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durch Liam

Einen Reiter auf einem Pferd zeichnen – Schritt für Schritt

Einen Reiter auf einem Pferd zeichnen – Schritt für Schritt

In diesem Artikel widmen wir uns einer Zeichnung, die zu Beginn durchaus herausfordernd sein kann: einem Reiter auf einem Pferd. Natürlich setzt dies voraus, dass Sie zumindest die Grundlagen im Zeichnen sowohl eines Pferdes als auch einer menschlichen Figur beherrschen. Unabhängig vom gewählten Stil sollten Sie mit dem Aufbau beider Elemente vertraut sein.

Neben der Darstellung von Pferd und Reiter als Einzelmotive besteht die eigentliche Schwierigkeit darin, beide glaubwürdig miteinander zu kombinieren. Der Reiter sollte weder zu groß noch zu klein wirken, nicht über dem Tier schweben oder gar tief in seinen Rücken einsinken. Machen Sie sich keine Sorgen, wenn Ihre ersten Versuche noch nicht perfekt sind – das ist vollkommen normal.

Ich möchte Ihnen hier die Grundlagen für diese durchaus komplexe Zeichnung näherbringen.

 

DIE BEOBACHTUNG VON PFERD UND REITER UM EINE SCHWIERIGE ZEICHNUNG ZU MEISTERN


Seitenansicht

Ein zentrales Element: Der Hals des Pferdes ist kräftig und endet relativ weit hinten auf dem Rücken. Dieser Übergang vom Hals zur Schulter ist entscheidend, denn genau dort wird sich der Reiter „setzen“.

Der Pferdekörper liegt zwischen den Volumen der Vorder- und Hinterbeine und ist durch kräftige Gliedmaßen und ausgeprägte Schultern und Hintermuskeln gekennzeichnet. Beachten Sie, dass sich die Gelenke der Beine (markiert durch violette Punkte) auf gleicher Höhe befinden.

Ohne Kopf und Hals ergibt der Rumpf des Pferdes ein annäherndes Quadrat. Der Abstand vom Bauch zum Boden (blau schraffiert) bildet ein Rechteck, wobei die Gelenke der Beine etwa auf halber Höhe liegen (rote Linie).

Ansicht von ¾ vorne

Hier erkennen Sie zusätzlich die muskulösen Partien zwischen den Vorderbeinen, die wie ein umgekehrtes Herz wirken. Auch der Hals ist gut in die Schulterpartie eingebettet.


Frontansicht

Der Hals fließt harmonisch in die Schultern über. Zwischen den Vorderbeinen sind wieder die muskulösen Verbindungen sichtbar (blauer Pfeil). Denken Sie daran: Die Flanken des Pferdes sind stets leicht gewölbt.


Ansicht von ¾ hinten

Auch hier lässt sich der Hals deutlich oberhalb des Rückens einordnen. Die kräftige Kruppe und die symmetrisch liegenden Gelenke runden die Struktur ab.

Und auch hier lade ich Sie ein, weitere Artikel von Camille Rakjah zu (re)konsultieren, die Ihnen nützlich sein könnten, wie zum Beispiel den Artikel: Wie man einen männlichen Körper zeichnet.


Seitenansicht

In Rot habe ich Ihnen eine Linie gezeichnet, die Sie in den folgenden Zeichnungen wiederfinden werden. Diese rote Linie folgt der Wirbelsäule entlang des ganzen Tieres, im Hals, und markiert auch die Symmetrieachse, die sich im Aufbau des Kopfes wiederfindet.

Hier ist das wichtigste Element die Position des Reiters: Die Figur sitzt hinter den Schultermuskeln (blaue Schraffur) und hinter der Verbindung des Nackens mit dem Rücken (blauer Pfeil).


Ansicht von ¾ vorne

In dieser Perspektive erkennen Sie vor allem die Position des Beins. Es ist leicht gebeugt und liegt an den Flanken des Pferdes an, wobei es sich leicht nach außen öffnet.

Beachten Sie: Je nach Reitstil – ob klassisch-europäisch oder im sogenannten Western-Stil – kann das Bein mehr oder weniger gestreckt sein. Entscheiden Sie sich für den Stil, der am besten zu Ihrer Zeichnung passt.


Ansicht von ¾ hinten

In diesem Blickwinkel lässt sich ein hilfreiches Element erkennen: In der „Grundposition“, also wenn der Reiter keine besondere Bewegung ausführt, kann die vertikale Achse seiner Wirbelsäule (violett markiert) mit der Wirbelsäulenlinie des Pferdes (rot markiert) ausgerichtet werden.

Achten Sie außerdem darauf, dass das Gesäß der Figur nicht direkt auf dem Rücken des Pferdes liegt. Denken Sie daran, etwas Platz für den Sattel einzuplanen – dieser ist hier blau schraffiert dargestellt und mit einem blauen Pfeil gekennzeichnet.

 

PFERD UND REITER ZEICHNEN - SCHRITT FÜR SCHRITT

Schon beim ersten Versuch, Pferd und Reiter korrekt zu gestalten, stellen viele fest: Es ist keine einfache Aufgabe. Daher vermeiden wir unnötige Komplexität und entscheiden uns für die klassische Seitenansicht.


Schritte 1 bis 6:

Zunächst formen Sie das Pferd grob. Verweilen Sie dabei nicht bei Details – es geht um das Setzen der Volumen.

Zeichnen Sie zunächst die Masse der Wangen und formen Sie das Maul.
Fahren Sie fort mit dem breiten Hals.
Vergessen Sie dabei nicht die kleine Wölbung an der Stelle, an der die Oberseite des Halses auf die Schultern trifft (grüner Pfeil).
Anschließend formen Sie die Muskulatur der Vorderbeine.
Zeichnen Sie dann den Rücken: Nach der Nacken-/Schulterwölbung kommt eine kleine Vertiefung (1), gefolgt von einem Anstieg auf Hüfthöhe (2) und einem Bogen bis zur Kruppe (3).


Schritte 7 und 8:

Formen Sie nun die Muskulatur der Hinterbeine und ziehen Sie die Linie des Bauchs. Achten Sie dabei auf die Kontinuität zur Linie der Vorderbeinmuskulatur (blauer Pfeil).


Schritt 9 und 10:

Jetzt formen Sie die Vorder- und Hinterbeine, wobei Sie die Gelenke korrekt ausrichten. Diese befinden sich auf halber Höhe zwischen Rumpf und Boden (blaue Markierungen).


Schritt 11:

Im letzten Schritt ergänzen Sie die Beine auf der verdeckten Seite mit schraffierten Linien.

Zusammengefasst ergibt das:


Ab jetzt ist es wichtig, dass Sie sich mit dem Aufbau der menschlichen Figur sicher fühlen.


Schritt 12 und 13:

Beginnen Sie mit dem Gesäß des Reiters. Dieses platzieren Sie hinter der Nacken-/Schulterbeuge, in der Vertiefung des Rückens, etwa auf halber Strecke vor der Hüftwölbung. Von hier aus führen Sie den Oberschenkel in die richtige Position.


Schritt 14 und 15:

Ziehen Sie die Rückenlinie – gleichzeitig die Wirbelsäule – leicht nach hinten geneigt. Anschließend skizzieren Sie den Torso und einen Arm auf der nicht sichtbaren Seite. Dann formen Sie das zweite Bein vom Oberschenkel ausgehend.


Schritt 16:

Fügen Sie nun Kopf, Fuß und den sichtbaren Arm hinzu. Wie beim Pferd konzentrieren Sie sich dabei lediglich auf Volumen und Grundformen – Details folgen später.

Zusammengefasst ergibt das:

Jetzt gehen wir zum endgültigen Entwurf über.


Schritt A:

Jetzt verfeinern Sie die Linien des Pferdes. Eine kleine natürliche Abweichung – wie eine Kopfbewegung zur abgewandten Seite – bringt Leben in die Szene.


Schritt B:

Zeichnen Sie die äußere Silhouette des Reiters, ohne sich zu früh auf Details zu konzentrieren.


Schritt C:

Nun kommt ein wichtiges, bisher nicht behandeltes Element: die Ausrüstung. Wir entscheiden uns für einfache Lederriemen, einen Standardsattel und ein schlichtes Halfter. Recherchieren Sie gern zusätzliche Referenzen, um mehr Vielfalt in Ihre Ausstattung zu bringen.

Wichtig ist:

Das Halfter sollte stabil sitzen und mit Gebiss und Zügeln ausgestattet sein.
Der Sattel benötigt Gurte zur Fixierung:

Ein Gurt verläuft unter dem Hals (1)
Ein weiterer unter dem Bauch hinter den Vorderbeinen (2)
Steigbügel sind über Riemen mit dem Sattel verbunden.


Schritt D:

Zeichnen Sie die sichtbaren Zügel in die Hand des Reiters (rot dargestellt) und vergessen Sie nicht die Gegenseite (blau). Zusätzlich können Sie eine gepolsterte Unterlage unter dem Sattel ergänzen (grün).


Schritt E:

Reduzieren Sie die Deckkraft der Pferdeumrisse, damit die Figur gut sichtbar wird. Kleiden Sie den Reiter – ein Umhang, der sich über den Pferderücken legt, kann Dynamik verleihen. 

Abschließend fügen Sie Boden und etwas Gras hinzu, um die Szene visuell zu verankern.

Ich hoffe, dieser Leitfaden hilft Ihnen bei dieser durchaus anspruchsvollen Übung weiter. Übung bleibt Ihr bester Weggefährte – beginnen Sie mit Einzelstudien von Pferd und Reiter, bevor Sie beide kombinieren.

 

Viel Erfolg und Freude beim Zeichnen!

 

Illustration und Text: Elo Illus