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durch Liam

Die Grundlagen der Perspektive

Die Grundlagen der Perspektive

In diesem Artikel beschäftigen wir uns mit den grundlegenden Regeln der Perspektive. Sie helfen Ihnen dabei, Ihren Zeichnungen Tiefe und Volumen zu verleihen. Bevor wir erklären, wie Perspektive konkret angewendet wird, werfen wir einen Blick in die Geschichte, um zu verstehen, wie sich ihr Einsatz im Laufe der Jahrhunderte entwickelt hat. Anschließend zeigen wir Ihnen verschiedene Arten der Perspektive und wie Sie diese praktisch einsetzen können.

 

Was ist Perspektive eigentlich?

 

Die Perspektive umfasst Techniken, mit denen Sie dreidimensionale Objekte – wie Tiere, Figuren oder Landschaften – auf einer zweidimensionalen Fläche (z. B. Papier oder einem digitalen Zeichenprogramm) darstellen.
Es gibt mehrere Arten von Perspektiven, die sich in Komplexität und Darstellungstiefe unterscheiden.

 

 

DIE PERSPEKTIVE IM LAUFE DER GESCHICHTE

Man muss wissen, dass es verschiedene Arten der Perspektive gibt und unterschiedliche Methoden, diese darzustellen. Vielleicht haben Sie schon von der Kavalierperspektive, der Malerperspektive oder auch der Zentralperspektive gehört.

Um Verwirrungen zu vermeiden, möchte ich Ihnen zunächst kurz erklären, was die Kavalierperspektive genau ist:

 

Sie ist ein zeichnerisches Werkzeug, mit dem dreidimensionale Objekte auf einem Blatt Papier dargestellt werden können – allerdings ohne Fluchtpunkt. Das bedeutet, dass die Größe der Objekte nicht kleiner wird, wenn sie weiter entfernt liegen. Es handelt sich hierbei um eine besondere Form der Perspektive, die nicht darauf abzielt, eine realistische Sichtweise wiederzugeben, sondern vielmehr Informationen über die Tiefe eines Objekts zu vermitteln. Sie ist leicht umzusetzen und gilt als eine eher naive Perspektive, die keine echte „Raumvision“ erzeugt. In freihändigen Zeichnungen angewandt, kann sie zu Mehrdeutigkeiten führen: Ein entferntes Objekt wirkt dabei manchmal so, als würde es sich ober- oder unterhalb eines anderen befinden.

 

 

Nun zur Zentralperspektive, die als erste systematisch verwendet wurde:

 

Diese Methode stellt ein Objekt oder Gebäude so dar, wie es von einem bestimmten Blickwinkel aus gesehen wird – und zwar auf einer Ebene, die als Bildtafel bezeichnet wird. Die Zentralperspektive ist eine Form der Zentralprojektion, bei der das Objekt auf diese Bildtafel projiziert wird, um einen realistischen Eindruck von Raum und Tiefe zu erzeugen.

 

 

Mit diesen beiden Definitionen können wir nun einen Blick auf die historische Entwicklung der Perspektive werfen.

 

Bei den Römern und den Griechen:

Die Römer und Griechen kannten die Perspektive nicht so, wie wir sie heute verstehen. Dennoch hatten sie Methoden entwickelt, um räumliche Darstellungen anzulegen. Man unterscheidet dabei drei Entwicklungsstufen:

Zunächst wurden Pläne einer gleichen Figur übereinandergelegt.
Danach folgte die seitliche Staffelung der Figuren.
Schließlich entstanden Malereien, bei denen eine Art kavalierperspektivische Staffelung erkennbar war. Erst danach traten in ihren Werken Fluchtpunkte auf.

 

Im Mittelalter:


Die Fortschritte der Antike wurden wieder in Frage gestellt. Bis zum 15. Jahrhundert legte man in der Kunst mehr Wert auf die erzählerischen Qualitäten eines Bildes als auf realistische Darstellungen. Der Raum war dabei „geschlossen“ und durch die Sphäre der Fixsterne begrenzt. Innerhalb dieses Raumes inszenierten Künstler Figuren, die durch symbolische Bedeutungen bestimmt waren, ohne sich an Zeit- oder Raum-Einheiten zu orientieren. So konnte dieselbe Figur mehrfach im Bild erscheinen, und ihre Größe richtete sich nach ihrer Stellung in der sozialen oder religiösen Hierarchie, nicht nach der tatsächlichen Entfernung.

 

Zur Renaissance:

Im Jahr 1415 führte Filippo Brunelleschi auf dem Platz San Giovanni in Florenz sein erstes berühmtes Experiment durch. Er malte eine Außenansicht des Baptisteriums und entwickelte eine Vorrichtung namens „Travolta“, mit der das Gemälde optisch mit dem realen Gebäude zur Deckung gebracht werden konnte. Das Bild war auf eine Seite der Travolta gemalt, die ein kleines Loch hatte. Man hielt die Travolta so vor sich, dass die unbemalte Seite zu einem zeigte, und blickte durch das Loch auf das Gebäude. Dann platzierte man einen Spiegel auf Armlänge zwischen Travolta und Bauwerk. Wenn alles richtig ausgerichtet war, stimmte das im Spiegel reflektierte Gemälde genau mit dem Teil des Gebäudes überein, den man betrachtete.

 

KONSTRUKTION UND GRUNDLAGEN DER PERSPEKTIVE

 

Jetzt, da Sie etwas mehr über die Geschichte der Perspektive wissen, wenden wir uns der praktischen Frage zu: Wie baut man eine Perspektive auf?

 

DIE HORIZONTLINIE

Zuerst zeichnen Sie die Horizontlinie. Diese Linie befindet sich auf Augenhöhe und verläuft gerade – dabei kann sie die leichte Krümmung der Erde andeuten. Aus der Ferne betrachtet erscheint die Horizontlinie als Grenze zwischen Erde und Himmel.

 

DIE FLUCHTPUNKTE

Der Fluchtpunkt ist der Punkt, an dem parallele Linien in einer perspektivischen Zeichnung zusammenlaufen. Jede Ebene in einer Szene besitzt ihren eigenen Fluchtpunkt – vorausgesetzt, die Linien dieser Ebene verlaufen nicht parallel zu einer anderen Ebene.

Vereinfacht gesagt besteht die Horizontlinie aus einer unendlichen Anzahl von Fluchtpunkten.

In der Zentralperspektive kann ein Objekt mit einem, zwei oder sogar drei Fluchtpunkten dargestellt werden. Welcher Fluchtpunkt verwendet wird, hängt von der Ausrichtung des Objekts und den parallelen Linien ab, die seine Form bestimmen. Je mehr Fluchtpunkte verwendet werden, desto größer können die perspektivischen Verzerrungen sein.

Zum Schluss ist es wichtig zu verstehen, dass der Fluchtpunkt ein imaginärer Punkt ist, der das optische Phänomen abbildet, dass sich parallele Linien am Horizont scheinbar treffen.

Hier sehen Sie eine kleine Skizze, die das Prinzip veranschaulicht:

 

 

 

 

 

 

 

Es gibt einen Artikel, der dem gewidmet ist: Perspektive und Fluchtpunkte.

VERWENDUNG DER PERSPEKTIVE

Verwendung von Perspektiveffekten

Perspektive wird in vielen Bereichen eingesetzt, zum Beispiel im industriellen Zeichnen, um die Form von Bauteilen klar und verständlich darzustellen. Ebenso findet sie in der Filmindustrie und bei Videospielen Verwendung – vor allem zu künstlerischen Zwecken.

Die Darstellung von Volumen erfordert, dass verschiedene Bildebenen nacheinander aufgebaut werden. Allerdings ist dies nicht immer eine echte Perspektive, denn dabei muss die Entfernung der Objekte im Raum mitberücksichtigt werden. Wenn Sie zum Beispiel natürliche Landschaften zeichnen möchten, hilft es, diese zunächst in einfache Volumen wie Kreise, Dreiecke oder Rechtecke zu zerlegen. Viele Maler arbeiten vor echten Landschaften und verwenden dabei meist die Perspektive mit bloßem Auge.

Es gibt verschiedene Arten, Tiefe in einer Perspektive darzustellen. Einige Beispiele sind:

 

- Das Trompe-l’œil, eine Technik, die darauf abzielt, den Betrachter zu täuschen und eine Illusion von Realität zu erzeugen.

- Das Paradoxe, eine bewusst verfremdete Anwendung der Perspektivregeln, die Objekte zeigt, die in der realen Welt so nicht existieren könnten. Diese Technik bildet die Grundlage für optische Täuschungen, bei denen einfache Formen ohne viele Details trotzdem Tiefe und Thema vermitteln.

- Die lineare Perspektive, die in Europa die gängige Form der grafischen Darstellung ist. Sie wird in der Malerei, Zeichnung, im Comic, in der Werbung und Illustration verwendet und ist Teil der klassischen künstlerischen Ausbildung. Dabei wird eine Linie projiziert, die durch einen einzigen Fluchtpunkt auf einer Ebene verläuft.

- Die kurvilineare Perspektive, welche ein leicht gekrümmtes Bild erzeugt. Die lineare Perspektive erfasst nur einen kleinen Ausschnitt des Raumes mit einem begrenzten Blickwinkel. Die kurvilineare Perspektive erweitert diesen und zeigt, wie die Linien des Bodens „nach unten fallen“ und die der Decke „nach oben steigen“. Sie basiert auf Weitwinkelobjektiven von Kameras und kann bis zu einem 180-Grad-Blickwinkel abbilden.

Daneben gibt es weitere Arten wie die Luftperspektive oder die Anamorphose, die ebenfalls Tiefenillusionen erzeugen. Ich lade Sie herzlich ein, unseren Blogartikel zum Thema Tiefeneffekt zu lesen, um noch mehr darüber zu erfahren.

 

Wir werden jetzt zur praktischen Anwendung all dessen übergehen, was wir gerade besprochen haben. Das heißt, in Perspektive zu zeichnen.

 

ZEICHNEN MIT PERSPEKTIVE

Perspektive ist für viele Berufsfelder relevant – sei es für MalerInnen, ZeichnerInnen, ArchitektInnen oder GrafikdesignerInnen.

In diesem Abschnitt stelle ich Ihnen die drei häufigsten Arten von Perspektiven vor, unterschieden nach der Anzahl der Fluchtpunkte: Perspektive mit einem, zwei und drei Fluchtpunkten. Wir beginnen mit der einfachsten Variante – der Perspektive mit einem Fluchtpunkt.

 

PERSPEKTIVE MIT EINEM FLUCHTPUNKT

Stellen Sie sich eine Landschaft vor. Zeichnen Sie zunächst eine Linie auf Augenhöhe – diese ist Ihre Horizontlinie. Darauf platzieren Sie Ihren Fluchtpunkt.

Um beispielsweise einen Würfel zu zeichnen, zeichnen Sie zuerst eine senkrechte Linie im leeren Raum. Dann verbinden Sie die Enden dieser Linie mit dem Fluchtpunkt auf Ihrer Horizontlinie. So entsteht die Grundkonstruktion des Objekts im Raum.

 

Zuerst zeichnen Sie die Horizontlinie.

 

 

 

 

Anschließend platzieren Sie den Fluchtpunkt, setzen wir für das Beispiel in die Mitte unseres Bildes.

 

 

 

 

 

 

Es folgen die Linien, die es ermöglichen, unser Objekt im Raum zu konstruieren.

 

 

 

 

 

Und zum Schluss zeichnen wir unser Parallelepiped.

 

 

 

 

 

 

 

Sprechen wir jetzt über die Zweifluchtpunktperspektive.

 

PERSPEKTIVE MIT ZWEI FLUCHTPUNKTEN

Jetzt wenden wir dasselbe Verfahren an, jedoch mit zwei Fluchtpunkten auf derselben Horizontlinie. Diese beiden Fluchtpunkte befinden sich häufig an den Rändern Ihrer Arbeitsfläche. Bei Objekten, die in der Zweifluchtpunktperspektive dargestellt werden, fallen Ihnen vielleicht leichte Verzerrungen aufgrund des verwendeten Winkels auf. Diese Technik wird oft verwendet, um Innenräume, Stadtansichten, Gärten oder Landschaften aus einem dynamischeren Blickwinkel darzustellen.

 

 

 

 

 

Ein solches Paar von Fluchtpunkten eignet sich besonders gut, um etwa einen Innenraum zu skizzieren, in den Licht durch zwei Fenster einfällt, die sich nicht in derselben Ebene befinden.

 

 

 

 

 

PERSPEKTIVE MIT DREI FLUCHTPUNKTEN

Zum Abschluss betrachten wir die Dreifluchtpunktperspektive. Hier bilden die Fluchtpunkte ein Dreieck: Zwei Fluchtpunkte liegen an den Seiten Ihrer Arbeitsfläche, entweder oben oder unten, und der dritte Fluchtpunkt befindet sich gegenüber, also oben oder unten. Diese Perspektive vermittelt besonders stark das Gefühl von Höhe oder Tiefe und wird häufig verwendet, um beispielsweise hohe Gebäude aus einer dramatischen Perspektive darzustellen.

 

 

 

 

 

Darüber hinaus existieren weitere komplexere Perspektivarten, wie die kurvilineare Perspektive oder solche mit bis zu sechs Fluchtpunkten. Diese werden zum Beispiel bei Panoramen genutzt, um einen weiten Blickwinkel abzubilden.

 

Zum Abschluss:

Es ist bemerkenswert, wie viel Zeit der Mensch gebraucht hat, um das Konzept der Perspektive zu verstehen und zu beherrschen. Um perspektivisch korrekt zu zeichnen, sollten Sie folgende Punkte beachten:

- Den Raum gut analysieren, um leere und volle Bereiche voneinander zu unterscheiden.
- Parallele und senkrechte Linien sinnvoll einsetzen, um die gewünschte Perspektive zu erzeugen.
- Einfache geometrische Formen verwenden, um Volumen und Tiefe zu schaffen.
- Sich stets vor Augen halten, dass Perspektive eine Illusion ist, die durch Horizontlinie, Fluchtpunkte und Volumen erzeugt wird – so bauen Sie Ihre Zeichnung einfach, aber wirkungsvoll auf.

Wenn Sie tiefer in das Thema Perspektive einsteigen möchten, empfehle ich Ihnen den Grundlagenkurs im Zeichnen von Grégoire, der das Thema anschaulich und praxisnah vermittelt.

Redakteurin: Laure-Hélène