So zeichnen Sie ein realistisches Auge – leicht erklärt
Die Augen sind der Spiegel der Seele, heißt es. Vielleicht erklärt das, warum es im Netz so viele Zeichnungen von Augen gibt. Heute werden wir gemeinsam Schritt für Schritt lernen, wie man ein realistisches Auge zeichnet. Dabei beschränken wir uns nicht nur auf den Augapfel.
Um ein realistisches Ergebnis zu erzielen, sollten Sie sich Zeit nehmen, um auch Wimpern, Augenbrauen und die Hautpartien rund um das Auge sorgfältig zu zeichnen und zu texturieren. Das ist zwar etwas aufwendig, führt aber zu einem wunderbaren Ergebnis.
BEOBACHTUNG DES AUGES
Die Merkmale von Augen unterscheiden sich individuell – insbesondere abhängig von Ethnie und Alter. In diesem Beispiel konzentrieren wir uns auf das Auge eines weißen Erwachsenen. Natürlich können Sie auch ein anderes Modell wählen. Achten Sie dann jedoch darauf, vorab eine genaue Beobachtung durchzuführen – es gibt feine Unterschiede, etwa bei den Augenlidern asiatischer Menschen.
WIE FUNKTIONIERT EIN AUGE?
Viel Neues werden Sie an dieser Stelle nicht erfahren: Das Auge ist im Grunde ein kugelförmiger Augapfel, umgeben von Muskeln und Haut – daraus entstehen die Augenlider, deren Form individuell stark variieren kann.
In der Mitte befindet sich die runde Iris, deren Farbe sich stark unterscheiden kann, sowie die Pupille, durch die das Licht ins Auge gelangt. Je nach Umgebungslicht verändert sich die Größe der Pupille – ähnlich wie bei Katzen und vielen anderen Tieren.
Aus der seitlichen Perspektive erkennen wir gut, dass Iris und Pupille flache Bereiche sind, die von einer durchsichtigen Kuppel überdeckt werden. Bei Katzen ist das besonders gut sichtbar, beim Menschen subtiler, aber dennoch wahrnehmbar.
Am Rand des Augenlids befinden sich die Wimpern – sowohl oben als auch unten, unterschiedlich dicht je nach Person. Sie sitzen nicht direkt auf dem Auge, sondern außen entlang des Lidrandes – das ist wichtig, damit wir das Auge vollständig schließen können.
Der innere Augenwinkel zeigt ein wenig der Schleimhaut und Muskulatur – klingt nicht gerade glamourös, ist aber entscheidend für die realistische Darstellung. Darüber liegt das obere Lid, meist durch eine Falte gekennzeichnet.
Weiter oben finden wir den Augenbrauenbogen und die Augenbraue selbst. Das Auge sitzt in einer Augenhöhle, umrahmt von Nase, Wangenknochen und Brauenbogen.
Finden Sie einen Kurs aus der Ausbildung "Grundlagen des Zeichnens", der sich insbesondere damit befasst und allgemeiner die einzuhaltenen Proportionen, um ein deutliches und stimmiges Gesicht zu bekommen:
ZEICHNUNG DES AUGES
Ziel ist ein realistisches Auge. Also starten wir mit dem Augapfel:
DER AUGAPFEL
Zeichnen Sie zunächst den Augapfel als Kugel. Danach legen Sie die Augenöffnung fest – wir entscheiden uns hier für eine klassische Form, weder mandelförmig noch hängend. Sie können das natürlich individuell anpassen.
Vergessen Sie nicht den inneren Augenwinkel, der über den Augapfel hinausragt. Danach können Sie die Hilfslinien löschen – sie werden nicht mehr gebraucht.
DIE IRIS
Zeichnen Sie die Iris möglichst rund (auch wenn sie kein perfekter Kreis ist). Beachten Sie: Die Iris berührt in der Regel das obere bewegliche Lid. Das einzige Mal, dass sie komplett sichtbar ist, ist bei weit aufgerissenen Augen. Machen Sie selbst den Test: Die Iris wird fast immer vom Lid leicht bedeckt.
DIE PUPILLE
In die Mitte der Iris setzen Sie nun die Pupille. Sie können deren Größe nach Geschmack wählen – eine kleinere Pupille lässt mehr von der Irisfarbe sichtbar, was oft sehr schöne Farbeffekte zeigt.
DAS AUGENLID
Zeichnen Sie nun das obere Augenlid. Die Form ist individuell – in unserem Beispiel nehmen wir ein gut definiertes, breites Lid. Optional können Sie auch feine Falten unter dem Auge andeuten – bei Schwarz-Weiß-Zeichnungen aber sparsam einsetzen, um keine ungewollten Alterungseffekte zu erzeugen.
AUGENBRAUEN UND WIMPERN
Zeichnen Sie die Augenbraue – ihre Höhe variiert stark. Generell gilt: Je näher sie am Auge liegt, desto tiefer sitzt das Auge in der Höhle.
Jetzt zu den Wimpern: Beginnen Sie mit einer feinen Linie am Lidrand, um die Basis zu markieren. Die Wimpern selbst sind oben dichter als unten und wachsen nicht in perfekter Ordnung – zeichnen Sie sie also leicht gebogen, unregelmäßig und in verschiedene Richtungen. So entsteht ein natürlicher Effekt.
Zum Schluss können Sie noch einen leichten Strich als Orientierung für die Nasenkurve hinzufügen – optional, aber hilfreich.
KOLORIEREN - SCHRITT FÜR SCHRITT
Nun kommt Farbe ins Spiel! Wir beginnen mit der Hautfarbe rund ums Auge:
Reduzieren Sie die Deckkraft Ihrer Skizze. Tragen Sie nun eine Grundfarbe für die Haut auf – ein heller, leicht orange-gelber Ton ist hier passend. Danach beobachten Sie Ihr Modell: Wo erscheinen grünliche, gelbliche oder rosige Nuancen? Tragen Sie diese entsprechend auf. Ziel ist nicht sofortiges Volumen, sondern eine realistische Farbbasis.
LICHT
Fügen Sie nun hellere Töne hinzu – je nach Modell können diese gelblich, beige oder rosig sein. Achten Sie auf die Lichtquelle: In unserem Beispiel ist das Licht diffus und kommt von links (Fensterlicht). Die hellsten Bereiche befinden sich auf dem beweglichen Lid, dem unteren Lid, der Augenecke, dem oberen Wangenknochen und dem Brauenbogen.
Jetzt kommen die Schatten. Auch hier gibt es viele Nuancen: Grau-grünlich, orange-golden, violett (z. B. unter dem Auge) oder schokoladenbraun. Ordnen Sie die Farbtöne nach Beobachtung an – nicht einfach kopieren, sondern verstehen, wie Licht und Schatten das Gesicht modellieren.
Sie können Grundtöne mischen, um harmonische Verläufe zu schaffen. Beobachten Sie Ihr Modell genau und arbeiten Sie in Ruhe und mit Feingefühl.
SCHATTEN
Sobald die Grundfarben und Lichtakzente gesetzt sind, geht es an die diffusen Schatten. Wie bei den anderen Tonwerten gibt es auch hier verschiedene Nuancen: ein eher gräulich-grünlicher Ton, ein gold-orangefarbener, ein violetter (insbesondere unter den unteren Wimpern und in der Lidfalte) sowie ein schokoladenbrauner Ton.
Wenn Sie tiefer in das Thema Licht und Schatten eintauchen möchten, finden Sie in der Ausbildung „Die Grundlagen des Zeichnens“ weiterführende Kurse.
Ordnen Sie die Farbtöne passend zu Ihrem Modell an. Folgen Sie nicht blind jedem meiner Schritte, sondern nutzen Sie Ihre Beobachtungsgabe, um zu verstehen, was ich mache – und warum. Das hilft Ihnen, Ihr eigenes Modell besser zu analysieren und wiederzugeben.
Sie können die Haut beliebig oft überarbeiten, Grundtöne neu auftragen und sie mit Schatten mischen, um weiche Verläufe zu schaffen. Ich mache das auch und zeige Ihnen unten einige Zwischenschritte. Während ich arbeite, entdecke ich ständig neue Zwischenfarben, die ich hier und da ergänze. Das ist reine, konzentrierte Beobachtung – nehmen Sie sich die Zeit dafür und arbeiten Sie mit Fingerspitzengefühl.
In meinem Beispiel fehlen die Augenbrauen – normalerweise würde ich also gar nichts zeichnen. Aber da viele von Ihnen Modelle mit Augenbrauen wählen werden, mache ich eine Ausnahme.
Ganz wichtig: Halten Sie sich immer an die wichtigste Regel beim Zeichnen von Haaren, Fell oder ähnlichen Strukturen: Folgen Sie der natürlichen Wuchsrichtung – immer! Andernfalls wirkt das Ergebnis schnell unnatürlich. Diese Regel gilt sowohl beim Zeichnen als auch beim Kolorieren.
Das Prinzip bleibt gleich: Die Farbgebung ist nie einheitlich. Zeichnen Sie Haare in verschiedenen Nuancen – orientieren Sie sich dabei stets an Ihrem Modell. Da mir hier eine echte Vorlage fehlt, ist mein Ergebnis eher symbolisch – Sie haben jedoch keine Ausrede! :D
Kommen wir zum zentralen Thema: dem Auge. Beginnen Sie mit einem hellen, leicht grau-beigen Farbton. Denken Sie daran: Der Augapfel ist eine Kugel – daher fällt das Licht auf den am stärksten gewölbten Teil, während sich die Schatten an den Rändern und unter dem beweglichen Lid sammeln.
Fügen Sie also dunklere Schattierungen hinzu – z. B. in Braun-, Gelb- oder Grautönen –, um Tiefe und Form zu erzeugen.
DIE FARBE DER IRIS UND PUPILLE
Jetzt zur Iris. Übertreiben Sie es nicht – weniger ist mehr. Wenn Sie genau hinsehen, ist die Iris nicht messerscharf abgegrenzt. Die Kontur ist meist weich und diffus – zeichnen Sie also einen leicht verschwommenen Kreis.
Die Augenfarbe hängt natürlich vom Modell ab – nehmen Sie sich die Freiheit, Farben zu wählen, die realistisch wirken. Wichtig ist nur eines: Der Rand der Iris ist immer dunkler als das Zentrum.
Beachten Sie auch den optischen Effekt: Die Iris wirkt oft flach. Das liegt daran, dass sie tatsächlich ein flacher Bereich ist, der von einer gewölbten, durchsichtigen Schicht bedeckt wird. Das erzeugt den typischen Glanz – wir kommen gleich noch darauf zurück. ;p
Nun kümmern wir uns um das Farbmuster der Iris. Dabei gibt es meist zwei Hauptmuster:
- Schichten von Farbverläufen – von innen nach außen.
- Strahlen – die radial von der Mitte zum Rand verlaufen.
Beginnen Sie mit einer Basisfarbe. Diese kann gleichmäßig oder sehr variantenreich sein – je nach Modell. Auch eine Fantasiefarbe ist erlaubt, solange Sie sich an realen Augen orientieren, um zu verstehen, wie Farbtöne miteinander harmonieren. Meist handelt es sich um abgestufte Töne rund um eine Hauptfarbe: heller, dunkler, gelblicher, bläulicher usw.
Fügen Sie nun die Pupille hinzu. Aber Achtung: Verwenden Sie kein reines Schwarz! Das ist nur in extrem dunklen Lichtverhältnissen realistisch. Ein tiefes Dunkelgrau reicht völlig aus und wirkt natürlicher.
Warum? Reines Schwarz „verschluckt“ benachbarte Farben und zieht zu viel Aufmerksamkeit auf sich. Vergleichen Sie selbst – der Unterschied ist deutlich.
Dasselbe gilt für die Strahlenstruktur innerhalb der Iris – diese sind oft dunkler, aber immer unregelmäßig.
DIE SPIEGELUNGEN DES AUGES
Jetzt bringen wir das Licht ins Spiel: Die Reflexionen im Auge erzeugen die Illusion von Tiefe und Wölbung. Sie spiegeln die Umgebung wider – z. B. das Fenster, durch das Licht fällt, den Himmel oder sogar die Wimpern.
In unserem Beispiel sieht man im Reflex ein Fenster mit Himmel und Wolken – also Weiß- und Blautöne. Man erkennt sogar die Silhouetten der Wimpern darin. Diese Reflexe geben der Iris Volumen und machen das Auge lebendig.
Jetzt können Sie weitere Feinheiten ergänzen:
- Kleine Reflexionen auf dem Augapfel
- Etwas stärkere Falten unter dem Auge
- Leichte Hauttexturen
Damit ist das Auge fast fertig!
Die Wimpern setze ich immer zuletzt, da sie über den anderen Ebenen liegen – andernfalls müssten Sie nachträglich zu viel anpassen. Denken Sie also an eine sinnvolle Reihenfolge beim Zeichnen – das spart Zeit und Nerven.
Auch hier gilt: Kein reines Schwarz! Greifen Sie lieber zu sehr dunklem Grau oder Braun – das wirkt natürlicher.
Ich habe für dieses Tutorial bewusst nur einen einzigen Pinsel verwendet und keine Texturen hinzugefügt. So können Sie sehen, dass selbst mit einfachen Mitteln – allein durch Technik und Beobachtung – tolle Ergebnisse möglich sind. Besonders bei kleinen Details wie Haut oder Irisstruktur.
Wenn Sie sich weiter in das Zeichnen menschlicher Gesichter vertiefen möchten, etwa ein Männergesicht, lade ich Sie herzlich auf unseren Blog Dessindigo ein (ein Männergesicht zeichnen) – dort finden Sie viele spannende Artikel!
Viel Spaß beim Zeichnen – und bleiben Sie neugierig!
Illustratorin und Redakteurin: Rakjah
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