Wasser zeichnen lernen: Über Transparenz, Bewegung und Reflexion
Hallo zusammen! Heute möchte ich Ihnen ein zentrales Element vieler Landschaftszeichnungen vorstellen: Wasser. Oft neigen wir dazu, es als flache, blaue Fläche darzustellen – dabei bietet Wasser so viele visuelle Reize, die sich kreativ umsetzen lassen. In diesem Artikel zeige ich Ihnen, wie Sie Wasser und seine Reflexionen realistischer und interessanter zeichnen können.
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DIE GRUNDLAGEN DES WASSERZEICHNENS
Ziel ist es nicht, Physiker oder Physikerin zu werden – dennoch hilft ein grundlegendes Verständnis darüber, wie sich Wasser verhält, um es glaubhaft darstellen zu können.
Wasser ist transparent – das wissen wir alle. Dennoch wird es häufig als blau gezeichnet. Diese Farbe stammt meist von der Spiegelung des Himmels. Wenn Sie das Meer an einem grauen Tag gesehen haben, wissen Sie, dass es auch perlgrau oder sogar grünlich erscheinen kann.
Das folgende Prinzip ist zentral: Wasser reflektiert Licht wie ein Spiegel, allerdings wird ein Teil des Lichts gebrochen. Ist die Wasseroberfläche ruhig, entstehen klare Spiegelungen. Bei unruhiger Oberfläche (z. B. bei Wind) werden Reflexionen unregelmäßiger und verzerrter – wie bei einem zerbrochenen Spiegel.
Diese Erkenntnis eröffnet Ihnen viele kreative Möglichkeiten, um unterschiedlichste Wasserflächen überzeugend darzustellen.
Im Bild unten sehen Sie, wie der Himmel und der Boden die Wasseroberfläche beeinflussen.
WASSER UND SEINE TRANSPARENZ
Ein Klassiker zum Einstieg ist der Wassertropfen – ideal, um Volumen, Transparenz und Reflexion auf kleinem Raum zu üben:
DER WASSERTROPFEN
1. Beginnen Sie mit einem farbigen Hintergrund – das macht die Effekte sichtbarer.
2. Skizzieren Sie ovale Tropfenformen – wie kleine Kartoffeln.
3. Fügen Sie einen (sehr!) weichen Schatten hinzu, um das Volumen des Tropfens zu suggerieren.
4. Zeichnen Sie den Schlagschatten mit etwas Abstand – dieser sollte den ersten Schatten nicht berühren.
5. Fügen Sie eine sanfte Reflexion am unteren Rand hinzu – sie zeigt die Transparenz.
6. Platzieren Sie eine zweite, hellere Lichtreflexion am oberen Rand – sie verstärkt den Glanz.
Fertig sind Ihre realistischen Wassertropfen!
DER WASSERWÜRFEL
Eine der bewährten Zeichenübungen, die oft empfohlen wird, ist das Würfelzeichnen. Sie helfen, die Eigenschaften des Elements, das man zeichnet, zu verstehen, ohne sich in eine vollständige Landschaftsarbeit zu vertiefen.
1. Zeichnen Sie einen einfachen Würfel.
2. (Digital) Füllen Sie den Würfelbereich mit Farbe, um gezielt darin zu arbeiten.
3. Hell oben, mittel rechts, dunkel links – so erzeugen Sie Volumen durch Lichtverteilung.
4. Verdunkeln Sie die Ecken für mehr Tiefe.
5. Zeichnen Sie Lichtstrahlen im Inneren – unterschiedlich intensiv für Realismus.
6. Fügen Sie Schaum auf der Oberseite hinzu.
7. Zeichnen Sie die Reflexionen des Schaums auf dem Boden.
8. Ergänzen Sie Details: kleine Punkte, Lichtflecken, feine Strukturen.
Und voilà – Ihr Wasserwürfel wirkt dreidimensional und lebendig.
DIE TIEFSEE
Um das Thema Transparenz zu veranschaulichen, verwende ich in diesem Beispiel die Tiefsee. Das Prinzip gilt jedoch ebenso für Seen, Bäche oder jede andere Wasserfläche, bei der durch klares Wasser der Blick auf den Grund möglich ist.
1. Beginnen Sie mit einem Farbverlauf von Dunkelblau zu Gelb, um Tiefe und Lichtverhältnisse zu simulieren.
2. Skizzieren Sie Felsformen am Meeresboden – idealerweise in organischen, leicht unförmigen (kartoffelartigen) Silhouetten.
3. Legen Sie die Farbbasen der Felsen an: Je weiter ein Felsen im Hintergrund liegt, desto mehr scheint das Wasser ihn zu überdecken – dadurch wird er weniger sichtbar. Nutzen Sie daher im Hintergrund bläuliche Töne, in der Mitte Blau-Grün und im Vordergrund beige Farbtöne für eine natürliche Tiefenwirkung.
4. Verleihen Sie den Felsen Volumen durch Schatten. Die Felsen im Hintergrund erhalten nur einen sehr zarten Schatten, während die vorderen Felsen mit einem grünlichen Schatten versehen werden – so wird deutlich, dass sie teilweise unter Wasser liegen.
5. Um die Wirkung des Wasservolumens zu verdeutlichen, verwischen Sie leicht die Felsen im Hintergrund – sie wirken dadurch weniger scharf als die vorderen.
6. Modellieren Sie die vorderen Felsen mit einfachen Licht- und Schattenkontrasten, um Struktur und Präsenz zu erzeugen.
7. Zeichnen Sie Schaumeffekte entlang der Felsränder, indem Sie feine Linien einsetzen – das sorgt für Lebendigkeit und Bewegung.
8. Fügen Sie gezielte Lichtreflexe in Weiß hinzu, insbesondere im Zentrum des Bildes – das bringt Helligkeit und Tiefe in die Szene.
Und schon ist Ihre Unterwasserwelt vollständig! Eine gelungene Darstellung, bei der Licht, Tiefe und Transparenz stimmig zusammenspielen.
DIE WASSERSPIEGELUNGEN
Wir werden hier darüber sprechen, wie man Wasser in den meisten Landschaften zeichnet, in denen Wasser, Teiche, Seen und manchmal sogar Buchten dargestellt werden.
REFLEXIONEN AUF RUHIGEM WASSER
Ich beginne damit, meine Landschaft zu zeichnen. Dabei bevorzuge ich es, das Wasser erst ganz zum Schluss hinzuzufügen, da es stark von der umgebenden Szenerie abhängt und deren Farben und Formen widerspiegeln soll.
Nun füge ich eine Farbbasis ein und aktiviere dabei die Alpha-Sperre (digital), um ausschließlich im Bereich des Wassers arbeiten zu können.
Anschließend lege ich eine Grundfarbe für das Wasser fest:
Im Vordergrund verwende ich ein helles Blaugrün, während ich für den Mittelgrund und Hintergrund auf dunklere Nuancen zurückgreife.
Um dem Bild mehr Tiefe und Realismus zu verleihen, arbeite ich gerne mit einer großen Bandbreite an Farbtönen, die von Blau bis Grün reichen.
Da die Wasseroberfläche sehr glatt ist, wirkt sie wie ein natürlicher Spiegel. Deshalb beginne ich damit, die Spiegelbilder der umliegenden Berge im Wasser nachzuzeichnen.
Im Vordergrund füge ich zusätzlich einige hellere Reflexionen ein – mithilfe von feinen Linien und Punkten –, um so die Transparenz des Wassers insbesondere in der Nähe der Uferbereiche zu betonen.
Und damit ist dieser Abschnitt zum Thema stehende Gewässer abgeschlossen!
PFÜTZEN ALS ECHTE SPIEGEL
Pfützen – das ist für Sie vermutlich nichts Neues – sind flache, mehr oder weniger große Wasserflächen ohne Strömung. Genau deshalb reflektieren sie ihre Umgebung nahezu perfekt, ähnlich wie ein Spiegel.
Ich beginne damit, die Landschaft um die Pfütze herum zu zeichnen. Gerade digital ist dieser Schritt besonders einfach: Ich spiegle die bestehende Landschaftsebene und füge sie in den Bereich der Wasserpfütze ein.
Anschließend verwische ich die Spiegelung leicht, um mehr Realismus zu erzeugen.
Zuletzt ergänze ich Tiefendetails an den Seiten der Pfütze, um ihr mehr Struktur und Räumlichkeit zu verleihen.
Und das war’s mit dem Zeichnen von Wasserpfützen!
REFLEXIONEN AUF BEWEGTEM WASSER
Wie wir ganz am Anfang gesehen haben, werden Reflexionen unregelmäßig und verzerrt, sobald sich das Wasser bewegt. In diesem Abschnitt zeige ich Ihnen, wie Sie genau diesen Effekt zeichnerisch umsetzen können.
Zunächst fertigen Sie eine schnelle Skizze mit abgerundeten Formen an – diese stellen die Bewegungen der Wasseroberfläche dar. Anschließend erstellen Sie einen Farbverlauf, der von einem mittleren Blau zu einem etwas helleren Blau reicht.
Färben Sie nun das Innere der ersten Formen in Dunkelblau ein. Um den typischen Welleneffekt zu erzeugen, achten Sie darauf, dass die Formen im Hintergrund breiter sind und nach vorne hin kleiner werden.
Im nächsten Schritt ergänzen Sie weitere abgerundete Formen in einem etwas helleren Blau, vor allem im Vordergrund.
Danach setzen Sie helle Reflexionen mit einem sehr hellen Blauton, vor allem in die Bildmitte, um dem Wasser mehr Lebendigkeit zu verleihen.
Zum Schluss zeichnen Sie feine Punkte und Linien in Weiß, um die letzten Lichtreflexe auf der Wasseroberfläche hervorzuheben.
Und so entstehen realistische Reflexionen auf bewegtem Wasser!
WASSER IN BEWEGUNG ZEICHNEN
Wir sind jetzt beim Teil über die Bewegung des Wassers angelangt, und wir werden mit der Bewegung in eher langsamen Gewässern beginnen.
LANGSAME GEWÄSSER (Z.B. BÄCHE)
1. Zeichnen Sie den Bachverlauf und die Umgebung.
2. Kolorieren Sie die Landschaft.
3. (Digital) Arbeiten Sie mit Farbbasis und Alpha-Sperre.
4. Zeichnen Sie Schattenlinien für die Bewegung.
5. Ergänzen Sie Lichtreflexe mit Linien und hellem Blau.
6. Setzen Sie finale Lichtpunkte zur Verstärkung.
Und das war's schon!
SCHNELLE FLÜSSE
Zeichnen Sie zuerst die Flussform und Umgebung.
(Nur digital) Ich beginne damit, eine Farbbasis anzulegen, um mithilfe der Alpha-Sperre ausschließlich im Bereich des Wassers zu arbeiten.
Diese Phase muss nicht ausgearbeitet werden, es geht vielmehr darum, die verschiedenen Bewegungen des Wassers zu erkennen, die durch die im Flusslauf vorhandenen Elemente wie Wasserfälle oder Felsen entstehen.
Anschließend füge ich Schatten an der Basis des Gewässers sowie um alle Elemente herum hinzu.
Dann markiere ich die Wasserfälle, indem ich mit einem hellblauen Stift Linien zeichne.
Am Ende jedes Wasserfalls füge ich etwas Schaum hinzu, um das Gewicht des fallenden Wassers zu betonen, und beginne, einige Linien zu skizzieren, die die Strömung andeuten.
Darüber hinaus ergänze ich Reflexionen an der Basis des Wasserfalls, in der Mitte (durch einfache Linien) und an den Stellen mit Schaum.
Zum Abschluss zeichne ich weitere Linien entlang des Wasserlaufs, um die Bewegung noch deutlicher hervorzuheben. Zusätzlich setze ich einige Punkte im Schaum, die die durch den Wasserfall erzeugten Wassertropfen symbolisieren.
Und das war’s für die schnelleren Gewässer!
HOHE WASSERFÄLLE
Ich beginne damit, die Volumen meines Wasserfalls zu skizzieren. Anschließend zeichne ich die Umgebung rund um den Wasserfall.
Dann kolorieren Sie das Dekor. (Bei traditioneller Zeichnung empfehle ich, den Bereich hinter dem Wasserfall nicht zu kolorieren.) Danach füge ich das Wasser am Fuß des Wasserfalls hinzu.
Diese Phase erfordert keine detaillierte Zeichnung, da es hauptsächlich darum geht, die verschiedenen Bewegungen des Wassers zu erkennen, die durch die im Wasserlauf vorhandenen Elemente wie Wasserfall und Felsen entstehen.
Ich lege die Farbgrundlagen, indem ich Linien ziehe – zuerst in Dunkelblau und anschließend in Blau –, um einen Eindruck von Geschwindigkeit zu erzeugen. Die Basis meines Wasserfalls färbe ich mit bogenförmigen Linien ein.
Dann füge ich zahlreiche Striche in mittlerem Blau hinzu, um eine ausgewogene Basis für den gesamten Wasserfall zu schaffen. Helle blaue Linien setze ich gezielt, um Kontraste zu erzeugen.
Um die Bewegung des Wasserfalls zu betonen, werde ich auf jeder Ebene leicht rauchige Effekte hinzufügen. Zudem ergänze ich weitere weiße Reflexionen.
Auf jeder Stufe des Wasserfalls zeichne ich viele weiße Spritzer, die ich durch kleine Kreisbögen, Linien und Punkte darstelle.
Zum Schluss füge ich einige Details hinzu, wie kleine Wasserfälle und weitere Spritzer.
Und damit sind die Wasserfälle fertig!
WELLEN ZEICHNEN
Wir befinden uns nun im allerletzten Teil, der viele Konzepte zusammenfasst, die wir bereits zuvor angesprochen haben: Transparenz, Reflexion und Bewegung.
ROLLENDE WELLEN
Ich beginne damit, die Silhouette meiner rollenden Welle zu zeichnen, inspiriert von einem Pfeil, der sich um sich selbst dreht.
(Nur digital) Ich füge eine Farbbasis hinzu, um nur im Bereich des Wassers zu arbeiten (mit Alpha-Sperre).
Dann lege ich die Grundfarben an: Das Wasser ist am unteren Ende des Zylinders am stärksten präsent und wird daher in einem dunkleren Blau eingefärbt. Das Zentrum des Zylinders ist in der Regel der am wenigsten dichte Teil, deshalb wähle ich dort ein helleres Blau.
Im nächsten Schritt füge ich in Hellblau den Schaum über den gesamten oberen Teil der Welle sowie entlang ihrer Länge hinzu, indem ich abgerundete und gestreckte Formen zeichne, die der Form der Welle folgen.
Zum Schluss bringe ich Weiß ein, um dem oberen Teil und den Seiten der Welle mehr Volumen zu verleihen. Dabei achte ich darauf, dass das Ganze abgerundet wirkt. Zusätzlich setze ich einige weiße Punkte, die Wassertropfen andeuten.
Und so entstehen die rollenden Wellen!
STRANDWELLEN
Ich beginne mit der Skizze.
Danach kolorieren Sie den Strand und den Himmel.
Die ersten Wellen sind sehr fein und dadurch fast transparent. Deshalb verwende ich Farben, die dem Sand ähneln, jedoch etwas dunkler und bläulicher sind. Dabei lasse ich Bereiche frei, in denen der Sand sichtbar bleibt, um diese Transparenz hervorzuheben. Je näher die Wellen dem Meeresspiegel kommen, desto dunkler werden sie.
Nun zeichne ich den Schaum an der Basis der Wellen in hellblauen und weißen Tönen. Das hilft, die Wellen klar vom Sand abzuheben.
Anschließend widme ich mich der Grundfarbe des Meeres, die ich in Graublautönen gestalte – nah am Himmel in der Ferne heller, um die Perspektive zu betonen, und intensiver am Anfang jeder Welle.
Zum Schluss füge ich den Schaum der größeren Wellen hinzu: Zuerst in Blau, dann in Weiß. Außerdem ergänze ich einige Reflexionen an der Basis der Vordergrundwellen, um eine optische Kontinuität zum Strand herzustellen.
Und damit sind wir beim Strand angekommen!
Wir haben jetzt viele verschiedene Techniken gesehen, Wasser zu zeichnen – durch Transparenz, Reflexionen und Bewegung. Ich hoffe, Ihnen hat dieser Einblick gefallen und Sie freuen sich darauf, künftig viel Wasser in Ihre Zeichnungen zu integrieren!
Illustratorin und Redakteurin : Chléo Pouteou