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durch Liam

Landschaft zeichnen lernen: Schritt-für-Schritt Anleitung

Landschaft zeichnen lernen: Schritt-für-Schritt Anleitung

Die Betrachtung von Landschaften ruft oft ein Gefühl des Entfliehens hervor und erinnert uns an unsere tiefe Verbindung und Liebe zur Natur.
Nicht ohne Grund werden Landschaften – ob auf Fotos, in Gemälden oder in Zeichnungen – häufig im Querformat dargestellt. Dieses Format erleichtert die kontemplative Betrachtung und erlaubt es uns, den größtmöglichen Bildausschnitt zu bewundern. Daher ist es auch wenig überraschend, dass das horizontale Format als „Landschaftsformat“ bezeichnet wird – im Gegensatz zum vertikalen „Porträtformat“.


WELCHE ELEMENTE GIBT ES IN EINER LANDSCHAFT?

Um eine Landschaft stimmungsvoll darzustellen, steht Ihnen eine Vielzahl natürlicher Elemente zur Auswahl:

🏔 Gebirge, Hügel oder Ebenen: Das Element Erde dominiert hier und bestimmt sowohl die Landschaftsform als auch die Art der Vegetation.

🌊 Wasserflächen: Ob See, Fluss, Wasserfall oder Meeresküste – Wasser verleiht Tiefe, Reflexion und Bewegung.

🌦 Der Himmel: Er definiert Stimmung und Tageszeit und beeinflusst maßgeblich das Licht. Ob klar, bewölkt, hell oder düster – der Himmel spielt eine zentrale Rolle für den visuellen Gesamteindruck.

🌁 Atmosphäre und Wetterlage: In Kombination mit Himmel und Licht bringt das Klima Leben in Ihre Landschaft. Je weiter sich eine Szene in die Tiefe erstreckt, desto mehr verschmelzen Farben mit dem Horizont und werden unschärfer – ein Effekt, der unter anderem durch die Technik des „Sfumato“ bekannt wurde, wie sie Leonardo da Vinci im Hintergrund der Mona Lisa nutzte.
Jetzt liegt es an Ihnen, all diese Elemente miteinander zu verweben und der Landschaft eine persönliche Note zu geben 😊

Wenn Sie sich für stimmungsvolle Landschaftszeichnungen interessieren, empfehle ich Ihnen den großartigen Kurs von Camille Raveau zu diesem Thema:

>ICH FLIEHE MIT STIFTSTRICHEN!<


DAS BILD STRUKTURIEREN

Auf diesen beiden Fotos können wir wichtige Punkte auflisten:

 

Landschaften sind oft so weitläufig, dass es hilfreich sein kann, Maßstäbe einzubauen, um Entfernungen, Größenverhältnisse und Perspektiven besser abschätzen zu können. Wie gelingt das?

❤️ Verwenden Sie Elemente im Vordergrund oder sogenannte Skalierungshilfen. In den Beispielen oben übernehmen Häuser und Boote diese Funktion. Aber auch ein Straßenschild, Strommast, Tier oder eine Figur können als Maßstab dienen – alles, was uns als Betrachter vertraut ist.

❤️ Die Dreiteilung in Vordergrund, Mittelgrund und Hintergrund ist ein bewährtes Mittel, um Tiefe zu erzeugen. In der Szene mit dem Boot sind es das Wasser und die Boote im Vordergrund, die Berghänge im Mittelgrund und das Gebirge im Hintergrund. Im linken Bild verstärken die aufeinanderfolgenden, nebligen Bergreihen das Gefühl von räumlicher Tiefe zusätzlich.

Achten Sie auch darauf: In einer gelungenen Landschaft sind nur wenige Elemente klar und deutlich dargestellt – der Rest wird mit zunehmender Tiefe unschärfer und weniger detailliert.


MIT FORMEN UND VOLUMEN SPIELEN

Bevor Sie mit der finalen Zeichnung beginnen, lohnt es sich, kleine Skizzen anzufertigen. Sie helfen dabei, eine interessante Komposition zu finden und die Auswahl der Elemente zu treffen: Entscheiden Sie sich für einen Strand oder See? Für Gebirge oder Wiesen?

Skizzieren Sie zunächst in Schwarz-Weiß – so konzentrieren Sie sich auf das Wesentliche: Kontraste und Komposition. Verwenden Sie gerne einen neutralen, aber nicht weißen Hintergrund. Das erleichtert es, gezielt Lichter zu setzen, die auf dunklerem Grund mehr Strahlkraft entfalten.

Bei der Bildkomposition können Sie mit Formen (rechteckig, rund, dreieckig) und Linienführungen (gebogen, vertikal, horizontal) experimentieren. Die Wahl dieser Formen beeinflusst maßgeblich die Stimmung des Bildes:
Beispielsweise wirkt die rechte obere Skizze durch vertikale und kantige Formen eher urban und kühl – im Gegensatz zur benachbarten Skizze links davon, die durch weichere Linien freundlicher erscheint.

Wenn Ihnen eine Miniaturskizze gefällt, setzen Sie sie ruhig im größeren Maßstab um – ein Großteil der Arbeit ist bereits getan!


EINE LANDSCHAFT ZEICHNEN - SCHRITT FÜR SCHRITT

Für diese Zeichnung habe ich mich entschieden, das letzte Miniaturbild unten rechts als Vorlage zu verwenden. Ich möchte eine herbstliche Berglandschaft am Fuß eines großen Sees darstellen – mit Vegetation am Ufer und einem Bildaufbau, der Tiefe erzeugt.

1. Ich beginne mit dem Horizont (eine blaue Hilfslinie, die ich später wieder lösche).
Dann bestimme ich die Tageszeit und Lichtstimmung, indem ich den Himmel koloriere: Eine pastellfarbene Basis mit einem sanften, leicht geneigten Gelbton für mehr Dynamik.
Im unteren Bildbereich entsteht der Boden des Vordergrunds – hier wird später Gras und detaillierte Vegetation gezeichnet.

2. Ich skizziere die Form der Büsche mit ockerfarbenen Strichen.

3. Ich zeichne hohes Gras. So schaffe ich Kontraste zu den runderen Formen der Büsche.

 

4. Mit klaren Linien setze ich die Baumstämme, die das Ufer säumen. Sie rahmen die Landschaft seitlich ein.

5. Nun folgt die erste Bergkette im Hintergrund. Spielen Sie ruhig mit Unebenheiten, Tälern und Gipfeln. Je weiter entfernt die Berge liegen, desto weicher und unschärfer sollten ihre Linien sein – mit möglichst wenigen Details.

6. Ich zeichne eine zweite, näher gelegene Bergkette davor.

7. Ich arbeite mich weiter nach vorne: Die näheren Berge erhalten nun detailliertere Strukturen. Ihre Gipfel sind kantiger, die Hänge konkreter ausgearbeitet.

8. Die vorderste Bergflanke bekommt Kiefern. Ich beschreibe die oberen Silhouetten der Bäume genauer und füge in der Mitte des Sees eine kleine Insel hinzu.

9. Ich definiere den Himmel mit Wolken und füge Vögel ein. Je kleiner die Vögel, desto größer erscheinen die Berge im Vergleich – ein effektives Mittel zur Tiefenwirkung.

10. Ich beginne mit der detaillierten Farbwahl. Für eine herbstliche Atmosphäre setze ich auf warme Orangetöne bei den Blättern und bläulich-violette Töne für die Berge im Hintergrund.
Komplementärfarben erzeugen hier einen starken visuellen Kontrast und steigern die Wirkung der Zeichnung.

11. Ich lege grob die Farbbereiche fest:
Gelbliches Grün für das Gras, Ocker für Büsche, ein blasses Blau für das Seewasser.

12. Ich arbeite nun alle Zonen separat aus – Berge, Gräser, Bäume. Jeder Bereich erhält eine eigene Farbpalette.

13. Ich entferne nun die verbliebenen Zeichnungslinien und erstelle für die vorderen Berge einen sanften Farbverlauf von Ockergelb bis Violett. Durch die Perspektive wirken die Farben dieser Berge kräftiger und kontrastreicher als die der weiter entfernten Bergketten.

Die Gipfel arbeite ich mit einem strukturierten Pinsel aus, um die Wirkung von Schnee und Felsen zu erzielen. Dabei achte ich darauf, dass alle Pinselstriche im gleichen Winkel verlaufen, um gezielt Licht- und Schattenbereiche zu modellieren und den Bergen mehr Volumen zu verleihen.

Am Fuß des Hangs, den ich am detailliertesten gestalten möchte, zeichne ich mit dreieckigen Formen die Silhouetten von Kiefern. Hierfür wähle ich ein tiefes Blau-Violett, um die kühle, ruhige Atmosphäre rund um den See zu unterstreichen. Abschließend füge ich am Fuße der Berge einen zarten weißen Nebel hinzu, der die Szene noch stimmungsvoller wirken lässt.

14. Ich lösche die verbleibenden Zeichnungslinien der Berge.
Das Detailniveau bei diesen Bergen ist bewusst geringer: Ich verzichte auf Grüntöne und setze stattdessen ein bläuliches Violett ein, da in der Ferne viele Details verloren gehen.

Mit einigen Strichen in blassgelber, strukturierter Farbe skizziere ich Schnee auf den Gipfeln der vorletzten Bergkette.
Für die am weitesten entfernten Berge wähle ich noch hellere Farbtöne und gestalte die Konturen verschwommen, sodass sie so wirken, als würden sich Licht und Himmel mit den Gipfeln vermischen.
Zwischen den einzelnen Bergketten male ich zudem zarten weißen Nebel, um Tiefe und Atmosphäre zu verstärken.

15. Sie malen die Vögel in demselben blassen Lila wie die letzte Bergkette fein aus. Anschließend löschen Sie die letzten Linien der Zeichnung und präzisieren die leicht transparenten, weißen Wolken am Himmel – subtil geformt in abgerundeten und texturierten Flächen, die an Baumwolle erinnern. Für das Wasser erzeugen Sie einen sanften Farbverlauf, der von einem kräftigeren Blau oben zu einem blasseren Blau nach unten verläuft. Danach fügen Sie das Spiegelbild der Berge sowie der kleinen Insel auf dem Wasser hinzu, indem Sie deren Deckkraft stark reduzieren und die Spiegelung unten etwas ausradieren.

16. Ich beginne mit dem Vordergrund: Die Vegetation wird detailliert – ovale Formen in verschiedenen Orangetönen bringen sie zum Leben.

17. Ein Strauch unten links erhält dunklere Farbtöne zur besseren Abgrenzung.
Ich setze Lichter und Schatten auf das hohe Gras – das Licht berührt die oberen Spitzen.

 

18. Die Baumkronen werden in mehreren Schritten eingefärbt: zunächst dunkles Grün, dann bordeauxrote und schließlich orangefarbene Blätter – je nach Lichteinfall.

19. Zum Abschluss zeichne ich feine, blassgelbe Gräser und kleine gelbe Blüten mit geometrischen Formen.
Solche Details im Vordergrund helfen, die Perspektive zu stärken: Je näher am Betrachter, desto mehr Schärfe und Struktur.

Die Zeichnung ist nun fertig – vielen Dank, dass Sie mich bei diesem Tutorial begleitet haben!

Illustratorin und Autorin: Vincyane