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durch Liam

Realistische Eule zeichnen: Schritt-für-Schritt-Anleitung

Realistische Eule zeichnen: Schritt-für-Schritt-Anleitung

Eulen sind faszinierende Greifvögel der Nacht. Lautlos gleiten sie durch den Wald, umgeben von Geheimnissen und der Mystik ihrer Umgebung. In diesem Artikel lernen Sie die Anatomie der Eulen kennen, um sie realistisch zu zeichnen – insbesondere den Uhu, Europas größten nachtaktiven Raubvogel, und die Schneeeule.

 
Anatomische Grundlagen der Eulen
Zunächst ist es wichtig zu wissen, dass der Begriff „Eule“ keine wissenschaftliche Klassifikation ist. Eulen und Käuze gehören zur gleichen Familie, unterscheiden sich jedoch durch Merkmale wie die Federbüschel auf dem Kopf, die sogenannten Aigretten. Diese bestehen aus Federn auf der Oberseite des Kopfes und spielen keine Rolle beim Hören, dienen aber als markantes Erkennungsmerkmal.

Beim Zeichnen sollten Sie beachten, dass die Knochenstruktur von Eulen unseren Gliedmaßen ähnelt. Die Beine entsprechen in der Abfolge den menschlichen Knochen, lediglich die „Finger“ tragen die Zehen. Auch die Flügel folgen einer ähnlichen Struktur wie unsere Arme, unterteilt in Oberarm, Unterarm und Handbereich, wobei der Handbereich die langen Flugfedern trägt.



ANATOMISCHE STUDIE DER EULE

Für eine realistische Darstellung ist die Anordnung der Federn entscheidend. Sie können die Flügel in vier Hauptgruppen einteilen:



 

Gruppe 1 (Blau): Verbindet den Flügel mit dem Körper; kurze Federn entlang Ober- und Unterarm.
Gruppe 2 (Grün): Mittlere Federn, die die Knochen abdecken und die Form des Flügels unterstützen.
Gruppe 3 (Violett & Rosa): Lange Spitzenfedern und kürzere, quadratische Federn am Flügelende.

Wenn Sie die Flügel von unten betrachten, erscheinen die Bereiche 1 und 2 nahezu identisch. Stellen Sie sich vor, Sie würden einen Arm bekleiden: Die langen Federn der Gruppe 4 liegen außen, während die inneren Federn die Hand verdecken.

 



DER UHU

Die Silhouette des Uhus ist massiv und imposant. Sein sehr beweglicher Kopf ist mit großen rot-orangen Augen versehen und wird von auffälligen Federbüscheln gekrönt, die etwa acht Zentimeter lang sind. Diese Federbüschel sind normalerweise leicht nach hinten geklappt, können je nach Situation jedoch flach am Kopf liegen oder sogar vertikal stehen. Wichtig zu wissen: Die Federbüschel haben keine Funktion beim Hören – sie dienen lediglich der optischen Signatur des Vogels.

Schauen wir uns nun die Struktur des Vogels genauer an.

 


 


Schema A – Skelett und Flügelstruktur
In Schema A zeigen die blauen Linien die Knochenstruktur: Wirbelsäule, Beine und die Begrenzung des Brustkorbs. Die violette Linie markiert den Flügel, aufgeteilt in drei Segmente, und der hellblaue Bereich definiert die Masse des Flügels.

Beachten Sie, wie die Beine deutlich länger erscheinen, als man auf den ersten Blick vermuten würde. In Rot ist der Schädelbereich dargestellt – ein oben leicht verkürztes Rechteck – und in Grün sehen Sie den Verbindungsbereich zwischen Kopf und Körper.

 
Schema B – Vereinfachte Volumendarstellung
Schema B zeigt eine vereinfachte Darstellung des Körpers bei beibehaltetem Kopfvolumen. Der Körper ist in Blau als Dreieck mit abgerundetem Rücken dargestellt. Die Flügel setzen oberhalb des Körpers an, direkt hinter der Halsverbindung (blauer Pfeil).

Der Schwanz ist in Rosa markiert. Beim Uhu ist er eher kurz und die Federn wirken kompakt. Die Beine sind stark vereinfacht, dargestellt nur als Strich für die Achse; der obere Teil des Oberschenkels verschwindet fast in den Bauchfedern.

Eine Herausforderung beim Beobachten und Zeichnen des Vogels besteht darin, dass über die gesamte Länge des Bauches viele lange Federn liegen. Diese verdecken die eigentliche Form des Körpers und füllen die Silhouette optisch auf.



DER EULENKOPF

DEN KOPF VON VORNE ZEICHNEN




Schema A – Kopf und Schnabel
In Rot sehen Sie das Rechteck des Kopfes (oben etwas kürzer). Ein horizontaler blauer Strich in der Mitte des Rechtecks markiert die Oberseite des Schnabels.

Vom Schnabel aus können Sie ein Dreieck ziehen, das nicht bis in die oberen Ecken des Rechtecks reicht. Dieses Dreieck hilft Ihnen, die Position der Augen (über der blauen Linie) und der Federbüschel (siehe Schema B) zu bestimmen.

In Grün ist der Verbindungsbereich zwischen Kopf und Körper dargestellt.

 
Schema B – Federbüschel und Maske
Die Federbüschel liegen auf den oberen Ecken des Schädels, nicht direkt oben, sondern gut sichtbar auf der Vorderseite des Vogels. Der violette Bauplan gibt die Grundstruktur für die Federbüschel (hellgrün) vor:

Eine kräftige, sehr dunkle Feder bildet die Basis, darunter in Dunkelblau weitere Federn.
In Hellblau finden Sie kürzere, hellere Federn.
Kleine Pfeile zeigen Ihnen den Punkt, um den Sie die Ausrichtung der Federbüschel spielen können.

DAS AUGE DER EULE ZEICHNEN

Die Augen sind groß, rund und klar umrissen. Die Augenlider (rot markiert) sind dünn und ohne Wimpern. Das obere Augenlid kann leicht den oberen Teil des Augapfels bedecken. Bei einer realistischen Zeichnung sollten Sie die Anordnung der Federn im Bereich der Augenlider (orange schraffiert) beachten.

Die Pupille ist rund und sehr dunkel. Die Iris zeigt Orangetöne, die ins Rötliche oder kräftige Goldgelb übergehen können.



 

DER SCHNABEL DER EULE

Der Schnabel besteht aus einem oberen Teil (blau) und einem unteren Teil (grün). Der untere Teil bleibt meist unsichtbar und ist etwas kürzer als der obere.

Die Färbung des Schnabels ist dunkel, von Schwarz bis Dunkelgrau, das Innere ist rosa. Bei der Schneeeule ist die Kopfform runder und die 8-förmige Maske breiter. Unter dem Schnabel markieren schraffierte Linien die Federn der unteren Schnabelzone (lila).



 



FÜßE DER EULE

Zeichnung A zeigt einen linken Fuß mit wenigen Federn, möglicherweise eines jungen Vogels. Zeichnung B zeigt den linken Fuß eines Erwachsenen, fast vollständig gefiedert.

Die Krallen bestehen aus vier Fingern, sehr ausgeprägt. Auf breiten Flächen zeigen die Finger 1–3 nach vorne, Finger 4 nach hinten. Auf dünnen Ästen kann Finger 3 zur Seite oder nach hinten bewegt werden, um Stabilität zu gewährleisten.

Die vereinfachte Darstellung zeigt Gelenke als blaue „Kugeln“. An der Basis der Krallen ist ein kleiner Hautüberschuss (grün) sichtbar, die Schuppenstruktur (orange) zieht sich entlang des Beines.



EULEN IN VERSCHIEDENEN SITUATIONEN ZEICHNEN

Wir zeichnen zwei Eulen: einen Uhu im Flug und eine Schneeeule am Boden. Die Zeichnungen bleiben suggestiv, ohne hyperrealistische Muster.

EINE EULE IM FLUG ZEICHNEN




Schritt 1: Zeichnen Sie das Rechteck für den Kopf.

Schritt 2: Geben Sie dem Kopf etwas Volumen, da wir ihn in einer ¾-Ansicht darstellen.

Schritt 3: Markieren Sie die Mitte auf der Oberseite des Schädels (blauer Pfeil) und ziehen Sie von dort die Rückenlinie. Im Flug wird der Körper horizontal sein.

Schritt 4: Schließen Sie den Körper, indem Sie grob die Form eines oben abgerundeten Dreiecks beibehalten. Verlängern Sie die Form leicht wegen der Verzerrung der ¾-Ansicht. Ziehen Sie von der Rückenlinie eine Leitlinie für den Schwanz.

 

Schritt 5: Setzen Sie zwei Punkte (in Rosa) für die Oberschenkel. Denken Sie daran: Der obere Teil der Beine hebt sich nicht wirklich ab. Nutzen Sie die Hälfte der Körperlänge (blaue Linien) zur Orientierung.

Schritt 6: Zeichnen Sie die Beine. In Blau markieren Sie die Achse in der Mitte der Länge und Breite des Kopfrechtecks.

Schritt 7: Die Verbindung der Linien auf dem Kopf ermöglicht die Positionierung der oberen Schnabelpartie. Von dort aus zeichnen Sie ein Dreieck, um die Augen und Federbüschel zu platzieren. Setzen Sie die Flügelansätze auf dem Rücken leicht hinter das Rechteck des Kopfes, um den Halswirbelraum zu berücksichtigen.

Schritt 8: Ziehen Sie die Flügel. Beachten Sie die Perspektive: Der linke Flügel erscheint etwas gerader, da er uns mehr zugewandt ist, während der rechte Flügel stärker gekrümmt wirkt.



 



Schritt 9: Zeichnen Sie die Gefiederbereiche der Flügel. Die Federn am Ende von Zone 4 sind länger (rosa Zone, siehe Flügelschema). Überprüfen Sie die Beine und platzieren Sie die Knochen des Oberschenkelendes, Unterschenkels und der Zehen.

Schritt 10: Füllen Sie die Silhouette unter Hals (rosa) und Bauch (grün) aus. Diese Bereiche sind durch dichtes Gefieder aufgepolstert. Strecken Sie bei Bedarf den linken Flügel leicht (blaue Zone) aus der ¾-Perspektive.






Schritt 11: Zeichnen Sie die Linien über den Konstruktionslinien neu. In Grün markieren Sie Muskeln am Flügelansatz. In Violett heben Sie verstärkte Bereiche hervor. Achten Sie auf weiche Übergänge zwischen hinterem Bein und Schwanz. Hinter dem Flügel liegen die Federn kurz und zerzaust.

Schritt 12: Ergänzen Sie individuelle Merkmale.

Kolorierung

 

Schritt A: Grundierung in sanfter Farbe auftragen.
Schritt B: Maske des Kopfes, Unterseite der Flügel, Schwanz, Hals, Bauch und Beine kolorieren.
Schritt C: Augen und Schnabel einfärben. Dunkles Grau für die Gefiedergrundlage, Spitzen der Federn und Verbindungsbereiche der Flügel schwärzen. Linien am Schwanzende nachziehen.



 



Schritt D: Das Gefieder mit fast schwarzen Flecken detaillieren. Augen mit Schwarz umranden.
Schritt E: Schatten unter Flügeln und Bauch hinzufügen, weiße Akzente für Licht setzen.

Da haben wir sie! Das Betrachten von Fotos von Eulen oder anderen Vögeln hilft Ihnen, sich nach und nach mit diesen Details vertraut zu machen.



Viel Spaß beim Zeichnen!



Illustratorin und Redakteurin: Elo Illus