Fahrrad zeichnen lernen – Schritt für Schritt erklärt

In diesem Artikel werden wir gemeinsam beobachten und lernen, wie Sie ein Fahrrad zeichnen. Dabei handelt es sich um ein Objekt, das uns sehr vertraut ist und auf den ersten Blick recht einfach erscheint. Ich muss jedoch zugeben: Gerade Linien sind nicht mein Favorit. Um aber „das Spiel mitzuspielen“ – und obwohl ich digital zeichne – habe ich bewusst auf Werkzeuge verzichtet, die es mir ermöglichen würden, perfekte Kreise oder gerade Linien zu erstellen (ausgenommen bei der Darstellung der Speichen eines Rades).

Wir werden uns in dieser Anleitung mit dem klassischen Stadtfahrrad beschäftigen. Andere Fahrradtypen – wie Mountainbikes oder stilisierte Varianten – basieren auf derselben Grundstruktur, unterscheiden sich aber in ihren Proportionen und Details.

Beginnen wir mit der Betrachtung von drei Fahrrädern.
In Abbildung [A] sehen Sie ein sehr schlichtes Modell, in [B] wurde ein Kettenschutz und eine kleine Halterung am Heck hinzugefügt, und in [C] ein echtes Stadtrad mit Korb und zusätzlicher Beleuchtung.

Bei allen drei Fahrrädern lassen sich folgende Gemeinsamkeiten erkennen:

- Die Radzentren befinden sich auf gleicher Höhe (blaue und orangefarbene Achsen sind entlang der blauen Linie ausgerichtet – Pfeil 1).
- Das Pedal liegt etwas unterhalb dieser Achslinie (roter Kreis unter der dunkelblauen Linie).
- Die Lenkerstange (in Cyanblau) und die Sattelstange (in Hellgrün) verlaufen parallel.
- Die violette und orangefarbene Verbindungslinie sind nahezu parallel.
- Der Lenker ist etwas höher als der Sattel positioniert (Pfeil 2).

 

• In jeder Variante findet sich:

  - Eine violette Stange, die die Lenkerstange (blau) mit der Sattelstange (grün) verbindet. Unterschiede zeigen sich vor allem an der oberen (rosa) Stange.
  Schutzbleche über den Rädern (hellblaue Linien).
  - Eine Kette (braun), die mit dem Pedal verbunden ist. In den Modellen [B] und [C] ist zusätzlich ein Kettenschutz sowie eine kleine Struktur sichtbar, die einen Winkel an der Hinterradachse erzeugt.

Die wohl schwierigste Aufgabe beim Zeichnen eines Fahrrads ist das Rad. Es braucht ein wenig Übung, um einen halbwegs gleichmäßigen Kreis freihändig zu zeichnen. Natürlich könnten Sie Hilfsmittel verwenden – das würde jedoch meist zu einer frontalen Radansicht führen und nimmt Ihnen die Möglichkeit, das Zeichnen wirklich zu üben.

Wenn der Blickwinkel es zulässt, können Sie selbstverständlich einen Zirkel verwenden ([A]).
Falls Sie keinen zur Hand haben, lässt sich ein solcher leicht improvisieren:
Nehmen Sie einen geraden Gegenstand (wie ein Stäbchen oder Bleistift) und verbinden Sie ihn über eine Schnur mit einem Bleistift [B].

Wenn Sie Ihr Freihandrad gestalten möchten, sich dabei aber noch unsicher fühlen, können Sie sich behelfen, indem Sie von der Mittelachse aus Markierungen setzen, die den Speichen oder Durchmessern entsprechen (wie in [C] dargestellt). Dafür können Sie ein Lineal, eine Spielkarte, einen Post-it oder ein ähnliches Hilfsmittel verwenden. Je mehr Speichen oder Durchmesserlinien Sie einzeichnen, desto leichter wird es Ihnen fallen, den Kreis drum herum zu rekonstruieren.

Sie können außerdem von Ihrem Mittelpunkt aus einen Referenzpunkt setzen, um die Begrenzung Ihres Kreises besser abzuschätzen.

Wenn Sie ein Rad aus einer verschobenen Perspektive zeichnen, sollten Sie auf perspektivische Verzerrungen achten. In [D] zum Beispiel wurde ein Koordinatensystem eingezeichnet, wobei zu beachten ist, dass der grüne Radius aufgrund der Perspektive kürzer erscheint als der blaue.

Allgemein ist es hilfreich, in der Mitte des Kreises ein Koordinatensystem anzulegen. So lässt sich die Länge einer Linie einfacher beurteilen als der Abstand zwischen zwei Punkten – wie etwa zwischen dem Mittelpunkt und einem Punkt auf der Kreislinie.

Achten Sie bei den Speichen darauf, dass es sich nicht um Linien handelt, die direkt vom Mittelpunkt ausgehen (wie in Zeichnung A), sondern um Paare, die sich um die Radachse herum anordnen (siehe Zeichnung B).

Das Fahrrad liegt in der Regel in einer Hauptansichtsebene – es sei denn, die Räder sind z. B. aus der Achse verschoben. Die perspektivische Verzerrung zu zeichnen, ist dabei nicht allzu komplex. Sie sollten sich hauptsächlich auf die Formveränderung der Räder konzentrieren.

In unserem Beispiel bewirkt die Perspektive, dass der Durchmesser des Vorderrads (1) größer erscheint als der des Hinterrads (2).

 

Tipp: Wenn Sie mehr über Perspektive lernen möchten, besuchen Sie gerne unseren kostenlosen Grundlagenkurs zum Thema Zeichnen:

https://www.dessindigo.com/kurs-zeichnen/grundlagen-zeichnen/einfache-perspektive.

Bevor wir mit der Schritt-für-Schritt-Zeichnung beginnen, möchte ich Ihnen ein einfaches Lenkermodell als Referenz vorstellen. Es handelt sich um einen klassischen Stadtfahrradlenker ohne besondere Verzierungen. Die Griffe sind mit dem beweglichen Teil der Bremsen ausgestattet. Auf jeder Seite verlaufen zwei Drähte.

Natürlich können Sie diesen Lenker nach Belieben gestalten – etwa durch Fransen, ein Horn oder andere dekorative Elemente. Dieses Modell eignet sich gut als universelle Vorlage für Stadträder.

 

EIN FAHRRAD SCHRITT FÜR SCHRITT ZEICHNEN

Wie angekündigt, werden wir ein einfaches Stadtrad zeichnen. Es steht auf seinem Ständer, jedoch nicht ganz senkrecht – eine leichte Neigung macht die Ansicht interessanter. Genau darin liegt auch die einzige Schwierigkeit: eine dezente perspektivische Verzerrung.

 

Schritt 1
Beginnen Sie mit dem Vorderrad. Markieren Sie den Mittelpunkt leicht nach vorne geneigt. Der Schnittpunkt zwischen der horizontalen und der vertikalen Hilfslinie bildet die Achse des Rads.

Schritt 2
Zeichnen Sie das Vorderrad. Wie bereits besprochen, befinden sich die Achsen beider Räder auf einer Linie. Die Frage lautet nun: Wo genau kommt das Hinterrad hin? Wenn Sie sich die ersten drei Fahrräder aus der Analyse anschauen, erkennen Sie: Der Abstand zwischen den Radkanten ist etwas größer als ein Radienmaß. Die Achsen liegen also ungefähr drei Radien voneinander entfernt – minimal mehr.

Schritt 3
Markieren Sie nun die Achse des Hinterrads, um sich beim Zeichnen des zweiten Kreises zu orientieren. Da dieses Rad perspektivisch „näher bei uns“ liegt, wird es leicht weniger verzerrt wirken – ein subtiler, aber relevanter Unterschied.

Schritt 4
Zeichnen Sie die vordere Stange, also die Gabel, an der der Lenker befestigt ist. Beachten Sie, dass diese sich nicht als gerade Linie von der Radachse nach oben zieht – sie ist leicht gebogen. Die Kette liegt etwas unterhalb der gedachten Verbindungslinie zwischen Vorder- und Hinterradachse. Die Kettenabdeckung befindet sich auf der gegenüberliegenden Seite – in diesem Beispiel eine vollständige Abdeckung.

Schritt 5
Zeichnen Sie nun parallel zur Lenkerstange die Stange, an der später der Sattel befestigt wird – sie beginnt am Tretlager.

Schritt 6
Verbinden Sie die oberen Enden der Lenker- und Sattelstange mit dem Tretlager. Für die obere Rahmenstange wählen Sie eine weich geschwungene Linie. Ergänzen Sie außerdem eine weitere Stange, die vom oberen Ende der Sattelstange zur Hinterradachse führt.

Schritt 7
Jetzt kommt der Sattel. Platzieren Sie ihn nicht zu hoch – als Orientierung: Der Lenker sollte etwas höher liegen als der Sattel (rote Linie).

Schritt 8
Fügen Sie die Schutzbleche über den Rädern hinzu, ein Rücklicht, einen einfachen Gepäckträger, das Vorderlicht sowie den Lenker selbst.

Schritt 9
Überarbeiten Sie die Zeichnung, indem Sie Ihre Konstruktionslinien säubern und die finalen Konturen sauber nachziehen.

Schritt 10
Jetzt kommen die Details: Zeichnen Sie den Dynamo (grün), die Befestigungslinien an den Schutzblechen (rote Linie, hinten und vorne), das Frontlicht am Lenker, Fransen an den Griffen sowie die Pedale (grün). Ergänzen Sie außerdem die gegenüberliegende Strebe am Hinterrad (dunkelblauer Strich).

 

LETZTE DETAILS DER ZEICHNUNG

Zeichnung A: Die bereinigte, saubere Linienzeichnung.
Zeichnung B: Ergänzen Sie drei kleine Querstreben am hinteren Teil des Fahrrads (rote Pfeile).
Zeichnung C: Jetzt kolorieren Sie Ihr Fahrrad, fügen etwas Schatten hinzu und setzen es auf den Boden – fertig!

Wenn Sie später sehr detailliert und realistisch zeichnen möchten, empfiehlt es sich, auf kleinere technische Details zu achten – etwa die Mechanik an den Achsen oder die Glieder der Kette.

Und schließlich kommt noch eine zusätzliche Herausforderung auf Sie zu: eine Figur auf das Fahrrad zu setzen! Doch nehmen Sie sich dafür Zeit. Spielen Sie zunächst mit dem Fahrrad allein – das wird Ihnen Sicherheit geben. Man sollte nicht zu früh zu viel wollen.

 

Illustratorin und Redakteurin: Elo Illus