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durch Tristan de Dessindigo

Zeichnen lernen: So gestalten Sie den perfekten Hintergrund

Zeichnen lernen: So gestalten Sie den perfekten Hintergrund

Hallo zusammen! Sicherlich ist es Ihnen schon einmal passiert, dass Sie voller Stolz eine Zeichnung vollendet haben, nur um dann festzustellen, dass noch ein kleines Detail fehlt: der Hintergrund. Oft haben wir Angst, dass der Hintergrund unser Bild ruinieren könnte. Doch gerade dieser hebt unsere Zeichnung hervor. Ein gut gestalteter Hintergrund kann eine Zeichnung von „nett“ zu „wow“ verwandeln. Egal ob Sie digital oder traditionell arbeiten – der richtige Hintergrund verleiht Ihrer Illustration Tiefe, Stimmung und einen professionellen Look.

In diesem Artikel stelle ich Ihnen verschiedene Arten von häufig verwendeten Hintergründen vor, sowie einige einfache Techniken, damit auch Sie Ihre Kreationen mit Hintergründen verschönern können.

Also schnappen Sie sich Ihre Stifte, Ihr Papier oder Ihr Tablet - und los geht`s!


DER MINIMALISTISCHE HINTERGRUND

Minimalistische Hintergründe gehören zu den am häufigsten verwendeten. Sie sind einfach und schnell umzusetzen und heben Ihre Zeichnung hervor, ohne ein Risiko einzugehen. Besonders häufig werden sie bei Zeichnungen von Charakteren, Tieren oder Fahrzeugen verwendet – also immer dann, wenn es nur ein zentrales Bildelement gibt.

Zu den minimalistischen Hintergründen gehört das klassische Rechteck, oft mit einem teilweise herausragenden Charakter, um das Volumen zu betonen. Es ist das einfachste aller Designs und kann sich als sehr effektiv erweisen.

Wir sehen auch Farbverläufe mit einem einfachen Schatten auf dem Boden, der das Licht andeutet. Dies wird sehr häufig für das Zeichnen von Charakteren (Character Design) verwendet, da es eine Tiefe suggeriert, ohne den Blick zu sehr von der Hauptfigur abzulenken.

Ähnlich wie beim vorherigen Beispiel findet man hier häufig Verläufe, bei denen ein Teil der Figur – oft der Kopf – vergrößert und mit reduzierter Opazität dargestellt wird. So lassen sich mehr Details der Figur zeigen - ohne abzulenken oder zu starken Fokus auf die Figur selbst zu haben.

DER HINTERGRUND IN KOMPLEMENTÄRFARBEN

Komplementärfarbige Hintergründe sind ebenfalls ein großer Klassiker. Wie der Name schon sagt, geht es darum, die Komplementärfarbe zur dominierenden Farbe des Motivs zu wählen und den Hintergrund damit zu gestalten. So lässt sich das Motiv gut hervorheben, während der Hintergrund schlicht bleibt und sich einfach umsetzen lässt.

Sie können auch Farbflächen verwenden oder ein wenig mehr Dimension kreieren, indem Sie einfache Effekte (wie Rauch) einarbeiten. Die einzige Schwierigkeit bei diesen Hintergründen besteht darin, die richtige Komplementärfarbe zu wählen. Ich empfehle Ihnen wärmstens, sich näher mit der Farbtheorie zu beschäftigen – einen ersten Eindruck bekommen Sie hier mit diesem Farbkreis. Die Komplementärfarben sind jene Farben, die sich im Farbkreis direkt gegenüberliegen, wie zum Beispiel Rot und Grün, Blau und Orange oder Gelb und Violett.

DER STIMMUNGSHINTERGRUND

Stimmungshintergründe sind ebenfalls sehr verbreitet: Es handelt sich dabei um Hintergründe, die die Dynamik des gezeichneten Themas verstärken, ohne dass immer eine physikalische Logik vorhanden sein muss. 

Beispiel 1 veranschaulicht dies sehr gut:
Das Porträt des jungen Mädchens wirkt bereits durch ihren träumerischen Ausdruck emotional, doch durch einen Hintergrund mit sanft kolorierten Wolken wird dieser Eindruck noch verstärkt. Auch wenn es physikalisch keinen Sinn ergibt, dass sie „den Kopf in den Wolken“ hat, unterstützt die Bildsprache genau dieses Gefühl.

Stimmungshintergründe sind besonders interessant, da sie helfen, den Charakter oder die Botschaft des Bildes stärker zu betonen. Sie müssen dabei nicht sehr detailliert ausgearbeitet sein – angedeutete Elemente (wie in Beispiel 2) oder abstrakte Formen (wie in Beispiel 3) reichen oft völlig aus.

Häufig lässt sich beobachten, dass solche Stimmungshintergründe Farbskalen verwenden, die den Farben des Hauptmotivs ähneln – ergänzt durch kleine Akzente in einer Komplementärfarbe, um für mehr visuelle Spannung zu sorgen.

DER MINI-DEKOR-HINTERGRUND

Mini-Dekor-Hintergründe, wie der Name schon sagt, sind ziemlich einfache Hintergründe, in denen nur einige vereinfachte Dekorelemente angedeutet werden, um der Darstellung eine gewisse visuelle Erzählung zu verleihen. Es ist nicht notwendig, viele Elemente hinzuzufügen; oft reicht es aus, einen Boden und zwei oder drei weitere Details zu suggerieren. Dies genügt oft schon, um sich den Gegenstand in einer lebendigen und realistischen Umgebung vorstellen zu können.

Beispiel 3 zeigt dies perfekt: Ein einfacher Hintergrund mit einer warmen Farbe und ein Stück Parkettboden- und schon können wir uns die Figur in einer gemütlichen Herberge vorstellen.

Hintergründe mit kleinen Dekorelementen sind wirklich ideal, wenn Sie Ihrer Zeichnung etwas Kontext geben möchten, ohne zu viel Zeit zu investieren oder sich in eine komplexe Szenerie zu stürzen.

DER HINTERGRUND MIT AUSGEARBEITETEN DETAILS

Diese Kategorie bewegt sich an der Grenze zwischen Hintergrundgestaltung und vollständiger Illustration. Sie ist diejenige, die am stärksten den Eindruck eines fertigen Bildes vermittelt und es ermöglicht, durch Ihre Zeichnung eine Geschichte zu erzählen. Gleichzeitig ist sie aber auch die technisch anspruchsvollste und zeitaufwendigste Variante. Oft ist es notwendig, bereits bei der Skizze eine klare Vorstellung von der gesamten Szenerie zu haben, damit später alles harmonisch zusammenpasst. Damit eine vollständige Hintergrundgestaltung gut funktioniert und dennoch als Hintergrund erkennbar bleibt, haben sich zwei Techniken besonders bewährt:

1. Der Einsatz von Unschärfe (Beispiel 1):
Man stellt sich die Zeichnung wie ein Foto mit Fokuspunkt vor. Das Hauptelement bleibt gestochen scharf, während alles dahinter zunehmend unschärfer und kontrastärmer wird. So bleibt die Aufmerksamkeit auf dem Motiv.


2. Die Technik des Andeutens (Beispiel 2):
Hier wird das zentrale Element (zum Beispiel eine Figur oder ein Objekt) scharf und detailliert gezeichnet. Die Umgebung – wie etwa ein Weizenfeld – wird nur durch vereinfachte Formen und Farbflächen angedeutet. Statt jedes einzelne Weizenkorn zu zeichnen, reichen Variationen von Gelbtönen, um den Eindruck eines Feldes zu vermitteln. Der Hintergrund bleibt so erkennbar als solcher – und Sie sparen zudem Zeit beim Zeichnen.


Wenn Sie das Zeichnen von Landschaften vertiefen möchten, empfehle ich Ihnen diesen Artikel:

https://dessindigo.com/blog/tuto-dessin/zeichne-eine-landschaft

 

EINEN HINTERGRUND ZEICHNEN - SCHRITT FÜR SCHRITT

Nachdem wir nun einige der häufigsten Arten von Hintergründen kennengelernt haben, möchte ich Ihnen diese in der Praxis zeigen. Bevor wir beginnen, sollten Sie jedoch beachten: Der Farbwert Ihres Hintergrunds hat einen entscheidenden Einfluss auf die Wirkung Ihres Charakters. Wie Sie anhand der drei Beispiele unten sehen können, wird ein zu reines Weiß oder ein zu reines Schwarz dazu neigen, die Farben und das Volumen des Charakters zu überwältigen. Im Allgemeinen arbeitet man daher mit mittleren Graustufen, um eine gute Sichtbarkeit des Charakters zu ermöglichen.


EINEN HINTERGRUND MIT KOMPLEMENTÄRFARBEN ZEICHNEN

Für dieses erste Beispiel beginnen wir mit einer der einfachsten Arten des Hintergrunds, der Komplementärfarbe.

Ich habe meinen Charakter gezeichnet und finde, dass er auf dem weißen Hintergrund nicht gut zur Geltung kommt. Meine Meerjungfrau ist in Gelb- und Orangetönen, also wähle ich die Komplementärfarbe Blau für den Hintergrund. Blau erinnert außerdem an Wasser, was auch inhaltlich perfekt passt! Um dem Bild etwas mehr Tiefe zu verleihen, erstelle ich einen leichten Farbverlauf. Das Bild wird noch interessanter, indem ich die Silhouette der Meerjungfrau neu zeichne – als Schatten, etwas größer und leicht nach rechts versetzt.

Und voilà, mein Hintergrund ist fertig! Er ist sehr einfach gehalten, betont das Hauptmotiv und vermittelt den Eindruck einer gut abgeschlossenen Zeichnung.

EINEN STIMMUNGSHINTERGRUND ZEICHNEN

Das zweite Beispiel ist auch sehr einfach und gleichzeitig ziemlich effektiv.

Ich habe meine Zeichnung gerade fertiggestellt, doch das Weiß des Papiers wirkt für mich zu hart und lässt meine Zeichnung nicht richtig zur Geltung kommen. Um eine sanfte und harmonische Atmosphäre zu bewahren, habe ich mich entschieden, dieselben Farbtöne – Gelb, Beige und ein helles Grau – erneut zu verwenden.

Ich zeichne Linien, einfach weil ich das hübsch finde (manchmal sollte man nicht zu viel darüber nachdenken!). Dabei variiere ich die Farbtöne, um etwas Abwechslung zu schaffen, ohne dass es zu kontrastreich wird. Zusätzlich füge ich einige hellere Kreise hinzu, um die strenge Wirkung der Linien aufzubrechen und dem Hintergrund etwas Poesie und Sanftheit zu verleihen.

Und voilà – der Hintergrund ist fertig! Diese Art von Hintergrund zu gestalten macht besonders viel Spaß, weil es kaum technische Hürden gibt. Man verwendet die Farben einfach so, wie sie kommen, und versucht dabei, eine harmonische Gesamtwirkung zu erzielen. Meiner Meinung nach gehört dieser Hintergrundtyp zu den wenigen, bei denen man schwer etwas falsch machen kann.

EINEN MINI-DEKOR-HINTERGRUND ZEICHNEN

Hier ist ein weiteres einfaches, aber effektives Beispiel.

Ich habe die Kreatur gezeichnet, aber ich finde, sie wirkt etwas einsam auf dem weißen Hintergrund. Also füge ich einen Hintergrund in mittlerem Grau mit einem blauen Farbverlauf in der Mitte hinzu. Das Blau hat zwei Vorteile: Es ergänzt das Orange des Fells als Komplementärfarbe und erinnert zusätzlich an den Himmel, was dem Bild inhaltlich Sinn gibt. Ich skizziere mit feinen Linien eine Idee für die Dekoration. Ich habe beschlossen, dass mein Wesen frei leben soll, also setze ich es in eine natürliche Umgebung mit Gras und Steinen.

Ich habe mich dafür entschieden, den Boden detailliert darzustellen. Jedoch können Sie auch eine weniger detaillierte Mini-Dekoration erstellen, die genauso gut funktioniert.

EINEN MINIMALISTISCHEN HINTERGRUND ZEICHNEN - DIGITAL 

Dieses letzte Beispiel ist mit einem Tablett digital sehr einfach zu realisieren. Sie können es auch mit traditionellen Mitteln zeichnen, jedoch wird das etwas mühsamer sein.

Ich habe gerade meinen Charakter fertiggestellt, der wie üblich auf einem weißen Hintergrund schlecht aussieht. Ich erstelle eine Ebene unter der Ebene meiner Figur und fülle sie mit Grau. Mit einem sehr weichen Pinsel füge ich Nuancen von Blau hinter meiner Figur hinzu, um eine zweite Lichtquelle anzudeuten.

Danach erstelle ich eine neue Ebene über der Hintergrundebene und nehme mit dem gleichen Pinsel eine gelbe Farbe, um einen Kreis hinter meiner Figur zu zeichnen. Anschließend stelle ich diese Ebene auf den Modus „Farbdichte“ und reduziere die Deckkraft auf etwa 50 %.

Ich dupliziere die Ebene, auf der sich meine Figur befindet, und vergrößere die unterste der beiden Ebenen, indem ich sie nach links verschiebe, bis der Kopf meiner Figur gut sichtbar ist. Ich reduziere die Deckkraft auf etwa 30 - 40 % und entferne mit einem sehr weichen Radiergummi die untere Partie meiner hinteren Figur - ungefähr auf Höhe der Füße der vorderen.

Ich füge dann eine etwas dunklere graue Ellipse unter meiner Figur hinzu, um einen Bodeneindruck zu erzeugen, und verwische den Schatten leicht mit einem Gaußschen Weichzeichner (maximal 5 bis 10%). Und schon haben Sie Ihr fertiges digitales Ergebnis: Sobald Sie dies beherrschen, dauert es nur wenige Minuten, einen beeindruckenden Hintergrund zu erstellen!


Sie haben nun verschiedene Hintergrundarten und einfache Schritt-für-Schritt-Anleitungen kennengelernt. Ab jetzt können Sie mit mehr Selbstvertrauen Hintergründe in Ihre Zeichnungen integrieren – ganz ohne Angst, etwas kaputtzumachen.

Zögern Sie nicht, verschiedene Arten von Hintergründen auszuprobieren und etwas zu experimentieren. Sie werden sicherlich eine Methode finden, die Ihnen gefällt und Ihre Zeichnungen zur Geltung bringt!

Ich hoffe, dass Ihnen dieser Artikel gefallen hat. 😊