Motivation beim Zeichnen: 10 Tipps, um inspiriert zu bleiben
Hallo zusammen!
Vielleicht ist es Ihnen – wie vielen anderen auch – schon einmal passiert: Sie starten voller Motivation, bereit, endlich die Figur Ihrer Träume zu zeichnen oder an einer „Eine-Zeichnung-pro-Tag“-Challenge teilzunehmen. Anfangs läuft alles gut... und dann? Plötzlich ist die Luft raus. Sie sind unzufrieden mit Ihren Zeichnungen, die Motivation schwindet – und ehe Sie sich versehen, haben Sie seit Monaten keinen Stift mehr in die Hand genommen.
Dieses Muster ist sehr verbreitet. Deshalb möchte ich Ihnen heute 10 Tipps geben, wie Sie Ihre Motivation beim Zeichnen dauerhaft erhalten können:
1. LASSEN SIE SICH VON ANDEREN INSPIRIEREN
Wer eine Sportart ausübt, interessiert sich meist auch für andere Sportlerinnen und Sportler derselben Disziplin. Ein Fußballfan spielt vielleicht selbst im Verein, schaut aber auch regelmäßig Spiele. Ähnlich ist es beim Zeichnen: Es ist wichtig, sich die Arbeiten anderer Künstlerinnen und Künstler anzusehen. Das schult nicht nur Ihr Auge, sondern auch Ihre Vorstellungskraft. Häufig kommt die Lust zu zeichnen genau dann zurück, wenn wir sehen, was andere geschaffen haben.
Doch Vorsicht: Achten Sie darauf, nicht in einen übermäßigen Bilderkonsum zu verfallen, der dazu führen könnte, dass Sie sich mit anderen vergleichen und entmutigt fühlen.
Tipp: Schauen Sie sich Werke aus verschiedenen Stilrichtungen an – das eröffnet neue Perspektiven.
2. ERINNERN SIE SICH DARAN, WARUM SIE ANGEFANGEN HABEN
Mit der Zeit vergessen wir oft, was uns anfangs überhaupt zum Zeichnen bewegt hat. Um die Motivation wiederzufinden, rate ich Ihnen, sich wieder den Dingen zu widmen, die Ihnen die Lust am Zeichnen gegeben haben.
Fragen Sie sich: Was hat mir damals Lust aufs Zeichnen gemacht?
Wollten Sie Geschichten erzählen? Fanarts von Lieblingscharakteren erstellen? Porträts Ihrer Liebsten zeichnen? Sich beim Zeichnen entspannen? Farben aufs Papier bringen? Es gibt keine richtige oder falsche Antwort, diese Gründe gehören nur Ihnen. Aber es ist wichtig, sich Ihrer Intention bewusst zu sein, um weiterhin einen Sinn in dem zu finden, was Sie tun.
Wie wäre es, alle Gründe, die Ihnen in den Sinn gekommen sind, visuell umzusetzen?
3. FINDEN SIE DAS PASSENDE MEDIUM
Meistens beginnt der künstlerische Weg bereits im Kindergarten – mit dicken Buntstiften oder bunten Fingerfarben. Als Kinder haben wir Zugang zu einer großen Vielfalt an Materialien, doch mit zunehmendem Alter neigen wir dazu, uns auf wenige Medien zu beschränken – oft bleibt am Ende nur der klassische Bleistift übrig. Für manche Menschen ist das Zeichnen mit dem Bleistift genau das Richtige. Andere hingegen merken schnell, dass sie sich damit eingeschränkt fühlen und die Motivation verlieren.
Zum Glück gibt es eine Vielzahl an Zeichen- und Malmedien, die Ihnen völlig neue Ausdrucksmöglichkeiten eröffnen können. Ob Aquarellfarben, Marker, Kohle, Pastellkreide oder digitale Zeichenprogramme – es lohnt sich, verschiedene Techniken auszuprobieren. Finden Sie heraus, mit welchem Medium Ihre Kreativität richtig aufblüht. Denn genau das ist einer der besten Wege, langfristig motiviert zu bleiben.
Tipp: Manche Malmedien können recht teuer sein. Wenn Sie erst einmal verschiedene Techniken testen möchten, schauen Sie ruhig in Discountläden oder Online-Shops nach Einsteiger-Sets. Diese sind vielleicht nicht von höchster Qualität, aber ideal, um erste Erfahrungen zu sammeln und Ihren Favoriten zu entdecken.
4. ZEICHNEN SIE, WAS IHNEN SPAß MACHT
Dieser Rat mag banal erscheinen, ist aber entscheidend: Zeichnen Sie wirklich das, was Ihnen Freude macht! Ich begegne häufig Menschen, die gerne zeichnen, sich aber auf Themen konzentrieren, die ihnen eigentlich gar keinen Spaß machen – aus dem Gefühl heraus, „alles können zu müssen“.
Wenn Sie Porträts lieben, zeichnen Sie Porträts. Wenn Sie Autos oder Fantasy-Welten faszinieren – dann konzentrieren Sie sich darauf.
Mit der Zeit werden sich Ihre Lieblingsthemen ganz von selbst zu Ihren Stärken entwickeln.
5. GEHEN SIE EINEN SCHRITT NACH DEM ANDEREN
Es ist vielleicht einer der frustrierendsten, aber auch wichtigsten Ratschläge: Gehen Sie Schritt für Schritt vor, ohne Etappen zu überspringen. Oft neigt man dazu, etwa mit einer kleinen Zeichnung einer Figur zu beginnen, doch dann möchte man diese gleich in einer komplexen Perspektive darstellen – am Ende weiß man gar nicht mehr, wo man anfangen soll, ist mit dem Ergebnis frustriert und gibt schließlich auf.
Setzen Sie sich einfache und klare Ziele und gehen Sie schrittweise vor: Wenn Sie beispielsweise Charaktere zeichnen möchten, lernen Sie zuerst, diese frontal, im ¾-Profil, im Profil und von hinten in einer einfachen Position zu zeichnen. Danach gehen Sie zu den dynamischen Posen über. Als Nächstes lernen Sie ein wenig detaillierter die Anatomie, usw.
Jeder Schritt ist wichtig, um solide Grundlagen zu erwerben. Sie werden sehen: Bei jedem abgeschlossenen Schritt werden Sie das tolle Gefühl haben, etwas erfolgreich beendet zu haben.
6. FINDEN SIE IHREN RHYTHMUS
Es gibt keine richtige oder falsche Zeit und Dauer zum Zeichnen. Manche werden Ihnen raten, täglich 15 Minuten zu zeichnen, andere bevorzugen drei Stunden am Samstag. Wir alle haben einen unterschiedlichen Lebensrhythmus – daher sollten Sie einen Rhythmus finden, der zu Ihrem Leben und Ihren Bedürfnissen passt.
Am besten erkennen Sie zunächst die Momente, in denen Sie am meisten Lust zum Zeichnen haben, und beobachten, was dazu führt, dass Sie möglicherweise wieder aufhören. Indem Sie Ihre Gewohnheiten genau analysieren, können Sie den idealen Zeitpunkt für sich festlegen.
Um Fortschritte zu erzielen und ein gesteigertes Zufriedenheitsgefühl sowie eine hohe Motivation aufrechtzuerhalten, rate ich Ihnen dennoch, sich mehrere kurze Zeichenmomente pro Woche einzuplanen. Es muss kein ausgearbeitetes Kunstwerk sein – eine schnelle Skizze in Ihrem Skizzenbuch oder ein kleines Speedpainting reichen völlig aus. So bleiben Sie am Ball - ganz ohne Druck.
Wenn Sie weitere Tipps zum Thema Skizzenbuch möchten, sehen Sie sich diesen Artikel an: https://dessindigo.com/blog/dessin-carnet-croquis
7. AKZEPTIEREN SIE IHRE SCHLECHTEN ZEICHNUNGEN
Es gibt gute Tage und schlechte Tage. Manchmal können Sie noch so viel guten Willen haben – und trotzdem will es einfach nicht gelingen. Sie sind unzufrieden und haben den Eindruck, dass nichts stimmt. Das ist völlig normal und betrifft wirklich jeden – unabhängig vom Niveau oder der Erfahrung.
Selbst als Fachperson passiert es mir nach Jahren der Praxis noch, dass ich mir die Arbeit des Tages anschaue und denke: „Diese Zeichnung ist wirklich schlecht geworden.“ Am Anfang hat mich das sehr gestört. Wie kann man an einem Tag erfolgreich sein und am nächsten so enttäuschende Ergebnisse erzielen? Die Antwort: Es gibt viele externe Faktoren – Müdigkeit, Stress, Stimmung … All das beeinflusst unsere Leistung und ist oft unvorhersehbar und unkontrollierbar.
Die Lösung? Loslassen. Es ist nicht schlimm, eine Zeichnung zu verfehlen, unzufrieden zu sein oder sogar das Gefühl zu haben, „schlecht“ zu sein. In solchen Momenten ist es am besten, die aktuelle Arbeit beiseitezulegen und später darauf zurückzukommen – oder sie ganz loszulassen, wenn sie mehr Frust als Freude bereitet.
Das Wichtigste ist: Erinnern Sie sich immer daran, dass dies nur ein vorübergehender Zustand ist. Ein misslungenes Bild macht Sie nicht zu einem schlechten Zeichner oder einer schlechten Zeichnerin.
8. SEIEN SIE STOLZ AUF IHRE FORTSCHRITTE
Dieser Rat knüpft direkt an den vorherigen an: Genauso wie es wichtig ist, das Scheitern zu akzeptieren, ist es ebenso wichtig, den eigenen Fortschritt und Erfolg bewusst wahrzunehmen und wertzuschätzen. Vielen von uns fällt es schwer, die eigenen Fortschritte richtig zu erkennen. Zwar bemerken wir, dass unsere Zeichnungen besser werden, doch wirklich zu beurteilen, ob und wie sehr wir uns verbessert haben, ist manchmal gar nicht so einfach.
Eine der besten Übungen hierfür ist es, eine ältere Zeichnung noch einmal neu zu zeichnen – so können Sie direkt vergleichen, wie sehr Sie sich weiterentwickelt haben. Genau das zeigt auch das untenstehende Beispiel: Zwei Jahre liegen zwischen diesen beiden Zeichnungen. Auch wenn die rechte Zeichnung natürlich noch weiteres Verbesserungspotenzial hat, ist der Fortschritt klar erkennbar: eine bessere Anatomie, eine flexiblere Pose, ein sichererer Umgang mit Farbe und Textur … Kurz gesagt: Die Entwicklung ist sichtbar – und genau das motiviert enorm!
Denn wer einmal so viel besser geworden ist, kann sich sicher sein: In weiteren zwei Jahren wird die gleiche Zeichnung noch eindrucksvoller aussehen.
9. TAUSCHEN SIE SICH AUS UND TEILEN SIE IHRE ARBEIT
In allen Bereichen kommen Menschen in Gemeinschaften zusammen, um gemeinsam zu üben und sich über ihre Leidenschaft auszutauschen. Ich empfehle Ihnen dringend, Ihre Zeichenleidenschaft zu teilen und sich mit anderen Zeichenbegeisterten auszutauschen. Dies wird Ihnen ermöglichen, sehr nützliche Meinungen und Ratschläge zu erhalten, um Fortschritte zu machen, aber auch Unterstützung von anderen Personen mit demselben Interessenschwerpunkt wie Sie zu finden.
Das Dessindigo-Forum: https://dessindigo.com/forum
10. GÖNNEN SIE SICH BEWUSST ZEICHENFREIE ZEIT
Das mag der überraschendste Ratschlag sein, aber es ist sehr wichtig, um die Motivation beim Zeichnen zu erhalten: Man sollte nicht immer zeichnen. Um produktiv zu sein und Freude am Zeichnen zu haben, muss unser Gehirn mit vielen verschiedenen Dingen gefüttert werden, sonst fühlen wir uns schließlich „erstickt“ und verlieren nach und nach an Kreativität und Motivation.
Ich rate Ihnen daher, Ihre Aktivitäten gezielt zu variieren: Treiben Sie Sport, schreiben Sie, lesen Sie, kochen Sie, gehen Sie spazieren … Es gibt unzählige Möglichkeiten, die uns neue Energie schenken und sowohl unseren Körper als auch unseren Geist nähren.
Indem Sie regelmäßig für Abwechslung sorgen, bereichern Sie Ihr Unterbewusstsein und geben Ihrem Gehirn die nötigen Impulse, um Kreativität, Interesse und Freude am Zeichnen langfristig aufrechtzuerhalten.
Das waren die 10 Tipps, um die Motivation beim Zeichnen aufrecht zu erhalten. Ich hoffe, dass dieser Artikel Ihnen gut tut und dass Sie durch die Anwendung dieser Ratschläge weiterhin viele Jahre lang mit viel Freude zeichnen werden! 😊
Illustratorin und Texterin : Chloé Pouteau