So zeichnen Sie einen Drachen: Tipps, Ideen & Inspiration
In letzter Zeit sieht man immer häufiger Drachen mit Flügeln, die direkt an den Vorderbeinen ansetzen – ähnlich dem Flügelschema einer Fledermaus. Dieses Modell wurde beispielsweise für den Drachen Smaug in Der Hobbit: Eine unerwartete Reise von Peter Jackson oder für die Drachen in Game of Thrones gewählt. Das klassische Modell mit vier Beinen und einem zusätzlichen Flügelpaar bleibt dennoch ein zeitloser Favorit im Fantasy-Universum.
DIE URSPRÜNGE DES DRACHEN
In vielen Mythologien und Kulturen auf der ganzen Welt finden sich reptilienähnliche Kreaturen, die man mehr oder weniger als Drachen bezeichnen kann. In Amerika erscheint er in etwas anderer Form, etwa als gefiederte Schlange Quetzalcóatl in Mittel- und Südamerika. Doch die Attribute, Darstellungen und Symboliken dieser Wesen unterscheiden sich stark von Zivilisation zu Zivilisation.
Die frühesten Darstellungen reichen bis in das Neolithikum zurück. Vereinfacht lassen sich Drachen in zwei große Gruppen einteilen: die westlichen Drachen und die östlichen Drachen. In diesem Artikel konzentrieren wir uns hauptsächlich auf die westliche Variante, werfen aber auch einen kurzen Blick auf die östlichen.
Die ersten westlichen Drachen waren traditionell mit Erde und Feuer verbunden – nicht zufällig galten sie als Feuerspeier. Sie wurden als massige, reptilienartige Wesen dargestellt, oft mit Flügeln, und traten mit einem wilden Charakter auf. Häufig waren sie Hüter von Schätzen oder magischen Objekten.
Mit dem Aufkommen des Christentums änderte sich die Symbolik: Der Drache stand nun für das Böse, für Heidentum und Bestialität, das es zu bezwingen galt. So entstanden zahlreiche Legenden von Heiligen, die Drachen besiegten.
Doch selbst innerhalb Europas war das Bild des Drachen nicht einheitlich. In der Stadt Metz etwa erzählt die Legende vom Graoully, einem Drachen, der die Bewohner terrorisierte, bis er vom Stadtpatron vertrieben oder getötet wurde. Seine Darstellung schwankt: Mal erscheint er als geflügeltes Wesen mit vier Beinen, mal nur mit Hinterbeinen und Flügeln. Diese Variation erklärt sich durch den starken germanischen Einfluss in der Region, wo man Drachen traditionell eher in der Form von Wyvern darstellte – mit Flügeln an den Vordergliedern und lediglich zwei Beinen.
Daraus ergibt sich für Sie als Zeichner die erste gestalterische Entscheidung:
Möchten Sie einen Drachen mit vier Beinen und zusätzlichen Flügeln darstellen, oder einen zweibeinigen Drachen mit Flügeln an den Vordergliedern?
In jüngerer Zeit hat sich besonders das Fledermaus-ähnliche Flügelschema verbreitet, bei dem die Flügel direkt mit den Vorderbeinen verbunden sind. Bekannte Beispiele finden sich in Peter Jacksons Der Hobbit: Eine unerwartete Reise mit dem Drachen Smaug, oder in den Drachen der Serie Game of Thrones.
Das klassische Modell mit vier Beinen und einem zusätzlichen Flügelpaar bleibt jedoch ein beliebter und fester Bestandteil der Fantasy-Welt.
DRACHENFLÜGEL ZEICHNEN
Sobald Sie entschieden haben, ob die Flügel unabhängig oder mit den Vorderbeinen verbunden sind, können Sie mit dem Zeichnen beginnen.
Die einfachste und am häufigsten verwendete Vorlage sind Fledermausflügel. Sie lassen sich auf drei Segmente aufteilen:
Segment [1] entspricht dem Oberarm,
Segment [2] dem Unterarm,
Segment [3] den verlängerten Fingern.
Diese Aufteilung orientiert sich am menschlichen Körper. Sie können die Haltung eines Drachenflügels also leicht nachvollziehen, indem Sie die Bewegung mit Ihrem eigenen Arm nachahmen. Zwischen den Segmenten [1] und [2] sowie [2] und [3] zeichnen Sie jeweils ein „Knochenstück“, um das Gerüst des Flügels zu strukturieren.
Achten Sie darauf, dass die Flügelbasis nicht zu dünn wirkt – selbst dann, wenn Ihr Drache eher durch Magie als durch reine Muskelkraft fliegt. Besonders wenn Sie sich für die Variante mit Flügeln an den Vorderbeinen entscheiden, sollten die Krallen kräftig genug sein, damit der Drache sie auch als Stütze nutzen kann.
DIE DRACHENSCHUPPEN
Ein wiederkehrendes Merkmal sind die Schuppen. Sie müssen diese jedoch nicht einzeln zeichnen, um eine glaubwürdige Darstellung zu erreichen. Im Gegenteil: Es wirkt oft besser, nur einige Schuppen anzudeuten, statt die gesamte Figur damit zu überladen – außer Sie planen eine sehr detailreiche, realistische Zeichnung.
Bei Reptilien sind die Schuppen in versetzten Reihen angeordnet. Das bedeutet, dass jede neue Reihe leicht versetzt zur vorherigen sitzt, sodass die Schuppen einander überlappen.
Eine einfache Methode:
Zeichnen Sie zunächst eine erste Reihe Schuppen und markieren Sie deren Mittelpunkte.
In der darunterliegenden Reihe setzen Sie die Mittelpunkte jeweils zwischen die Schuppen der vorherigen Reihe.
Fahren Sie in diesem Muster fort: Reihe für Reihe, immer leicht versetzt.
So entsteht eine natürliche Struktur, die an echte Reptilienhaut erinnert, ohne dass Ihre Zeichnung zu aufwendig oder überladen wird.
Das Prinzip (Schema B) besteht darin, ein Gitter zu erstellen, das der Bewegung des Tieres folgt und die Schuppen an den Schnittpunkten anzulegen.
Alternativ können Sie sich auch für ein nicht überlappendes Schuppenmuster entscheiden. In diesem Fall erinnern die Schuppen eher an kleine Platten, wie man sie beispielsweise bei Schildkröten beobachten kann.
Um das zu veranschaulichen, sehen Sie links ein Bein und rechts eine Vergrößerung eines Kopfes:
Beim Bein sind die Platten entlang der Vorderseite der „Finger“ angeordnet (starke Linien in Blau, Schuppenmuster in Violett).
Beim Kopf verteilen sich die Platten hauptsächlich auf den Wangen (rot markierte Bereiche). Die grünen Linien grenzen die Schuppengruppen voneinander ab, und in Violett liegen einige Platten entlang der Linie, die den Nasenlöchern (in Blau) folgt.
DER DRACHENKOPF
Der Kopf bietet Ihnen viele Gestaltungsmöglichkeiten, die das Wesen Ihres Drachen stark verändern können:
Hörner und knöcherne Elemente: Lange, schlanke Hörner, Widder-artige Drehungen oder Reihen kleiner Hörner entlang des Kopfes.
Kieferformen: Ein schmaler Oberkiefer kombiniert mit massivem Unterkiefer wirkt bedrohlicher, während ausgeglichene Kiefer harmonischer wirken.
Augen: Spaltpupillen erzeugen den Eindruck eines Reptils, runde Pupillen wirken sanfter.
Zähne: Zahlreiche, spitze Zähne betonen die Gefährlichkeit; weniger, abgerundetere Zähne machen die Erscheinung freundlicher.
Alle Kombinationen sind möglich – und wir sprechen hier noch nicht einmal von Farb- und Mustervariationen!
EINEN DRACHEN ZEICHNEN - SCHRITT FÜR SCHRITT
Nun erstellen wir gemeinsam einen westlichen Drachen. Er hat vier Beine, ein Paar Flügel mit Fledermausstruktur, einen schuppigen Körper und wird seitlich dargestellt, mit dem Kopf im Dreiviertelprofil.
Schritt 1: Zeichnen Sie die Schnauze als kleine Kugel.
Schritt 2: Platzieren Sie das Kopfvolumen leicht nach hinten versetzt.
Schritt 3: Ziehen Sie eine Symmetrielinie und gestalten Sie das Maul mit ausgeglichenen Kiefern.
Schritt 4: Formen Sie den Hinterkopf und beginnen Sie mit dem Hals.
Schritt 5: Skizzieren Sie den Hals weiter und platzieren Sie die Schultermasse.
Schritt 6: Ziehen Sie eine geschwungene Rückenlinie und skizzieren Sie die Beine.
Schritt 7: Ergänzen Sie die hinteren Gliedmaßen und achten Sie auf kräftige Beine.
Schritt 8: Verbinden Sie den Bauch, verlängern Sie den Schwanz, und skizzieren Sie die Flügel.
Schritt 9: Unterteilen Sie die Flügel in drei Segmente.
Schritt 10: Zeichnen Sie den zweiten Flügel.
Schritt 11: Fügen Sie Hörner, Platten und Details hinzu.
Schritt 12: Verstärken Sie Rückenplatten, schuppige Partien und fügen Sie Zunge und Krallen hinzu.
Schritt 13: Reinigen Sie die Linienzeichnung.
DIE ZEICHNUNG KOLORIEREN
A: Beginnen Sie mit einem neutralen Hintergrund in Braun.
B: Färben Sie die Flügelmembran in Rosa, das Maul in Rot, und setzen Sie den Drachen auf den Boden.
C: Ergänzen Sie Schuppen, Falten und Farbakzente (Gelb, Grau, Violett). Heben Sie Krallen und Schwanzende hervor.
D: Setzen Sie Lichter und Schatten, fügen Sie einen Farbakzent (z. B. Orange am Hals) hinzu und gestalten Sie einen schlichten Hintergrund.
Das ist eine klassische Darstellung eines westlichen Drachen – aber Sie können Ihr Tier jederzeit weiter individualisieren.
Ob Sie Lust auf ein gigantisches, feuerspeiendes Wesen haben oder auf einen kleinen, verspielten Begleiter: Sie können genau den Drachen erschaffen, der Sie begeistert.
Illustratorin und Texterin: Elo Illus