Die besten Materialien zum Manga-Zeichnen für Anfänger
Du hast sicherlich schon einmal darüber nachgedacht, deinen eigenen Manga zu zeichnen, ein faszinierendes Drehbuch zu schreiben und originelle Figuren zu entwickeln, aber du weißt nicht, mit welchem Medium du deine ersten Seiten gestalten sollst? In diesem Artikel werden wir die vielfältigen Materialien erkunden, die dir zum Zeichnen deines eigenen Mangas oder Drehbuchs zur Verfügung stehen.
Traditionelle Technik, digitale Technik oder beides?
Die erste Frage, die du dir sicherlich schon gestellt hast, ist, ob du dich für die traditionelle oder die digitale Technik entscheiden sollst.
Unter traditioneller Zeichentechnik versteht man im Allgemeinen die Methode, bei der Zeichnungen vollständig auf Papier erstellt werden. Sie hat den Vorteil, dass sie oft intuitiver ist, da die meisten Zeichner mit dem Zeichnen auf Papier begonnen haben. Wenn du also Anfänger bist, wirkt diese Technik meist natürlicher. Allerdings ist sie in der Regel langsamer und schwieriger zu korrigieren.
Digitales Zeichnen hingegen ist eine Technik, die sowohl von Hobbyzeichnern als auch von Profis zunehmend verwendet wird. Dafür benötigst du ein Grafiktablett und eine Zeichensoftware. Auch wenn digitales Zeichnen eine gewisse Eingewöhnung erfordert, bietet es unbegrenzte Korrekturmöglichkeiten und viele praktische Werkzeuge, die dir die Arbeit erleichtern.
Letztlich musst du dich aber nicht zwingend für nur eine Technik entscheiden. Du kannst beide auch kombinieren. Wenn du dich beim Skizzieren mit dem Bleistift wohler fühlst, aber das Tuschen dir schwerfällt, kannst du deine Skizzen einscannen und digital überarbeiten. Umgekehrt, wenn du das Gefühl von Papier unter deinem Stift magst, aber nicht auf digitale Hilfsmittel verzichten willst, kannst du deinen Entwurf am Tablet machen, ausdrucken und anschließend von Hand tuschen.
Im weiteren Verlauf dieses Artikels konzentrieren wir uns hauptsächlich auf die traditionelle Zeichentechnik, da die Materialvielfalt hier größer ist. Am Ende werfen wir jedoch auch einen kurzen Blick auf die digitale Methode.
Die Skizze
Fangen wir mit dem Skizzieren an, auch bekannt als Vorzeichnung oder Entwurf der Seite. Wenig überraschend wird diese meistens mit einem Bleistift angefertigt. Es gibt viele verschiedene Arten von Bleistiften, aber wenn du direkt auf deinem finalen Zeichenpapier arbeitest, solltest du zu einem härteren Bleistift greifen.
Greife dabei bevorzugt zu Stiften aus der H-Reihe statt zur B-Reihe. Je höher die Zahl vor dem H, desto härter und trockener der Stift – und desto einfacher lassen sich die Linien wieder wegradieren. Aber Vorsicht: Ein zu harter Stift wie ein 9H hinterlässt kaum Graphit auf dem Papier, wodurch du stärker aufdrücken oder mehrmals über dieselbe Stelle gehen könntest. Das kann dein Papier beschädigen und schwer radierbare Linien hinterlassen – was du unbedingt vermeiden willst. In der Regel reicht ein 3H vollkommen aus, aber probiere ruhig verschiedene Härtegrade aus, um den passenden Stift für deinen Zeichenstil zu finden.
Es ist auch möglich, deine Skizze mit einem Buntstift zu zeichnen, normalerweise wird dafür blau oder rot verwendet. Der Vorteil dabei ist, dass du direkt darüber tuschen kannst, ohne etwas ausradieren zu müssen. Tatsächlich ist es möglich, das Blau (oder Rot) beim Scannen deiner Seite digital zu entfernen und nur die fertige Zeichnung zu behalten.
Dafür gibt es spezielle Stifte, sogenannte „Zweifarbstifte" mit zwei Minen: einer blauen und einer roten. Sie werden gemeinhin im Bereich Manga und Cartoon verwendet. Obwohl es nicht notwendig ist, sie zu radieren, sollte dennoch beachtet werden, dass sie sich nur schwer ausradieren lassen.
Apropos Radiergummi: Du kannst problemlos ein klassisches weißes Radiergummi verwenden, um Fehler zu korrigieren. Es entfernt Graphit effizienter als ein Knetgummi, kann aber auf Dauer das Papier stärker beanspruchen. Das Knetgummi hingegen radiert zwar etwas sanfter, ist formbar und schonender zum Papier.
Ein zusätzlicher Pluspunkt: Beim Radieren entstehen keine kleinen Krümel, was deinen Arbeitsplatz sauber hält. Wenn du die Präzision des Knetgummis mit der Power eines klassischen Radierers kombinieren möchtest, gibt es Präzisionsradierer mit extrem feinen weißen Spitzen – sowohl in manueller als auch elektrischer Ausführung.
Zu guter Letzt: Wenn du Druckbleistifte bevorzugst, solltest du wissen, dass es eine Vielzahl verschiedener Minen gibt, sowohl harte als auch weiche, und natürlich auch in verschiedenen Farben.
Welches Papier sollte man für das Zeichnen von Mangas wählen?
Im letzten Abschnitt wurde bereits das sogenannte „endgültige“ Papier erwähnt – also das Papier, auf dem du deine finale Zeichnung anfertigst und später auch tuschst. Im Gegensatz dazu steht das Skizzenpapier, bei dem es sich technisch gesehen um beliebiges Papier handeln kann. Für deine fertige Seite solltest du allerdings auf hochwertigeres Papier setzen.
Der erste Punkt, den du beachten solltest, ist das Grammatur deines Papiers – sie steht für die Dicke. In der Regel sind 120 g/m² bis 180 g/m² absolut ausreichend. Falls du mit dem Pinsel arbeitest und viel Tinte verwendest, greif besser zu einer höheren Grammatur wie 200 g/m² oder sogar 250 g/m².
Dann kommt der Papier-Grain: Eine feine Körnung sorgt dafür, dass deine Werkzeuge besser über das Blatt gleiten – nimmt aber weniger Tinte auf. Eine grobe Körnung saugt Flüssigkeit gut auf, kann aber durch ihre Rauheit deine Linien verwackeln lassen. Für präzise Arbeit sind daher feine oder glatte Papiere ideal.
Was das Format betrifft: Auch wenn Mangas endlich im handlichen Taschenbuchformat erscheinen, werden sie meist auf größeren Seiten gezeichnet. A4 ist ein gutes Minimum – für mehr Arbeitsfläche eignet sich A3. Daneben gibt es in Japan auch gängige Manga-Formate wie B5 (etwas kleiner als A4) und B4 (etwas größer als A4).
Extra-Tipp: Falls du keine Lust hast, jedes Mal Hilfslinien, Ränder oder Panels einzuzeichnen, gibt’s auch praktisches Spezialpapier mit vorgedruckten blauen Rahmen und Maßlinien – ready to use und mega zeitsparend!
Das Material zum Reinzeichnen deiner Zeichnung
Sobald du deine Skizze fertiggestellt hast, geht’s ans Reinzeichnen – auch als „Tuschen“ bekannt, da dieser Schritt meist mit Tinte erfolgt. Es gibt verschiedene Werkzeuge zum Tuschen, aber wir konzentrieren uns hier auf die drei Hauptmethoden: Fineliner, Feder und Pinsel.
Fineliner – oder auch kalibrierte Filzstifte – haben Spitzen in verschiedenen Stärken und ermöglichen gleichmäßige Linien. Sie sind super einsteigerfreundlich und lassen sich easy mit Lineal und Geodreieck kombinieren, perfekt zum Zeichnen von Panels und Hilfslinien. Achte bei der Auswahl auf wasserfeste Tinte in Archivqualität, damit deine Seiten auch langfristig haltbar bleiben.
Auch wenn Fineliner oft im Set verkauft werden, kannst du dir dein eigenes kleines Line-Up zusammenstellen. Ideal ist ein Minimum an drei Stärken: ein feiner Stift (0,1 oder sogar 0,05 mm), ein mittlerer (0,2–0,3 mm) und ein dicker (0,5–0,8 mm).
Ein weiteres sehr beliebtes Tool zum Zeichnen von Mangas ist die Feder. Wie bei den kalibrierten Filzstiften gibt es verschiedene Arten von Federn, die mehr oder weniger dick und flexibel sind. Die beliebteste und vielseitigste Feder ist die G-Feder. Mit ihr lassen sich leicht feine Linien zeichnen, sie ist aber auch flexibel genug, um dicke Linien zu zeichnen und die Dicke während des Zeichnens zu variieren. Maru- oder Atome-Federn sind kleine, feine Federn, die sich perfekt für kleine Details eignen.
Die Saji-Feder hingegen ist eine große Feder, mit der man sehr dicke Striche zeichnen kann. Vermeide Schreibfedern wie die Sergent-Major, die in der Regel zu steif sind und nur wenige Strichstärken bieten. Schließlich ist es wichtig, einen Federhalter zu kaufen, der zur Stärke deiner Feder passt! Kleine Federn wie Maru und Atome benötigen im Gegensatz zu anderen Federn spezielle Federhalter.
Wenn du einen flexibleren Strich als den der Feder erzielen möchtest, kannst du dich auch für einen Brush Pen-Pinselstift entscheiden. Wie bei den Federn gibt es auch bei den Pinselstiften verschiedene Größen und Pinselspitzenformen. Verwende zum Zeichnen deiner Striche vorzugsweise Pinselstifte mit einer runden, feinen Spitze.
Wie bei den Finelinern kannst du bei den Pinselstiften je nach gewünschter Strichstärke zwischen verschiedenen Größen wählen. Du kannst auch breite Pinsel verwenden, um große Flächen zu schwärzen, und sogar abgenutzte Pinsel nutzen, um eine Vielzahl von Texturen zu erzielen.
Pinsel und Federn werden mit Tusche verwendet. Die Hauptmerkmale von Tusche (China-Tinte) sind ihre Deckkraft und ihre Viskosität. Du benötigst vorzugsweise eine relativ flüssige und deckende Tusche, um schöne tiefe Schwarztöne zu erzielen.
Wenn dir beim Tuschen ein Fehler unterläuft, kannst du deine Korrekturen ganz einfach mit etwas Gouache oder weißer Acrylfarbe übermalen. Vermeide Korrekturflüssigkeit, da diese schnell vergilbt. Wenn du sie finden kannst, gibt es auch weiße Tusche.
Die Endbearbeitung
Sobald dein Bild fertig ist, kannst du dich an die Volumengebung machen. In der Regel wird hierfür Rasterfolie verwendet. Dabei handelt es sich um eine selbstklebende Folie mit einer Musterschablone, mit dem du deinem Bild Graustufen-Effekte verleihen kannst. Traditionell besteht das Muster aus kleinen Punkten, aber mittlerweile gibt es alle möglichen Arten von Mustern.
Du benötigst außerdem ein kleines Cuttermesser oder Skalpell, um das Raster präzise auf deine Zeichnung zu schneiden. Es ist auch möglich, das Raster mit deinem Cuttermesser anzukratzen, um interessante Farbverläufe zu erzielen.
Wenn du kein Raster findest, kannst du deine Volumen auch direkt mit Tusche und Pinsel auftragen, indem du die Tusche mehr oder weniger verdünnst. Achte jedoch darauf, diese Technik nur auf relativ dickem Papier anzuwenden!
Und wie sieht es mit der digitalen Technik aus?
Wie bereits im Artikel erwähnt, lassen sich all diese Schritte auch vollständig digital umsetzen. Dabei hast du zwei Hauptoptionen: Grafiktabletts oder Zeichentablets mit eigenem Bildschirm.
Ein Grafiktablett ist ein Eingabegerät, das du direkt an deinen Computer anschließt. Es gibt sie mit oder ohne Bildschirm. Die Varianten ohne Bildschirm, auch aktive Zeichenflächen genannt, sind meist günstiger und bieten eine angenehmere Haptik beim Zeichnen. Sie erfordern allerdings etwas mehr Koordination, da du beim Zeichnen auf den Monitor und nicht auf die Tabletoberfläche schauen musst.
Das wirkt anfangs vielleicht ungewohnt, wird aber mit etwas Übung ganz natürlich. Tablets mit integriertem Bildschirm sind meist intuitiver zu bedienen, haben jedoch oft weniger Reibung, da du direkt auf Glas zeichnest – der Stift gleitet also viel leichter darüber.
Da Grafiktabletts über den Rechner laufen, brauchst du auch eine entsprechende Zeichensoftware wie Photoshop, Clip Studio Paint oder Krita, die auf deinem PC installiert ist.
Tragbare oder mobile Zeichen-Tablets müssen nicht an einen Computer angeschlossen werden. Sie sind mit einem Bildschirm ausgestattet und werden daher genauso wie Grafiktablets mit Bildschirm verwendet. Um darauf zeichnen zu können, muss jedoch ebenfalls eine Zeichensoftware installiert werden, wie Procreate für Apple-Tablets und Clip Studio Paint oder Krita für Android-Tablets.
Jetzt bist du endlich bereit, deine eigenen Manga-Comics zu zeichnen, sowohl traditionell als auch digital! Probiere verschiedene Tools aus, bis du das perfekte Tool gefunden hast: das, das am besten zu dir passt.
Écrit et illustré par Louis Grieves