Porträts mit Kohle: So meistern Sie Kontraste und Schattierungen
Guten Tag,
heute möchte ich Sie einladen, gemeinsam ein Porträt mit Kohle im realistischen Stil zu erarbeiten. Diese Technik ist nicht nur spannend, sondern auch eine hervorragende Übung, um den Umgang mit Kontrasten, Linienführung und den Grundlagen des Schwarz-Weiß-Zeichnens zu trainieren.
Ich zeige Ihnen eine Schritt-für-Schritt-Anleitung und gebe Tipps, wie Sie Ihr erstes Kohleporträt auf einfache und angenehme Weise umsetzen können.
DAS MATERIAL
Das wichtigste Werkzeug ist natürlich der Kohlestift. Sie können sowohl klassische Holzkohle als auch Presskohle oder einen Kohlestift aus Mineralien verwenden.
- Holzkohle: erlaubt tiefe, kräftige Schwarztöne.
- Mineralienkohle: wirkt sanfter und erleichtert weichere Übergänge.
Zusätzlich benötigen Sie:
- ein Papier mittleren Formats (genug Platz für weite Bewegungen),
- ein Radiergummi (idealerweise Knetradiergummi),
- ein Schutzblatt oder Tuch, damit Sie das Papier nicht versehentlich beschmutzen.
WAS MACHT EIN KOHLEPORTRÄT AUS?
John Singer Sargent
Wie Sie vielleicht bei den Arbeiten von John Singer Sargent gesehen haben, zeichnen sich Kohleporträts durch starke Kontraste und klare Werte aus. Man spricht dabei von hellen und dunklen Werten.
Gerade diese Gegensätze zwischen Licht und Schatten verleihen einem Porträt Tiefe, Plastizität und Lebendigkeit.
WICHTIGE HINWEISE BEIM ARBEITEN MIT KOHLE
- Staub und Splitter: Kohle bröselt leicht. Achten Sie darauf, keine dunklen Spuren zu verwischen.
- Sauberkeit: Halten Sie Ihre Hände möglichst sauber, oder legen Sie ein Papier unter.
- Locker bleiben: Konzentrieren Sie sich nicht zu sehr auf das Endergebnis. Genießen Sie den Prozess.
SCHRITT FÜR SCHRITT ZUM KOHLEPORTRÄT
1. Die Referenz auswählen
Wählen Sie ein Foto mit klaren Kontrasten – am besten in Schwarz-Weiß. Kneifen Sie die Augen leicht zusammen: Wenn die Silhouette trotzdem gut erkennbar bleibt, ist das Bild geeignet.
2. Erste Skizze
Beginnen Sie mit einem Oval für den Kopf und setzen Sie Hilfslinien für Augen, Nase und Mund. Achten Sie auf die Proportionen:
- Der Abstand zwischen den Augen entspricht etwa der Breite eines Auges.
- Der Abstand von Nasenspitze bis Stirnansatz entspricht oft der Stirnhöhe.
Diese Regeln sind Richtwerte – jedes Gesicht ist einzigartig!
3. Gesichtszüge ausarbeiten
Zeichnen Sie Nase, Augen und Mund zunächst vereinfacht als Formen und Linien, ohne ins Detail zu gehen. So behalten Sie das Gesamtbild im Blick.
4. Licht und Schatten beobachten
Stellen Sie sich das Gesicht als Zusammenspiel von Flächen vor: Wo ist es hell, wo dunkel, wo liegen die Übergänge? Skizzieren Sie zuerst die großen Licht- und Schattenbereiche.
5. Schatten aufbauen
Halten Sie die Kohle schräg, um größere Flächen zu füllen. Arbeiten Sie schrittweise und zurückhaltend – es ist einfacher, später zu verstärken als zu korrigieren.
6. Details verfeinern
Arbeiten Sie die Augenpartie mit einer senkrecht gehaltenen Kohle aus. Kleine Details wie Tränenkanäle oder Lichtpunkte lassen Ihr Porträt lebendiger wirken.
7. Kontraste verstärken
Achten Sie darauf, helle Bereiche freizuhalten. Verwischen Sie nur gezielt mit dem Finger, um sanfte Übergänge zu erzeugen – sonst wirkt die Zeichnung schnell verschwommen.
8. Licht und Reflexe setzen
Nutzen Sie einen Knetradiergummi oder weißen Stift, um Glanzpunkte in den Augen, Reflexe auf den Lippen oder die Nasenspitze hervorzuheben.
9. Abschluss und Schutz
Vergleichen Sie Ihre Zeichnung mit der Vorlage und passen Sie gegebenenfalls Kontraste an. Fixieren Sie die fertige Zeichnung mit einem Sprühfixativ, damit die Kohle nicht verwischt.
Und voilà – Ihr Kohleporträt ist fertig!
Mit Geduld, Sorgfalt und Übung werden Sie merken, wie lebendig und charakterstark Porträts in dieser Technik wirken können.
Autor und Illustrator: Joshua