Realistische Raben zeichnen: Anatomie verstehen
Heute konzentrieren wir uns auf den Raben – ein Tier, das oft aufgrund seiner Symbolik dargestellt wird und dabei hilft, eine besondere Atmosphäre zu schaffen.
Beginnen wir mit der Betrachtung unseres Motivs!
Wie Sie sehen, handelt es sich um ein komplett schwarzes und recht stämmiges Tier. Persönlich finde ich es auch sehr elegant – aber ich schweife ab. :)
Hier sehen Sie eine schematische Darstellung des Skeletts einer Krähe (oder eines Vogels im Allgemeinen). Solche Diagramme sind besonders wichtig, um die Position der Flügel und Beine im Verhältnis zum Körper besser zu verstehen.
Der Kopf ist sehr klein und flach – man könnte ihn mit einer leicht abgeflachten Kugel vergleichen. Der Schnabel ist lang und breit und ragt etwa halb so lang über die Kugel hinaus.
Der Hals ist sehr breit und kurz, etwa anderthalbmal so breit wie der Kopf. Der Körper passt in ein Rechteck (oder einen Zylinder), das etwa doppelt so groß ist wie Kopf und Hals des Raben. Der Schwanz ist halb so breit wie der Körper, aber genauso lang.
Die Beine sitzen in der Körpermitte und sind recht dünn. Die Hauptfalte der Flügel befindet sich am Halsansatz.
Nachdem Sie all dies herausgefunden haben, können Sie loslegen! :D
Falls Sie es noch nicht getan haben, empfehle ich Ihnen, den Kurs „Grundlagen des Zeichnens“ zu besuchen. Dort finden Sie eine Reihe von Lektionen, die erklären, wie man gut zeichnet und vor allem die Logik hinter dem Zeichnen versteht. Denn Zeichnen bedeutet vor allem, zu verstehen, was man zeichnet.
DIE SKIZZE ZEICHNEN - SCHRITT FÜR SCHRITT
Ich beginne dieses Beispiel nicht mit einem Foto, sondern arbeite anhand verschiedener Fotoreferenzen kreativ, um die Körperstruktur besser zu verstehen.
Dazu nutze ich die Analyse, die ich während der Beobachtungsphase durchgeführt habe. Lesen Sie sie gerne noch einmal durch und analysieren Sie Ihr Modell sorgfältig. ^^
DER KOPF, HALS UND SCHNABEL DES RABEN
Ich starte immer mit dem Kopf. Diese Methode ist nicht für jeden geeignet, also zeichnen Sie so, wie es sich für Sie richtig anfühlt. Wenn Sie lieber mit den Beinen beginnen möchten, ist das natürlich auch in Ordnung. ;) Die Augenlinie setze ich immer in der Mitte des Kopfes, egal ob Mensch oder Tier.
Danach füge ich den Hals hinzu. Dabei platziere ich auch schnell den Schnabel.
DER KÖRPER
Der schwierigste Teil ist meiner Meinung nach der Körper und seine Proportionen im Verhältnis zum Rest. Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, wie man einen Vogel zeichnet, schauen Sie gern in unseren Blogartikel!
Der Körper ist eine Art großes Rechteck, etwa doppelt so lang wie Kopf plus Hals. Danach setze ich den Schwanz als Verlängerung des Körpers an, meist als dreieckige Form. Wie bereits erwähnt, ist der Schwanz ungefähr so lang wie der Körper selbst.
DIE BEINE ZEICHNEN
Als nächstes kommen die oft kniffligen Flügel und Beine. Die Beine sitzen in der Körpermitte, biegen sich deutlich nach hinten und dann wieder nach vorne – anders als bei Menschen. Die Basis ist von einer Federhülle verdeckt, die man sich als zwei Rechtecke vorstellen kann, die sich bis zur Beinbeuge erstrecken. Die Beinbasis und die Krallen sind ungefähr so lang wie das „Schienbein“ des Raben. Die Hinterzehe ist etwas kürzer, hat aber eine längere und dickere Kralle.
DIE FLÜGEL
Wie gesehen, falten sich die Flügel an der Basis des Halses zurück. Sie sind diagonal von dort bis zum oberen Ende des Schwanzes ausgerichtet und können in einer elliptischen Form angeordnet werden.
Wir haben nun die Grundformen. Dieser Schritt sollte schnell gehen. Skizzieren Sie die Formen grob auf das Papier und korrigieren Sie sie bei Bedarf, um später gute Proportionen zu gewährleisten.
DER SKIZZENPROZESS - SCHRITT FÜR SCHRITT
Jetzt können wir mehr ins Detail gehen.
Ich beginne mit dem Kopf. Zuerst kontrolliere ich die richtige Platzierung des Schnabels. Er nimmt leicht die Hälfte des Kopfes ein – sowohl in der Höhe als auch in der Breite.
Die Öffnungslinie des Schnabels setze ich etwas unterhalb der Mitte. Denken Sie daran, dass der Schnabel nicht gerade, sondern leicht gebogen ist. Ein wichtiges Detail ist außerdem, dass Schnäbel oft eine ungefähr dreieckige Form haben – egal aus welchem Winkel man sie betrachtet. Das hilft, die Basis des Schnabels korrekt am Kopf zu platzieren.
Weiter geht es mit den Augen! Diese sitzen direkt an den Seiten des Schnabels. Vögel haben im Allgemeinen ihre Augen seitlich am Schädel (Ausnahmen wie Eulen gibt es natürlich). Vielleicht ist Ihnen aufgefallen, dass Vögel Sie meistens von der Seite beobachten, nicht von vorne – und dafür gibt es einen guten Grund. ^^
Den Hals lasse ich vorerst unverändert. Nun zum Körper! Ich forme ihn organischer – meist in einer kartoffelähnlichen Form, nicht zu nahe an einer perfekten Ellipse, denn darunter liegt der Brustkorb. Gleiches gilt für den Schwanz.
Übrigens sieht ein ausgebreiteter Raben-Schwanz wie ein Fächer aus, der sich zusammenfaltet. Denken Sie daran, wenn Sie die Federn zeichnen. Achten Sie zudem darauf, die Federn nicht zu regelmäßig anzuordnen. Regelmäßigkeit ist in der Natur selten. :3 Selbst unser Gesicht ist nicht symmetrisch, daher versuchen Sie, Unregelmäßigkeiten in Ihre Zeichnung einzubauen, indem Sie Elemente in unterschiedlichen Abständen platzieren.
Bei den Pfoten hilft wie immer die genaue Beobachtung. Ein Rabe hat drei Zehen vorne und eine hinten. Die Zehen sind am Ende dicker und mit großen, gebogenen Krallen ausgestattet. Auch die Gelenke sind dicker und man erkennt Schuppen.
Ich werde die Flügel noch detaillierter ausarbeiten und dafür weitere Referenzen verwenden, um konsistent zu bleiben. Ich habe skizziert, wie der Flügel am Körper gefaltet ist. Normalerweise sieht man in der gewählten Position hauptsächlich den äußeren Teil und die Oberseite des Flügels. Die Federn nahe der Faltung sind klein, wie Daunen, weiter außen sind sie lang – sie dienen dem Fliegen und fangen den Wind ein.
DIE DETAILS DES RABEN ZEICHNEN
In diesem Schritt radiere ich die Konstruktionslinien aus und füge durch Details mehr Volumen und Substanz hinzu.
Zum Beispiel zeichne ich die kleinen Federn um den Schnabel, die Haut um die Augen (Augenlider) und setze ein paar Striche, die die Richtung des Gefieders andeuten. Dabei achte ich auf logische Zusammenhänge. Mir ist aufgefallen, dass der untere Teil des Schnabels fast waagerecht ist, daher habe ich ihn begradigt.
Ich füge kleine Federn an der Unterseite des Bauches hinzu und arbeite die Beine etwas detaillierter aus. Dabei müssen Sie nicht alles genau zeichnen – das Andeuten von Details ist oft effektiver und schneller. Das gilt besonders für Federn und Beine. ;)
Jetzt ist die Skizze fertig und wir können mit dem Ausmalen beginnen!
DEN RABEN KOLORIEREN
Diesmal wird das relativ einfach, denn Krähen sind schwarz. Wie bei den meisten schwarzen Tieren haben sie oft braune oder blaue Schattierungen, manchmal eine Mischung aus beidem.
Wichtig: Verwenden Sie niemals reines Schwarz, wenn Sie realistisch zeichnen möchten – das kommt nur sehr selten vor.
Ich werde daher eine dunkle Farbe wählen, die ins kräftige Blau tendiert. Schnabel, Beine und Augenlider bekommen einen ähnlichen, eher bräunlichen Ton.
Ich beginne oft mit der hellsten Farbe und dunkle dann nach und nach ab. Sie können aber auch mit einem mittleren Ton starten, zu dem Sie dann Licht und Schatten hinzufügen, oder zuerst den dunkelsten Farbton nehmen und ihn aufhellen – ganz nach Ihrem Geschmack.
DIE ZEICHNUNG SCHATTIEREN
Nachdem die Grundfarben gelegt sind, arbeite ich die ersten Schatten aus. Dabei wähle ich für das Gefieder eine dunklere Farbe mit leichtem Braunstich. Meine Referenzfotos helfen mir, die Farben klug auszuwählen.
Diese erste Schattenebene verleiht dem Raben Volumen. Da sein Körper sphärisch ist, setze ich die Schatten an den Rändern, der Unterseite und entsprechend meiner Lichtquelle.
Ich entscheide mich für eine bestimmte Lichtseite und setze die Schatten dementsprechend. Es ist schwer, das hier ausführlich zu erklären – das ist vor allem Übungssache. Eine zukünftige Lektion wird sich ausführlicher mit Licht und Schatten beschäftigen.
In jedem Fall sollten Sie die Position Ihrer Lichtquelle berücksichtigen und die Schatten auf der gegenüberliegenden Seite platzieren, damit man die Lichtrichtung erkennen kann.
Sobald die erste Schattenebene fertig ist, nehme ich einen noch dunkleren Ton für eine zweite Schicht. Diese wird vor allem von der Lichtquelle beeinflusst und hilft dabei, bestimmte Federn hervorzuheben.
Bei Schnabel und Füßen gilt dasselbe Prinzip. Für die Füße wähle ich einen etwas dunkleren Farbton und füge dem Schnabel kleine Pinselstriche hinzu, um einen abgenutzten Effekt zu erzeugen. Außerdem nutze ich die Gelegenheit, auf Schnabel und Krallen Reflexionen einzufügen.
Zum Schluss setze ich die letzten Details und Lichtakzente, etwa einen kleinen Schatten unter dem Vogel, damit er nicht in der Luft zu schweben scheint – und tadaaa, fertig!
Für alle Interessierten gibt es ein Zeitraffer-Video des gesamten Zeichenprozesses dieses Raben. :)
SCHLUSSFOLGERUNG
Zögern Sie nicht, sich stets auf ein Modell zu beziehen und vor allem: Analysieren und verstehen Sie, was Sie zeichnen. Das ist sehr wichtig. Beginnen Sie immer damit, Ihr Modell in einfache Formen zu zerlegen und logische Bezugspunkte zu finden (bei mir sind das Kopf und Hals, aber das kann auch anders sein). Suchen Sie ruhig nach Referenzen aus verschiedenen Perspektiven, mit ausgebreiteten oder angelegten Flügeln, um die Position und Gelenkigkeit der Gliedmaßen gut zu erfassen.
Wie ein Bildhauer sollten Sie mit groben Formen beginnen, um Ihre Proportionen zu finden, diese dann Schritt für Schritt verfeinern und Details hinzufügen. Zeichnen Sie nicht nur sauber ab, sondern beobachten Sie weiter, um Fehler zu entdecken und interessante Details einzubauen.
Nun, ran an die Stifte!
Illustratorin und Redakteurin: Rakjah
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