Klassische Technik neu entdecken: Porträt in Rötel
Hallo! Heute möchte ich Sie einladen, einen großen Klassiker der Zeichenkunst zu entdecken, der über Jahrhunderte hinweg seine Faszination bewahrt hat: das Porträt mit Rötel. Warm, ausdrucksstark und voller Charakter – diese Technik hat schon Künstler der Renaissance inspiriert und begeistert bis heute Zeichnerinnen und Zeichner auf der ganzen Welt.
Nehmen Sie Ihre Rötelstifte und Ihr Papier zur Hand – wir legen los!
WARUM RÖTEL?
(von links nach rechts: Da Vinci, Mademoiselle de Mondran, Michelangelo)
Die Rötelzeichnung war schon in der Renaissance hochgeschätzt, wo sie häufig für vorbereitende Studien großer Werke eingesetzt wurde. Mit ihren warmen Nuancen von Rotbraun bis Terrakotta verleiht sie Zeichnungen Lebendigkeit und Natürlichkeit.
Besonders für Porträts ist Rötel ideal, da der Farbton an Haut erinnert und so realistische wie zarte Ergebnisse ermöglicht. Gleichzeitig erlaubt das Material, sowohl weiche Flächen und Schattierungen als auch präzise Details umzusetzen. Diese Kombination aus Flexibilität und Ausdruckskraft macht Rötel bis heute zu einem beliebten Medium für Gesichtsstudien.
DAS MATERIAL
Für ein Porträt in Rötel benötigen Sie nur wenige Utensilien:
- geeignetes Zeichenpapier
- Rötelkreiden oder Rötelstifte
- optional ein Rötel-Bleistift für feine Linien
- Wischer zum Verwischen
- Knetradiergummi
- weißer Radiergummi
- ein weiches Tuch oder Küchenpapier
Wenn es Ihnen Sicherheit gibt, können Sie mit einer leichten Bleistiftskizze beginnen, bevor Sie mit dem Rötel arbeiten.
SCHRITT FÜR SCHRITT ZUM PORTRÄT
Starten Sie mit einer detaillierten Skizze des Gesichts, um eine gute Basis zu schaffen.
Zeichnen Sie die Konturen sanft mit dem Rötelstift nach. Für präzise Linien eignet sich ein gespitzter Stift, für weichere Flächen eine Kreide.
Legen Sie ein sauberes Blatt unter Ihre Hand, um das Papier nicht zu verschmutzen.
Verstärken Sie an den schattigen Stellen die Linien leicht, um das Volumen anzudeuten.
Beginnen Sie mit den ersten Schattierungen. Halten Sie den Stift weit hinten, damit Ihre Striche locker bleiben.
Lassen Sie die Lichtbereiche bewusst frei. In sehr dunklen Partien – wie bei den Lippen – können Sie stärker aufdrücken.
Arbeiten Sie nach und nach weitere Schatten heraus, zum Beispiel am Hals. Mit feinen Schraffuren schaffen Sie zusätzliche Struktur.
Zeichnen Sie die Haare in Wuchsrichtung. Kleine Spuren können Sie mit dem Knetradiergummi entfernen.
VERWISCHEN UND VERFEINERN
Weichen Sie die Übergänge aus, indem Sie sanft verwischen. Kleine kreisförmige Bewegungen führen zu einem gleichmäßigeren Ergebnis als bloßes Hin- und Herstreichen.
Beginnen Sie beim Verwischen immer mit den helleren Bereichen und arbeiten Sie sich zu den dunkleren vor, um schöne Verläufe zu erzielen.
Nehmen Sie sich Zeit: Ein gutes Verblenden braucht Geduld. Zu hastiges Arbeiten hinterlässt leicht störende Spuren.
Verblenden Sie das gesamte Porträt, um ein harmonisches Gesamtbild zu erhalten.
Zum Schluss setzen Sie kleine Details – etwas mehr Tiefe unter dem Kinn, feine Schatten an den Augen oder lockere Haarsträhnen für Natürlichkeit.
Und schon ist Ihr Porträt in Rötel fertig! Wie Sie sehen, erfordert die Technik vor allem Geduld und Genauigkeit, doch sie ist nicht kompliziert. Mit etwas Übung gelingt es Ihnen, die Wärme und Zartheit eines Gesichts einzufangen – und genau das macht den besonderen Reiz der Rötelzeichnung aus.
Ich hoffe, dieser Artikel hat Ihnen gefallen und Sie dazu inspiriert, selbst zum Rötelstift zu greifen. 😊
Verfasserin und Illustratorin: Chloé Pouteau