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durch Tristan de Dessindigo

Die 8 wichtigsten Regeln der Bildkomposition beim Zeichnen

Die 8 wichtigsten Regeln der Bildkomposition beim Zeichnen

Bild-Kompositionsregeln helfen, den Blick des Betrachters zu lenken und eine fließende und angenehme Wahrnehmung des Bildes zu ermöglichen. Für einen Anfänger im Zeichnen kann das Verständnis dieser Regeln zunächst übermäßig technisch erscheinen, doch sie sind eine gute Orientierungshilfe, um räumliche Gliederung des Bildes zu organisieren, die visuellen Elemente auszubalancieren und Dynamik hinzuzufügen. Diese Grundregeln sind keine strengen Vorgaben, sondern „Werkzeuge“, mit denen du die Wahrnehmung und Wirkung deiner Werke verbessern kannst. Wir werden also im Folgenden die acht wichtigsten Kompositionsregeln, also der künstlerschen Anordnung eines Bildes, betrachten.


DIE DRITTEL-REGEL

Die Drittelregel ist eine der einfachsten und am häufigsten verwendeten Regeln der Bildkomposition. Sie besteht darin, das Bild durch zwei horizontale und zwei vertikale Linien in neun gleich große Teile zu unterteilen und so ein Raster zu erhalten. Die Idee besteht darin, die wichtigen Elemente der Szene entlang dieser Linien oder an ihren Schnittpunkten (den sogenannten „Power-Points“) zu platzieren. Dies sorgt für einen dynamischeren und für den Betrachter ausgewogeneren Bildaufbau und hilft, die Tendenz zu vermeiden, dass Hauptmotive systematisch zentriert werden.

Für einen Anfänger ist diese Regel ein ausgezeichnetes Mittel, um dem Bild eine natürliche Struktur zu verleihen und den Blick auf fließende Weise durch die Szene zu führen.

DIE DIAGONALMETHODE

Die diagonale Komposition basiert auf Diagonallinien von 45 Grad aus jeder der vier Ecken des Bildes auf denen die sogenannten "Power-Points" liegen sollen. Das Ergebnis ist ein Eindruck von Bewegung, Dynamik und Energie des Bildmotivs. Diese Linien können Elemente des Bildes sein, wie beispielsweise ein Fluss oder eine Straße, oder völlig abstrakt, wie der Kontrast zwischen Licht und Schatten. Diagonalen fesseln den Blick und regen den Betrachter dazu an, das gesamte Bild zu erkunden. Für Anfänger kann es hilfreich sein, in Diagonalen zu denken, um eine Szene zu ansprechend zu strukturieren und zu starre Kompositionen zu vermeiden.


DIE S-KOMPOSITION

Die S-Komposition ist eine Technik, bei der eine geschwungene Linie durch das Bild verläuft und dabei ein „S” bildet. Sie kann verwendet werden, um den Blick auf ein Schlüsselelement zu lenken oder, um einen Eindruck von natürlicher Tiefe und fließender Dynamik im Bildaufbau zu erzeugen. Die Verwendung der S-Komposition ist besonders effektiv bei Landschaftsdarstellungen oder Szenen, in denen der Blick des Betrachters visuell durch das Bild geführt werden soll.


DER GOLDENE SCHNITT

Der Goldene Schnitt ist ein mathematisches Konzept, das auf die visuelle Komposition eines Bildes angewendet werden kann, um harmonische Proportionen zu schaffen. Er wird oft durch ein Rechteck dargestellt, dessen Maße dem Verhältnis 1:1,618 entsprechen. Durch die Aufteilung des Bildes nach diesem Verhältnis erhält man natürliche Blickpunkte, an denen die Schlüsselelemente der Szene platziert werden können.

Das Prinzip des Goldenen Schnittes ist subtiler und abstrakter als die Drittel-Regel, ermöglicht jedoch besonders ausgewogene und für das menschliche Auge ästhetische Kompositionen. Der Goldene Schnitt wird in der Regel mit Hilfe einer Kurve vereinfacht, sodass das mathematische Verhältnis nicht perfekt ist, aber die wesentliche Idee der Bildkomposition deutlich wird.


DIE ASYMMETRISCHE KOMPOSITION

Asymmetrie mag kontraintuitiv erscheinen, hat aber durchaus ihren Platz in der Bildkomposition. Im Gegensatz zu den Regeln, die eine gleichmäßige Verteilung der Elemente anstreben, sorgt Ungleichgewicht durch Asymmetrie für einen dynamischeren visuellen Effekt.

Indem man ein wichtiges Objekt am Rand des Bildes platziert, kann man eine interessante Spannung erzeugen, die die Aufmerksamkeit des Betrachters weckt. Dieses Prinzip eignet sich ideal für Szenen, bei denen man den Betrachter überraschen oder gezielt mit den strengen Regeln der klassischen Komposition brechen möchte.

DIE C-KOMPOSITION

Die C-Komposition basiert auf der Schaffung eines Bildaufbaus, der dem Buchstaben „C” ähnelt. Dabei werden die Elemente innerhalb eines Bildes so angeordnet, dass sie eine halbmondförmige C-Form bilden. Diese Anordnung lenkt den Blick des Betrachters auf natürliche Weise durch das Bild. Die C-förmige Bewegung erzeugt ein Gefühl von Kontinuität und Fluidität. Diese Technik wird häufig verwendet, um ein bestimmtes Element oder einen bestimmten Bereich des Bildes gewissermaßen „einzurahmen“, bzw. einen zentralen Punkt hervorzuheben.

Es ist eine gute Möglichkeit, ein Gefühl der Einheit oder Integrität in einem Bild zu erzeugen, indem der Blick zwar gelenkt wird aber gleichzeitig auf den wichtigsten Elementen verweilen kann.


DIE L-KOMPOSITION

Die L-Regel ähnelt der C-Regel, bildet jedoch einen rechten Winkel. Ein Element der Komposition (z. B. eine Linie oder ein Objekt) erzeugt eine L-Form und lenkt den Blick des Betrachters von einer Ecke des Bildes zur anderen.

Diese Bildkompositions-Regel ist nützlich, um den räumlichen Ausdruck ausgewogen zu gestalten und kann zudem ein hohes Maß an Stabilität und Struktur vermitteln. Für Anfänger ist die L-Komposition eine einfache Methode, um dem Bild eine gewisse Prägnanz zu verleihen und gleichzeitig einen fließenden Effekt zu gewährleisten.


DIE V-KOMPOSITION

Die V-förmige Bildkomposition besteht darin, Elemente so anzuordnen, dass sie zusammen ein „V” bilden, beispielsweise zwei Linien, die an einem Punkt zusammenlaufen, wie bei einer Tal-Ansicht. Diese Bildkomposition lenkt den Blick des Betrachters nach unten oder zur Bildmitte und erzeugt so einen Eindruck von Tiefe und Perspektive. Es ist eine besonders effektive Methode für Szenen, bei denen die Aufmerksamkeit des Betrachters auf einen bestimmten Punkt gelenkt werden soll. Der Tiefeneffekt kann beispielsweise in Landschaften oder Szenen mit linearen Strukturen gut eingesetzt werden.

Dies waren die 8 wichtigsten Regeln der Bildkompositio. Sie bilden eine solide Grundlage für jeden Anfänger, aber vergiss nicht, dass sie in erster Linie als Orientierungshilfe für die Gestaltung deiner Zeichnung dienen. Je mehr Erfahrung du sammelst, desto freier und kreativer kannst du sie anwenden. Oder aber auch überhaupt nicht anwenden. Dies ist deine Entscheidung. Betrachte sie also nicht als Hindernis, sondern als möglichen Leitfaden für deinen Fortschritt beim Zeichnen.

Redakteurin und Illustratorin: Chloé Pouteau