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durch Liam

Ratten zeichnen für Anfänger: Tipps & Tricks vom Profi

Ratten zeichnen für Anfänger: Tipps & Tricks vom Profi

Vielleicht überrascht es Sie: „Ratte“ bezeichnet gar keine ganz bestimmte Tierart. Der Begriff wird vor allem für ein Nagetier verwendet, das runde Ohren, einen langen, meist geringelten Schwanz und eine eher größere Statur als eine Maus hat.

In diesem Artikel stützen wir uns vor allem auf die Hausratte als Modell.

 

 

ANATOMISCHE STUDIE DER RATTE FÜR ZEICHNUNG

DIE BEINE DER RATTE

Die Hinterbeine sind kräftig, muskulös und geben der Ratte ihre Sprungkraft. Die Vorderbeine sind zarter, wirken fast wie kleine Hände.

Hinterbeine: 5 Zehen mit Krallen
Vorderpfoten: 4 Zehen + ein kleiner, fast rudimentärer Daumen
Die Zehen bestehen aus zwei längeren Gliedern und einer kurzen Spitze mit Kralle – ein einfaches Schema, das Sie in der Zeichnung übernehmen können.

 

DEN RATTENKOPF

Die Schnauze ist rund und dezent, der Unterkiefer kaum sichtbar. Die Nase (Trüffel) ist leicht länglich, mit rundlichen Nasenlöchern. Je nach Fellfarbe variiert sie von Rosé bis Orange.

 

 

Achten Sie auf:

- Stirn: breit und klar
- Augenlider: erzeugen kleine Fellunregelmäßigkeiten
- Muskeln oberhalb der Schnauze: kleine Erhebung, die für Realismus sorgt
- Von vorne betrachtet sehen Sie: breite Stirn, rechteckige Nasenform, sehr dezenter Unterkiefer.

 

 

 

DIE AUGEN, DIE SCHNURRBÄRTE UND DIE OHREN

- Ohren: groß, dünnhäutig, beweglich. Nutzen Sie leichte Transparenzen oder zarte Venen für realistische Wirkung.
- Augen: rund, seitlich platziert, ohne sichtbares „Augenweiß“. Oft tiefschwarz, bei Albinos rot oder rosa.
- Schnurrhaare: viele, unterschiedlich lang. Sie sitzen an der Schnauze, unter dem Kinn und über den Augen. Zeichnen Sie nur einige, um die Zeichnung nicht zu überladen.

 

 

 

 

DER RATTENSCHWANZ

Der Schwanz dient der Ratte als Gleichgewichtsstab und manchmal sogar als „fünfte Hand“.

- Basis leicht behaart
- restliche Fläche fein bepelzt oder fast nackt
- geringelte Struktur (dezent andeuten, nicht jeden Ring einzeln zeichnen)
- feine Schuppen auf der Haut

 

 

EINEN RAT ZEICHNEN SCHRITT FÜR SCHRITT

Jetzt, da Sie mit der Anatomie der Ratte vertraut sind, ist es an der Zeit, mit dem Zeichnen zu beginnen.

Da wir das Tier in diesem Artikel überwiegend auf allen vieren dargestellt haben, setzen wir es diesmal in eine sitzende Position. Um die Zeichnung interessanter zu gestalten, vermeiden wir dabei eine zu direkte Seiten- oder Frontalansicht und drehen das Tier leicht.

Diese Pose verlangt etwas Vorstellungskraft, da sie Sie auffordert, das Tier im Raum zu visualisieren. Deshalb gehen wir schrittweise bei der Konstruktion vor.

 

 

 

Schritt 1: Beginnen Sie mit der Form des Kopfes und setzen Sie einen kurzen Strich für den Nacken. In Rosa markieren wir die nächste Form, zu der wir übergehen werden.

Schritt 2: Zeichnen Sie den Rücken nach oben. Da wir keine reine Seitenansicht haben, fällt die Biegung etwas reduzierter aus. Von den Schultern aus setzen Sie zwei Kreise für die Vorderbeine, und vom unteren Rücken zwei Kreise für die Hinterbeine.

Schritt 3: Schließen Sie den Bauchraum, indem Sie Hals und Unterleib mit einem kleinen, runden Bauch verbinden.

 

 

 

 

Schritt 4: Markieren Sie in Violett die Wirbelsäule, die am Nacken ansetzt. Von dort ziehen Sie die Ansätze der Beine und skizzieren die Volumen der Hinterbeine.

Schritt 5: Wiederholen Sie den Vorgang für die Vorderbeine.

Schritt 6: Zeichnen Sie den Schwanz, orientiert an der Länge des Rückens.

 

 

 

 

Schritt 7: Da die Ratte nicht im vollständigen Profil dargestellt ist, definieren Sie die Kopfform in Rot neu.

Schritt 8: Platzieren Sie die Nase (Trüffel) in Grün. Ziehen Sie von dort Linien zu Auge und Ohr (in Violett und Orange).

Schritt 9: Beachten Sie die perspektivische Verzerrung: Setzen Sie das Auge in die Mitte der violetten Linie. Am Schnittpunkt von Schädellinie und violetter Linie platzieren Sie den oberen Ohransatz. Das zweite Ohr auf der Rückseite ist leicht angedeutet.

 

 

 

 

Schritt 10: Reinigen Sie die Skizze und zeichnen Sie die Linien sauber nach. Achten Sie besonders auf den Übergang vom Hals zum Rücken.

Schritt 11: Überprüfen Sie die Position der Glieder. Sollte das Knie – wie hier – zu tief liegen, markieren Sie es und korrigieren Sie.

Schritt 12: Heben Sie das Bein an und passen Sie die Ausrichtung mithilfe einer Linie an. Gleichen Sie das zweite Bein ebenfalls an.

 

 

 

 

Schritt A: Fügen Sie kleine charakteristische Formen hinzu:

- eine Beule vor der Schnauze (Blau)
- eine Haut- und Fellfalte durch die Sitzposition (Rosa)
- den runden Unterbauch (Grün)

Schritt B: Setzen Sie einen Hauch von Rosa auf Nase, Ohren, Pfoten und Schwanz, damit diese Körperteile lebendig wirken.

Schritt C: Hellen Sie Bauch, Schwanzansatz, Kinn und den Bereich um die Augen auf.

Schritt D: Nehmen Sie eine dunklere Fellfarbe als die Grundfarbe und setzen Sie Pinselstriche in Haarwuchsrichtung, um Struktur zu erzeugen. Für den Schwanz verwenden Sie dieselbe Technik, orientiert an den Ringen.

Schritt E: Vertiefen Sie die Schattenbereiche (Grün) und betonen Sie die Lichtbereiche: Schnauze, Auge, Schultern, Finger und Schwanz. Achten Sie auf die Bauchfalten, die durch Schatten plastisch wirken.

Schritt F: Fertig! Ihre sitzende Ratte ist nun komplett.


Ich habe hier ein klassisches Fell gewählt, doch Ratten können sehr unterschiedliche Farben tragen. Selbst bei einer weißen Ratte sollten Sie nie mit reinem Weiß beginnen. Verwenden Sie besser ein sehr helles Grau oder Cremeweiß als Basis. Weiß nutzen Sie anschließend gezielt für Highlights, um Struktur und Glanz im Fell herauszuarbeiten.


Ich hoffe, diese Schritt-für-Schritt-Anleitung hat Ihnen Freude bereitet. Spielen Sie ruhig mit der Neigung der Ohren oder den Schnurrhaaren, um Ihrer Ratte unterschiedliche Gesichtsausdrücke zu geben. Mit den hier vermittelten Grundlagen haben Sie alles in der Hand, um dieses flinke, intelligente Tier lebendig aufs Papier zu bringen.

 

 

Illustratorin und Autorin: Elo Illus