, dass die Befestigung relativ hoch an der Wirbelsäule erfolgt – direkt nach dem Halsansatz.

Schritt 6:
Fügen Sie die Beine hinzu. Mit Orange zeichnen Sie das Skelett ein und mit einem violetten Strich deuten Sie die Wirbelsäule des linken Vogels an.

 

DETAILS DER ZEICHNUNG

Schritt 7:

Zeichnen Sie nun über Ihre Skizze. Um die weiche, flauschige Textur des Kükens darzustellen, nutzen Sie viele kurze Striche – mit Ausnahme der Flügel und Beine, bei denen Sie klare Linien bevorzugen, um deren Stabilität zu verdeutlichen.
Der untere Halsbereich des rechten Kükens wird mit einem sauberen Strich gezeichnet, um die Spannung in dieser Zone zu unterstreichen. In Rosa markieren Sie einzelne Federn entlang der Flügellinie. In Grün setzen Sie Striche über den Augen, um Volumen zu erzeugen. In Rot skizzieren Sie die Kopfform.

Schritt 8:
Radieren Sie nun vorsichtig alle Konstruktionslinien aus.

Schritt 9:
Verwenden Sie ein helles Orange für den Schnabel, ein mittleres Braun für die Beine, ein sanftes Schwarz für die Augen und ein helles, leicht orangestichiges Gelb für das Gefieder.

 

Tipp: Die Nasenlöcher über dem Schnabel habe ich bewusst weggelassen und durch einen kleinen Strich angedeutet. Auch auf Details bei Augen und Beinen wurde verzichtet – diese Zeichnung soll keinen Anspruch auf absolute Genauigkeit erheben.

Jetzt werden wir ein wenig mit den Farben arbeiten.

Schritt 10:
Fügen Sie eine kleine Szene hinzu – Gras, Erde und ein paar verlorene Federn. Nutzen Sie diesen Moment, um Schatten unter den Küken zu setzen. Das Licht kommt von links oben.

Schritt 11: 
Verwenden Sie ein gesättigteres und dunkleres Gelb, um Volumen zu schaffen. Ein Hauch Rosa akzentuiert die Schnäbel, das Innere des geöffneten Schnabels wird in einem sanften Rosaton gefüllt. Schnäbel und Beine werden zusätzlich schattiert. Vergessen Sie nicht, Lichtreflexe in die Augen zu setzen.

Schritt 12: 
Mit einem sehr hellen Gelb und sanftem Orange tupfen Sie das Gefieder, um die unregelmäßige Textur zu unterstreichen. Um den Flügel deutlicher hervorzuheben, können Sie zusätzlich einen kräftigen rosa Schatten setzen.

Schritt 13:
Zum Abschluss fügen Sie gezielt Licht- und Schattenakzente auf das Gefieder hinzu – so erhalten die Küken ihren letzten Schliff.

Fertig!

Ich hoffe, dieser Artikel hilft Ihnen dabei, die Anatomie und das Zeichnen eines Kükens besser zu verstehen. Trotz einer gewissen Struktur besteht das Küken in erster Linie aus Flaum – eine weiche, flauschige Kugel auf zwei Beinen.
Zögern Sie nicht, mehrere Küken zu zeichnen – sie bewegen sich häufig in kleinen Gruppen.

 

Illustratorin und Verfasserin: Elo Illus