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durch Liam

Tiere zeichnen – ein umfassender Überblick

Tiere zeichnen – ein umfassender Überblick

Katze, Hund, Spatz, Rabe, Adler, Löwe, Wolf, Delfin, Flusspferd, Hirsch, Eichhörnchen … Wer hat nicht schon einmal eine Tier-Silhouette gekritzelt – sei es ein Vogel im Himmel oder ein Gigant aus der Urzeit?

In diesem Artikel widmen wir uns einem Thema, das so umfangreich ist, dass es unmöglich wäre, es vollständig zu behandeln: dem Zeichnen von Tieren. Idealerweise kennen Sie jedes Tier individuell, um es überzeugend darstellen zu können – doch es gibt einige grundlegende Prinzipien, die Ihnen dabei helfen, Tiere glaubwürdig zu skizzieren oder auszuarbeiten.

 

FELL - STRUKTUR, RICHTUNG UND WIRKUNG

Egal, welches Tier Sie zeichnen: Achten Sie darauf, wie das Fell oder Federkleid verläuft. Gerade im realistischen Stil ist es entscheidend, die Wuchsrichtung korrekt zu erfassen.

Anhand einer Katze zeigen wir drei Darstellungsarten:

Zeichnung A: Durchgehende Linien ergeben ein kurzes, glattes Fell – etwa wie bei einem Pferd.
Zeichnung B: Kleine gestrichelte Linien an Gelenken und Stellen mit längerem Fell verleihen Natürlichkeit – eine gängige Methode für die meisten Tiere.
Zeichnung C: Längere Striche mit aufgelockerter Kontur erzeugen den Eindruck von flauschigem, längerem Fell. Trotz identischer Grundform wirkt das Tier ganz anders.
Faustregel: Je kürzer das Fell, desto klarer die Umrisse. Je länger das Fell, desto „weicher“ die Silhouette – hier können Sie ruhig mit dynamischen Strichen arbeiten.

 

SCHUPPEN ZEICHNEN - STRUKTUR

Auch Schuppen folgen einer bestimmten Struktur, ähnlich wie Haare oder Federn: Sie überlappen sich schuppenartig entlang des Körpers.

Bei einer realistischen Darstellung zeichnen Sie jede Schuppe einzeln (Methode 1) – aufwendig, aber wirkungsvoll.
Alternativ können Sie nur einige markante Schuppen andeuten und mit einem Raster oder ein paar gezielten Strichen die Richtung andeuten (Zeichnung 3).
Besonders bei Schlangen hilft ein angedeuteter Lichtreflex dabei, Volumen und die glatte Oberfläche darzustellen.

 

FEDERN ZEICHNEN

Federn verlaufen meist vom Schnabel über den Körper bis zu Schwanz und Beinen. Der Grundbauplan der meisten Vögel ist ähnlich, auch bei den Flügeln.

Dieses Skelett kann als Grundlage für alle Vögel dienen. Die Flügel sind in drei Teile geschnitten, die Hinterbeine ebenfalls, wobei Teil C in die "Zehen" mit Krallen (in hellblau) endet. Natürlich werden die Schnäbel von Art zu Art variieren. Auch die Krallen werden je nach Sorte unterschiedlich aussehen.

Ein häufiger Fehler: Die Hinterbeine scheinen manchmal mitten am Körper anzusetzen. In Wahrheit ist der Oberschenkel unter dem Gefieder verborgen – das Bein beginnt also weiter oben, als es auf den ersten Blick wirkt.

Um weitere Informationen zu erhalten, wie man einen Vogel zeichnet, empfehle ich Ihnen, einen Blick auf unseren Artikel zu werfen.

 

DAS TIER-SKELETT

Wussten Sie, dass fast alle Tiere (außer Insekten) auf einer ähnlichen Skelettstruktur basieren?

Anhand des menschlichen Skeletts lässt sich gut erkennen, wie Tiere ihre Extremitäten angepasst haben – je nach Art auf ganz eigene Weise:

Plantigrade (z. B. Bären, Kaninchen): Sie setzen die ganze Fußsohle auf.
Digitigrade (z. B. Katzen, Hunde, Vögel): Sie laufen auf den Zehen.
Ungulaten (z. B. Pferde, Rinder): Sie bewegen sich auf den „Fingernägeln“ – sprich: den Hufen.
Eine hilfreiche Übung: Überlegen Sie sich bei einem Tier selbst, wo die Knochen liegen – und überprüfen Sie es anschließend!

 

TIERE IN BEWEGUNG ZEICHNEN

Bewegung bringt Leben in Ihre Zeichnung. Viele Vierbeiner gehen im sogenannten Kreuzgang: zum Beispiel rechts vorne, dann links hinten, dann links vorne, rechts hinten usw.

Bei höherem Tempo bewegen sich diagonale Gliedmaßen fast gleichzeitig. Einige Tiere – wie Giraffen, Bären oder Kamele – gehen im sogenannten Passgang: Sie heben gleichzeitig beide Beine einer Seite.

Nehmen wir einen kleinen, vereinfachten Bison als Beispiel:

Phase A: Die blaue Pfote ist gerade gelandet und hat dabei die rosa Pfote verdrängt.
Phase B: Die rosa Pfote ist nun gesetzt; gleichzeitig hebt sich die gelbe.
Phase C: Die gelbe Pfote hat sich vorgewagt und ist gelandet, wodurch sie die grüne Pfote verdrängt hat, die sich nun hebt.
Phase D: Die grüne Pfote setzt auf, während die blaue weiter vorrückt… und der Zyklus beginnt von vorn.

Bei einem schnellen Gang heben sich gegenüberliegende Beine nahezu gleichzeitig: rechts vorn und links hinten, dann links vorn und rechts hinten – und so weiter.

Es gibt jedoch auch Vierbeiner, die gleichzeitig beide Beine auf einer Körperseite anheben. Diese spezielle Gangart nennt man Passgang (englisch: Amble). Dabei werden nacheinander beide rechten und dann beide linken Beine bewegt. Diese Fortbewegungsart findet sich unter anderem bei Bären, Kamelen, Lamas, Mähnenwölfen, Giraffen, Okapis und vielen Primaten – besonders in landwirtschaftlich geprägten Umgebungen.

Wissenswert ist auch, dass man Pferde zum Passgang ausbilden kann – und einige Hunderassen nutzen diese Gangart ganz natürlich.

 

MEERESTIERE ZEICHNEN

Werfen wir nun einen Blick auf die Grundlagen beim Zeichnen von Tieren mit Flossen. Zur Vereinfachung unterscheide ich zwei Haupttypen:

 

Meeressäuger (z. B. Wale): Die Schwanzflosse bewegt sich um eine horizontale Achse, das heißt: von oben nach unten.
Fische: Die Schwanzflosse schwingt um eine vertikale Achse, also seitlich von links nach rechts.
Was die übrige Unterwasserwelt betrifft: Die Vielfalt ist hier so groß, dass eine allgemeingültige Regel schwer zu formulieren ist...

 

INSEKTEN ZEICHNEN

Und ja… was ist mit den Insekten?

Nun – vermutlich erinnern Sie sich noch an das Schulwissen: Insekten haben drei Beinpaare, zwei Fühler und einen in drei Abschnitte gegliederten Körper: Kopf (orange), Thorax (blau), Abdomen (rosa). In der Regel haben sie kein Fell – es sei denn, Sie zeichnen wie ich aus Spaß eine Biene! Die Oberflächen sind meist glatt und glänzend, aber die Körperformen sind so unterschiedlich, dass es schwer ist, pauschale Zeichentipps zu geben.

 
Das war’s! Ich gebe zu: Es war gar nicht so einfach, das Thema "Tiere zeichnen" allgemein zu behandeln – zu vielfältig sind ihre Erscheinungsformen. Ich hoffe dennoch, dass Sie in diesem Überblick ein paar nützliche Anhaltspunkte gefunden haben.

 

Illustratorin und Redakteurin: Elo Illus