Pilze zeichnen lernen: Eine kreative Reise durch das Reich der Fungi
WAS SIND PILZE?
Heute tauchen wir ein in die faszinierende Welt der Pilze – Organismen aus dem Reich der Fungi. Anders als oft angenommen, sind sie weder Pflanzen noch Tiere, sondern bilden ein eigenständiges biologisches Reich. Pilze bestehen aus feinen Zellfäden (Hyphen) und sind lebende Wesen, die in nahezu allen feuchten Lebensräumen gedeihen: in Wäldern, auf Wiesen, in Sümpfen oder auf Bäumen. Dort leben sie als Zersetzer, Symbionten oder Parasiten und wandeln organisches Material in wertvollen Humus um.
AUFBAU DES PILZES
Trotz ihrer unglaublichen Vielfalt haben viele Pilze eine ähnliche Grundstruktur: ein Stiel und ein Hut. Doch im Detail unterscheiden sie sich deutlich:
- Kutikula: Die Huthaut, die beim Kochen oft entfernt wird.
- Hutformen: glockenförmig, konisch, genabelt, konvex, blüten- oder turbinenförmig.
- Unterseite des Hutes: Lamellen, Poren, Stacheln oder Falten.
- Blattwerk: Die Gesamtheit der Lamellen. Kurze Lamellen nennt man Lamellulae.
- Stielmerkmale: Mit oder ohne Ring und Wulst.
EINEN PILZ ZEICHNEN: DER PARASOLPILZ
Der Parasolpilz (Macrolepiota procera) ist ideal zum Zeichnen, da er das klassische Pilzbild verkörpert. Sein großer, genoppter Hut erinnert an einen Sonnenschirm. Farblich bewegt er sich zwischen Weiß, Beige und Braun.
Schritt-für-Schritt-Anleitung:
Stiel skizzieren: Beginne mit leicht gebogenen Linien für den langen, schlanken Fuß.
Knolle andeuten: Zeichne eine abgerundete Basis ohne Volva. Freilassen für spätere Gräser.
Hutform zeichnen: Eine Linie mit drei sanften Rundungen – links, rechts und oben.
Hutunterseite: Ovale, unregelmäßige Linien für das empfindliche Fleisch.
Lamellen (hinter dem Stiel): Feine, leicht geschwungene Linien von der Stielmitte bis zum Hutrand.
Lamellen (vor dem Stiel): Nur einige andeuten, um Ästhetik zu wahren.
Ring einzeichnen: Der typische Schirmling-Ring liegt zwischen Hut und Knolle, leicht gewellt.
Schuppen auf dem Hut: Kleine, dunklere Formen – dicht an der Spitze, lockerer zum Rand hin.
Stieltextur: Leichte, verschachtelte Formen für die typischen Schuppen.
Gras & Boden: Skizziere Gräser, die die Knolle verdecken.
Farbgebung: Sanfte Verlaufe in Beige- und Brauntönen. Fertig!
EINEN PILZ ZEICHNEN: DER STEINPILZ
Ein Klassiker unter den Röhrenpilzen! Der Steinpilz (Boletus edulis) hat keine Lamellen, sondern Poren. Er ist fleischig und kompakt.
Schritt-für-Schritt-Anleitung:
Hutform zeichnen: Rund und uneben. Breiter, gewölbter Hut.
Hutkanten betonen: Leicht ausgefranst oder verbeult.
Stiel zeichnen: Breit und massiv.
Struktur auf dem Hut: Schraffuren und kleine Kratzer für Textur.
Poren andeuten: Mit Punkten unter dem Hut.
Schatten setzen: Schraffieren für plastische Wirkung. Der Hut ist dunkler.
Umgebung ergänzen: Ein paar Gräser im Vordergrund.
Farbgebung: Kräftige Naturtöne: Dunkelbraun, Creme, leichte Grünschattierungen.
Die Zeichnung des Pilzes ist fertig!
Hier sind einige weitere Pilzformen, die Sie zeichnen können, indem Sie dieselbe Abfolge von Schritten wie oben befolgen:
Wir beobachten, dass manche Pilze gerne in kleinen Gruppen wachsen. Im obigen Beispiel besteht das Fruchtblatt des Pilzes aus größeren Lamellen, die sich mit kleineren abwechseln – ein schönes Detail, das sich beim genauen Hinsehen zeigt. Die kegelförmige Form des Hutes erinnert dabei an manche Morcheln.
Ein Klassiker auf dem Teller ist der Pfifferling: Er besitzt eine markant trichterförmige Hutform, die in der Fachsprache treffend als infundibuliform bezeichnet wird – ein überraschend elegantes Wort für einen so bodenständigen Pilz.
Weniger bekannt, aber ebenso faszinierend sind die Stachelpilze. Vielleicht haben Sie schon vom essbaren „Schafeuter“ (Hydnum repandum) gehört – ein Vertreter dieser Gruppe. Statt Lamellen oder Poren besitzen diese Pilze kleine, stachelartige Fortsätze unter dem Hut.
Einige Arten überraschen mit ganz eigenen Merkmalen: Die Morchel zum Beispiel zeigt tiefe, wabenartige Gruben anstelle von Lamellen – ein einzigartiges Erkennungsmerkmal. Und die sogenannte Keule ähnelt in ihrer Form fast einer Koralle – so stark ist die visuelle Ähnlichkeit.
Pilze sind wahre Verwandlungskünstler: schleimig, schuppig, fleischig, porös – ihre Formen- und Texturenvielfalt ist enorm. Auch wenn sie uns auf den ersten Blick unscheinbar erscheinen mögen, erfüllen sie eine zentrale Rolle im ökologischen Gleichgewicht unseres Planeten.
Illustratorin und Redakteurin: Vincyane