STARTSEITE BLOG

durch Liam

Wie zeichnet man ein realistisches Bett?

Wie zeichnet man ein realistisches Bett?

Da ich weiß, dass Sie es lieben, Objekte und Dekore zu zeichnen, schlage ich Ihnen heute vor, ein Bett zu zeichnen.
Ganz nebenbei: Ein Bett brauchen wir oft in Geschichten oder Illustrationen – es lohnt sich also, zu wissen, wie man eines zeichnet. Und das Beste? Es ist gar nicht so kompliziert. Was will man mehr? 😊


DIE STRUKTUR EINES BETTES

Gehen Sie doch mal in Ihr Schlafzimmer – dort haben Sie ein perfektes Beispiel direkt vor Augen! Sie können das Bett von allen Seiten betrachten, die Laken und die Matratze abnehmen und sogar einen Blick auf die Latten darunter werfen. Nutzen Sie diese Möglichkeit, um das Möbelstück genau zu beobachten und seine Struktur zu verstehen.

Die Variationen bei Betten sind übrigens ziemlich groß: mit oder ohne Kopfteil, Etagenbetten, Einzel- oder Doppelbetten (sogar XXL-Formate). Eine oder mehrere Matratzen? Betttücher oder Bettdecken? Viele Kissen oder wenige? Tagesdecke – ja oder nein? Und dann noch die unendlichen Möglichkeiten bei Mustern und Materialien!
Hier sind Ihrer Kreativität keine Grenzen gesetzt – nehmen Sie Referenzen zur Hand, wenn Sie möchten, schauen Sie sich verschiedene Modelle an, und dann: Los geht’s!


EIN BETT SCHRITT FÜR SCHRITT ZEICHNEN

Diesmal verzichte ich bewusst auf detaillierte Beobachtungsanleitungen – ich bin mir sicher, dass Sie inzwischen echte Profis im Beobachten geworden sind, seit Sie meine Artikel regelmäßig lesen. 😉

Wir gehen genauso vor wie beim Gebäude zeichnen (Sie erinnern sich bestimmt!). Ich möchte heute ein Einzelbett mit Kopfteil, Laken und Bettdecke zeichnen – und zwar unordentlich, als hätte jemand gerade erst das Bett verlassen.

GRUNDLAGEN: HORIZONTLINIE UND FLUCHTPUNKTE

Falls Sie den Kurs „die Grundlagen des Zeichnens“ von Grégoire verfolgt haben, wissen Sie: Der erste Schritt ist immer die Horizontlinie mit Fluchtpunkten. Auch diesmal arbeiten wir mit einer Zweipunktperspektive.

Dann zeichnen wir – wie gehabt – unsere Grundfläche auf den Boden.

Erinnern Sie sich an den nächsten Schritt? Genau: die vertikalen Linien. Es ist ein Bett – also müssen wir diesmal nicht allzu hoch hinaus. 😅

Jetzt ziehen wir eine Linie zur Begrenzung des Kopfteils. Die werden wir später weiter ausarbeiten.

Anschließend zeichnen wir die Basis des Bettes – den Holzrahmen, der die Latten und die Matratzenbasis verdeckt. Wählen Sie die Höhe nach Ihrem Geschmack, je nachdem, ob das Bett hochbeinig oder eher bodennah sein soll.

Der gleiche Rat gilt auch für die Höhe dieser Basis.

Beachten Sie: Die Basis hat eine gewisse Dicke – schließlich muss die Matratze darin Platz finden. Zeichnen Sie daher mit Hilfe der Fluchtpunkte ein kleineres Rechteck auf die Basis – das wird Ihre Matratze.

Setzen Sie Vertikalen an die Ecken des Rechtecks. In der Regel ist die Matratze etwas tiefer in den Rahmen eingelassen – je nachdem, wie Sie sich die darunterliegenden Latten vorstellen.

Dann schließen Sie die Matratzenform oben ab.

Jetzt markieren wir – ganz locker – den Bereich, in dem sich die Kissen befinden, sowie den Bereich für das Laken. Nur grobe Linien, denn das Bett soll ja unordentlich aussehen, „frisch verlassen“, also keinesfalls ordentlich gemacht.

Für das Kopfteil, dessen Fläche wir schon festgelegt haben, entscheide ich mich heute für eine gepolsterte Version. Dazu verlängern wir die Vertikalen deutlich über die Matratze hinaus und verbinden sie oben..

Dann unterteilen wir die Fläche mit gleichmäßig verteilten horizontalen und vertikalen Linien – so entstehen Quadrate, die später als Polsterfläche dienen.

An den Schnittpunkten der Linien zeichnen wir kleine Ellipsen oder Kreise – das erzeugt den typischen gesteppten Look.

Jetzt zu den Füßen des Bettes: Die befinden sich nicht exakt in den Ecken der Basis, sondern etwas nach innen versetzt. Zeichnen Sie also ein kleineres Rechteck innerhalb der Basis, dann ein zweites darin.

Löschen Sie alles, was übersteht – außer den kleinen Quadraten an den Ecken. Die werden zu den Bettfüßen.

Ziehen Sie senkrechte Linien nach unten – voilà, das Grundgerüst steht!

Jetzt entfernen oder reduzieren wir die Sichtbarkeit der Konstruktionslinien – entweder per Ebenen-Deckkraft, neuem Papier oder mit dem Knetradierer.

DIE DETAILS DES BETTES ZEICHNEN

Ich zeichne die äußere Form des Kopfteils nach – aber diesmal runde ich die Ecken leicht ab.

Dann skizziere ich locker die Tiefe des Kopfteils, ohne starken Druck.

Für die gesteppte Optik zeichne ich leicht gewölbte Linien anstelle der Kreise – das gibt dem Kopfteil ein plastischeres Aussehen.

Die Basis bleibt schlicht – ich entscheide mich für eine Holzoptik.

Für die Füße greife ich auf die Technik aus dem Artikel über Schlüssel zurück: Ich beginne mit einer Ellipse und ziehe dann die Form nach unten, um zylindrische Beine zu erzeugen.

Auch die Matratze zeichne ich nun freihändig, leicht gebogen, damit sie weicher wirkt.

Ich möchte ein ungemachtes Bett darstellen – das heißt, die Bettdecke wird locker liegen. Dafür zeichne ich eine schräge Linie als Rand der aufgeklappten Decke.

Da Bettdecken Volumen haben, bekommt der herunterhängende Teil eine dreieckige Form.

Ich füge Falten hinzu – vor allem dort, wo Spannung entsteht oder Stoff gestaucht ist, z. B. an den Seiten der Matratze oder dort, wo jemand gelegen hat.

Ich positioniere dann mein Kissen. Es ist auch nicht ausgerichtet. Es ist schief. Ich lehne sogar ein Ende davon gegen das Kopfteil des Bettes. Ich beginne also mit einer ziemlich einfachen Form.

Und ich arbeite es im Detail aus, indem ich einige Falten an der Knickstelle und an der Stelle hinzufüge, wo der Kopf die ganze Nacht geruht hat.

 Optional kann man auch eine dekorative Rüsche hinzufügen.

Ich füge auch Falten auf der Unterseite des Bettes hinzu, dort, wo der Körper gelegen hat.

Und ich radiere die Konstruktionslinien aus.

Zum Schluss noch ein paar Falten am Fußende des Bettes – dort, wo der Körper gelegen hat – und dann: Radieren Sie die Konstruktionslinien sorgfältig aus.

Fertig! 😊 Sie haben jetzt ein stimmiges Bett gezeichnet.

 

Hinweis:

Ist Ihnen aufgefallen, dass die Perspektive in meiner Zeichnung sehr stark betont ist? Dadurch wirkt das Bett fast wie ein riesiges Objekt – wie ein Gebäude. Das liegt daran, dass ich die Fluchtpunkte extra auf das Blatt gesetzt habe, damit Sie die Konstruktion gut mitverfolgen können.

In der Realität befinden sich die Fluchtpunkte für kleinere Objekte meist außerhalb des Zeichenblatts. Beim nächsten Mal zeige ich Ihnen, wie man Objekte mit einer weniger dramatischen Perspektive zeichnet.

 

Zusammenfassung:

- Die Parallelepiped ist euer bester Freund! Nutzt diese Form, um alle möglichen Objekte zu konstruieren – denkt dabei immer an die Perspektive.
- Zerlegt komplexe Formen in einfache Einheiten und setzt sinnvolle Markierungen (z. B. fürs Kopfteil).
- Gebt eurer Zeichnung Leben – durch kleine Unordnungen, Falten, Kissen, Decken. Wer lebt schon in einem perfekt aufgeräumten Zimmer, ehrlich?

Und denken Sie daran: Betten gibt es in vielen Varianten. Es muss nicht immer ein Kopfteil oder Füße geben – vielleicht liegt die Matratze auch einfach auf dem Boden, wie bei einem Futon. Lassen Sie Ihrer Fantasie freien Lauf und gestalten Sie jedes Bett individuell.

 
Also, Stifte raus – und bis bald auf Dessindigo für ein neues Tutorial.

Einen schönen Tag oder Abend euch allen!

 

Illustratorin und Redakteurin: Camille Rakjah