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durch Liam

Ein weibliches Gesicht zeichnen – Schritt für Schritt zum realistischen Porträt

Ein weibliches Gesicht zeichnen – Schritt für Schritt zum realistischen Porträt

Das Zeichnen eines Porträts kann auf den ersten Blick herausfordernd wirken – insbesondere, wenn es sich um ein weibliches Gesicht handelt. In diesem Artikel zeige ich Ihnen, wie Sie Schritt für Schritt ein realistisches Frauenporträt erstellen können – von der Auswahl des Modells bis zur finalen Ausarbeitung.


DAS RICHTIGE MODELL AUSWÄHLEN - DIE BASIS FÜR EIN GELUNGENES PORTRÄT

Bevor Sie mit dem Zeichnen beginnen, ist die Wahl des richtigen Modells entscheidend. Für ein überzeugendes Ergebnis benötigen Sie ein Foto, auf dem die Volumen des Gesichts gut erkennbar sind. Ideal sind Bilder, bei denen die Beleuchtung klare, deutliche Schatten auf das Gesicht wirft.

Vermeiden Sie Modefotos oder Aufnahmen mit diffuser oder mehrdeutiger Beleuchtung – diese sind häufig darauf ausgelegt, das Gesicht möglichst glatt erscheinen zu lassen und eignen sich daher weniger für unser Vorhaben.

Als Anfängerin oder Anfänger empfehle ich Ihnen zudem, mit Schwarz-Weiß-Fotos zu arbeiten. Sie erleichtern es, die Licht- und Schattenverhältnisse sowie die Gesichtsvolumen zu erkennen.

Wenn Ihnen ein Modell live Modell steht, umso besser! Sie können gemeinsam die ideale Pose finden und haben den Vorteil, sich während des Zeichnens um das Modell herum zu bewegen. So können Sie die Form und Struktur des Gesichts noch besser verstehen.

 

VOLUMEN ZEICHNEN

Der erste Schritt besteht darin, sich auf die großen, einfachen Volumen zu konzentrieren. Ziel ist es, die Grundform grob zu skizzieren und ein erstes Raumgefühl für das Porträt zu schaffen.

Beginnen Sie mit einer Kugel für den Kopf, die Sie ausrichten, indem Sie eine vertikale Linie (für die Ausrichtung des Gesichts) und eine horizontale Linie (für die Position der Augenbrauen) einzeichnen. Dieses Kreuz wird häufig als Blickachse bezeichnet.

 

Nun markieren Sie die Seite des Kopfes, indem Sie einen „Teller“ an die Kugel setzen. Auch wenn dieser Bereich später durch Haare verdeckt wird, hilft er dabei, den Unterkiefer und Hals korrekt zu positionieren.

 

Gliedern Sie den Kopf anschließend in drei Hauptebenen: den Schädel, das Gesicht und den seitlichen Kieferbereich. Orientieren Sie sich dabei am Haaransatz (oben) und am Schatten, der den Kiefer (unten) abgrenzt.

 

Nun können Sie den Haarbereich und den Hals einzeichnen. Die Haare bedecken den oberen Teil des Schädels sowie die Seitenfläche, während der Hals direkt unterhalb des Kopfes ansetzt.

 

Um dem Gesicht mehr Tiefe zu verleihen, beginnen Sie damit, die Volumen und Ebenen des Gesichts genauer zu definieren. Arbeiten Sie dabei stets mit weichen, gebogenen Linien, um den sanften Charakter eines weiblichen Gesichts zu betonen.

Zuerst zeichnen Sie die Augenhöhlen – sie haben die Form einer Brille und beginnen direkt unterhalb der Augenbrauenlinie.

 

Darunter platzieren Sie eine kleine Pyramide, die als Orientierung für die Nase dient.

 

Im Anschluss zeichnen Sie zwei Halbkugeln unterhalb der Nase, um den Bereich von Mund und Kinn einzugrenzen.

 

Zum Schluss setzen Sie zwei Kugeln in die Augenhöhlen – sie bilden die Grundlage für die Augäpfel.

 

DETAILS HINZUFÜGEN

Nachdem die Grundvolumen stehen, beginnen Sie mit der Ausarbeitung der Details:

Zeichnen Sie die Augenlider und das Auge selbst. Achten Sie dabei auf die Proportionen im Vergleich zum Modellbild. Platzieren Sie die Augenbrauen direkt oberhalb der Augen.

 

Arbeiten Sie die Nase und den Mund aus, indem Sie aus den einfachen Formen schrittweise komplexere Volumen formen.

 

Isolieren Sie die großen Haarsträhnen, um erste Strukturen anzulegen.

 

Fügen Sie bei Bedarf Hilfslinien für Wangenknochen oder das Kinngrübchen hinzu – diese sind besonders hilfreich beim Schattieren.

 

Ihre Skizze ist nun fertig – und Sie können mit dem Modellieren beginnen.


DEM GESICHT VOLUMEN VERLEIHEN

Um zu beginnen, tragen Sie zunächst einen mittleren Helligkeitswert auf die verschiedenen Volumen des Gesichts auf: ein mittelhelles Grau für die Haut, ein helleres Grau für die Augen sowie ein dunkleres Grau für den Mund und die Haare – und so weiter.

Wenn Sie traditionell arbeiten, empfehle ich Ihnen, mit den hellsten Bereichen zu beginnen – also mit den am stärksten beleuchteten Flächen. Es ist immer einfacher, nachzudunkeln als aufzuhellen.

Grundsätzlich gilt ab diesem Schritt: Verzichten Sie auf reines Weiß in Ihrer Zeichnung. Weiß stellt den absolut hellsten Tonwert dar und sollte deshalb ausschließlich für die stärksten Lichtakzente reserviert bleiben. Schauen Sie Ihr Modell genau an: Selbst die vermeintlich „weißen“ Bereiche – wie die Augäpfel – erscheinen bei genauer Betrachtung in einem hellen Grau, nicht in reinem Weiß.

 

Nun beginnen Sie damit, die größeren Schattenbereiche auf Ihrem Porträt zu setzen. Diese Flächen sind etwas dunkler als die zuvor angelegten mittleren Tonwerte und helfen dabei, die Volumen im Schattenbereich deutlich zu erkennen. Auf die gleiche Weise definieren Sie anschließend die helleren Zonen, um die beleuchteten Partien des Gesichts hervorzuheben.

Orientieren Sie sich dabei an den Konstruktionslinien Ihrer Skizze, um die einzelnen Bereiche präzise abzugrenzen. Je nach Oberflächenstruktur fallen diese Übergänge unterschiedlich aus: In ausgeprägten Bereichen wie den Augenhöhlen sind die Grenzen eher klar und scharf, während sie in weicheren Zonen wie dem Kinn oder den Wangen eher weich und fließend verlaufen sollten.

 

Ab diesem Punkt können Sie Ihre Zeichnung weiter verfeinern, je nachdem, welches Endergebnis Sie anstreben. Möchten Sie einen realistischeren Effekt erzielen, empfiehlt es sich, die Schattierungen und die Haartextur mit feinen Linien weiter auszuarbeiten. Wenn Sie hingegen einen stilisierteren Look bevorzugen, können Sie die Konturlinien gezielt verstärken, um bestimmte Formen stärker zu betonen.

Scheuen Sie sich nicht, bei Bedarf auf ergänzende Artikel oder Anleitungen zurückzugreifen – besonders, wenn Sie einzelne Aspekte wie Haare oder Gesichtsausdruck vertiefen möchten.

Denken Sie außerdem daran, die Gesichtszüge weich zu halten: Achten Sie auf geschwungene Linien und vermeiden Sie es, Ausdrucksfalten oder harte Kanten zu stark zu betonen – so bleibt der sanfte Charakter des Gesichts erhalten.

 

Sie wissen nun, wie Sie Schritt für Schritt ein weibliches Gesicht zeichnen können! Trauen Sie sich ruhig, mit verschiedenen Stilisierungen zu experimentieren: Übertreiben oder vereinfachen Sie gezielt bestimmte Merkmale – je nachdem, welchen Ausdruck oder Stil Sie erreichen möchten. Probieren Sie unterschiedliche Darstellungsformen aus, ob realistisch, expressiv oder grafisch reduziert.

Dabei gilt: Bewahren Sie stets die charakteristischen Züge des Gesichts – sie verleihen Ihrer Zeichnung Persönlichkeit und Ausdruckskraft.

Viel Freude beim Porträtzeichnen!

Verfasst und illustriert von Louis Grieves